Die grösste offene Frage bleibt aber, ob es Gott auch wirklich gibt? - Wenn die Menschen die Diskurse um neodarwinistische Religionstheorie falsch verstehen, reduziert sich diese Theorie nur noch auf einen nackten Kampf ums Dasein. Die Hoffnungsbotschaften, welche gute Religionen auch enthalten und aus der Tiefe der kosmologischen Zeit stammen, werden verkannt, ebenso wie der Prozess hin zu friedlicheren Religionsbildern. Gewisse Theoretiker der neodarwinistischen Religionstheorie versuchen vielmehr das aggressive Element noch weiter zu steigern. Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins hat analog zu den agressiven Genen, die Idee von Memen entwickelt. Bei den Memen handelt es sich um Grundeinheiten von Information, welche dem Prozess der natürlichen Selektion unterliegen und sich replizieren. Sie sind eine weitere Steigerung von aggressiven "egoistischen" Akteuren neben den Genen und sie sollen virusgleich wirken! Die Metapher der Meme und ihre Wirkweise bleibt aber hypothetisch. Warum sollen wir von aggressiven Memen sprechen, die virusgleich wirken? Normalerweise reden wir von Ideen.
Das Wirken von Ideen wird in der Philosophie untersucht. Alternative, obskure Erklärungsversuche über das Wirken von Ideen aus dem 20. Jahrhundert sind die Seinsmetaphysik von Heidegger und der Poststrukturalismus.
Heidegger hat versucht eine neue Philosophiegeschichte zu schreiben. In seinem Mystizismus mit dem er sich umgab, versuchte er einen "anderen" Anfang der Philosophiegeschichte zu finden. Seine Idee war, dass wir zu objektivistisch denken. Angefangen bei den Vorsokratikern Kleinasiens entwickelte er eine neue Seinsmetaphysik. Eigentlich ein interessanter Versuch. Was aber bei Heidegger hoch problematisch ist, dass er seine Philosophie in einen obskuren, nebulösen Seins-Mystizismus verwandelte. Abgesehen von einer noch vertrauten Zuhandenheit der Dinge (wie z.B. der Hammer), zum gefühlskalten Mitdasein, dem jegliche menschliche Wärme und Dialogfähigkeit fehlt, endet seine Philosophie immer im Unheimlichen und der Angst. Klare Gedanken sind nicht mehr erkennbar. Es scheint mir, als mündet alle seine Philosophie in einem "Raunen des Seins". Was bei aller Kritik an Heidegger jedoch anerkannt werden muss, ist seine Auseinandersetzung mit dem Thema Tod. Aber auch zu diesem Thema hat er keine klaren Gedanken verfasst, sondern nur Vages, Undurchschaubares, Geheimnisvolles hinterlassen. Mit seinem Hauptwerk "Sein und Zeit" wollte er, ausgehend von der existenziellen Analyse des Menschen, das SEIN erforschen und so seine Fundamentalontologie begründen. Kants metaphysische Erkenntnisgrenzen haben ihn nicht gekümmert. Seine Fundamentalontologie ist ein wirrer Obskurantismus. Mir scheint da mehr sein Wille zur Macht am Wirken zu sein, sein Versuch "den Führer [Adolf Hitler] zu führen" und seine Geltungssucht als führender Philosoph angesehen zu werden. Was an Heideggers Todesphilosophie als inspirierend geschätzt werden kann, sind Begriffe und Metaphern wie das In-der-Welt-Sein des Menschen, der Weg von der Existenz zur Eck-sistenz, dem Hinausragen ins Nichts, das Sein-zum-Tode und wie es uns unheimlich wird und wir Angst empfinden, wenn wir darüber nachdenken. Heidegger hatte einen klaren Gedanken, dass wenn wir sterben, wir alleine sind, wir alleine sterben. Zur Daseinsberuhigung hatte er keine Beruhigungspille mehr mitzugeben. Als Katholik geboren und Priesterseminarist, hat er dieses abgebrochen und im Laufe seines weiteren Philosophierens radikal mit jeglicher Form von Glauben gebrochen. Dieser Zweig seiner Philosophie kann als fruchtbar anerkannt werden, insofern er den Existenzialismus inspiriert hat. Also eine Auseinandersetzung mit unserer Endlichkeit angesichts der Möglichkeit, dass kein Gott und kein Jenseits existiert. Heutige Existenzialisten haben aber noch stärkere existenzielle Bilder gefunden, wie der Mensch, der im unendlichen Universum verloren ist. Hier ist die Resonanz noch stärker! Heidegger hat aber mit seiner Philosophie des Unheimlichen, der Angst und des Todes den Nihilismus der Nazis geschürt!
Der Poststrukturalismus scheint mir da schon ergiebiger zu sein. Es geht um Sprache und wie sie unser Denken beeinflusst. Am interessantesten scheint mir hier der Ansatz von Foucault zu sein. Er untersucht alles was geschrieben ist und wie dieses Geschriebene einen Einfluss auf uns hat. Er findet Strukturperioden in der Geschichte. Die während dieser Zeit geltenden Weltbilder können als Paradigmen bezeichnet werden. Mit seiner Machtanalyse zeigt er aber auch auf, wie schnell und unberechenbar es zu Strukturbrüchen und Paradigmenwechsel kommen kann. Deswegen die Bezeichnung Post-Strukturalismus.
Die Zukunft der Ideenforschung wird aus einer Kombination von Neuroforschung und der Analyse des "Kollektiven Gedächtnis der Menschheit" bestehen. Mit der Neuroforschung werden die materiellen Korrelate, welche unser Denken bestimmen, naturwissenschaftlich untersucht. Eine Naturalisierung unserer Ängste, also eine genaue Erklärung, wie unser Hirn Angst entstehen lässt, wird der Angst vielleicht etwas von ihrem Stachel nehmen. Anderseits wird es weiterhin um die Substanz unseres Denkens gehen und damit darum, welche Bilder unsere Psyche hervorbringt. Was wir als Menschen im Laufe unseres Lebens erleben, prägt unsere Psyche entscheidend. Aber auch unser Weltbild und im weitesten Sinne unsere Religion prägen unser Denken und Handeln. Hier sehen wir, wie unser Tod in Form von Todesangst bereits heute einen Schatten auf unser Leben wirft.
Neben der Lebenskraft ist es der Schatten des Todes, welcher unser Leben bestimmt. Dass wir Menschen sterben müssen und das schon heute wissen, zeichnet den Menschen aus und unterscheidet ihn von den Tieren. Die Religionen sind die Antwort des Menschen auf seine Sterblichkeit.
Damit komme ich nun auch endlich zum Kern meines Posts über die Abgründe des Menschlichen. Ich bin überzeugt, dass es nicht nur normaler Sadismus ist, welcher die Menschen zum Bösen führt. Adolf Hitler z.B. hatte eine schwere Kindheit. Er wurde von seinem Vater, der Alkoholiker war, regelmässig brutal verprügelt. Anderseits liebte ihn seine Mutter abgöttisch. Hatte sie doch vor Adolf bereits zwei oder drei Kinder verloren. Neben der Gewalt, die klein Adolf von seinem Vater widerfuhr, war der Verlust seiner geliebten Mutter in noch jungen Jahren, wohl ein einschneidendes und prägendes Erlebnis in seinem Leben. Gemäss Aussage des Hausarztes verkraftete Hitler die Mitteilung, dass seine Mutter bald an Brustkrebs sterben wird, nur sehr schwer. Bereits 1943 hat die Vorgängerorganisation des CIAs versucht ein Polit-Profil von Hitler zu erstellen. Im Zentrum der damaligen Analyse stand der Ödipuskomplex, soweit ich es verstanden habe (vgl. The Nizkor Project).
Interessant wäre es, die weitere Entwicklung des Führers von Nazi-Deutschland zu verfolgen. Ich glaube, dass neben psychologischen Faktoren auch die religiöse Dimension eine zentrale Rolle gespielt hat. Hitler ist in ein katholisches Umfeld in Oberösterreich hineingeboren worden. Nach dem durchlebten Grauen des 1. Weltkriegs begann sich sein politisches Weltbild im München Ende der 1910er, Anfang der 1920er Jahre auszubilden und zu radikalisieren. Einerseits war er im stockkatholischen München mit einem Wunderglauben konfrontiert, welcher verkündete, dass Gott auch weiterhin zu den Menschen spricht. So wurde z.B. die schöne Basilika Vierzehnheiligen im fränkischen Staffelstein zum Gedenken an die wundersame Erscheinung des Jesuskinds erbaut. 1445 ist - der Legende nach - das Jesuskind dreimal dem Schäfer Leicht erschienen. Die Leute glaubten wohl an die Erscheinung des Schäfers Leicht, weil es sich so leichter glauben lässt. Aus der gleichen Zeit stammen die eindrücklichen Bilder des Nürnberger Malers Albrecht Dürrer. Dürrer lebte ebenfalls in der Zeit um 1500. Auf dem letzten Bild seines Zyklus zur Apokalypse zeigt Dürrer wie der Erzengel Michael den Teufel für 1000 Jahre fesselt. Wie die weitere Entwicklung gezeigt hat, konnte Hitler in diesem mittelalterlichen, kindlichen katholischen Wunderglauben aber keinen Halt mehr finden. Mir scheint es aber, dass sich bei Hitler Bilder der biblischen Apokalypse festgesetzt haben.
Als nächstes wollen wir uns auf die Nazi-Ideologie im Allgemeinen konzentrieren und versuchen ihren Gehalt vor einem religiösen Spiegel besser zu verstehen. Mit dem Aufstieg der Nazis ist die alte deutsche Kultur implodiert! Nicht nur der katholische Glaube, auch der deutsche Protestantismus ist genau so kläglich gescheitert. Was nun kommen sollte, ist der radikalste Bruch mit der Moderne, welche das Abendland je erlebt hatte. Angesichts der Ideologie, welche die Nazis ausbildeten und der ungeheuren zivilisatorischen Katastrophe, welche sie auslösten, muss hier der eigentliche Beginn der Postmoderne gesehen werden.
Die Post-Moderne ist das, was nach der Moderne kommt. Die Postmoderne ist eigentlich ein Begriff aus der Philosophie und den Gesellschaftswissenschaften, welcher gemeinhin auf Beginn der 1980er Jahre datiert wird. Die alten, tragenden Säulen der modernen Zivilisation, die Geschichte der Vernunft in der Philosophie und die Emanzipation und Selbstbestimmung des Individuums in der Gesellschaft werden in Frage gestellt. Es kommt zu einer Pluralisierung sowohl in der Epistemologie, wie auch der Lebensstile. Einzelne „Elemente“ können aus dem grösseren Strukturganzen herausgelöst werden und fast beliebig neu kombiniert werden. Diese Intensivierung der Kreativität ist grundsätzlich sehr begrüssenswert. Aber die neuen Verflechtungen sollten friedlichere und lebenswertere Lebenswelten entstehen lassen. Was die Nazis hervorgebracht haben, war indes so ziemlich die maximal vorstellbare Antithese zu dieser Friedensvision. Heidegger, einer der geistigen Väter des Nationalsozialismus, war - nach Nietzsche - der grosse Nihilist Deutschlands. Mit Nietzsche war seine Philosophie vom Tod Gottes geprägt und gegen Kierkegaard gab es keine Möglichkeit mehr aus der Todesangst heraus einen Sprung in den Glauben zu finden. Und anders als der friedliebende Nihilismus Buddhas war seine Botschaft eine der Sinnlosigkeit und der Angst. Nach Heidegger sollte sich einem erst in der Angst die Wahrheit über das eigene Sein zeigen. Heidegger ist der Begründer dessen, was dann später in der postmodernen Theorie Derridas als Dekonstruktion bezeichnet wird. Heidegger hat zur Destruktion der abendländischen Tradition der Metaphysik angesetzt.
Hitler und seine Ideologen haben eine neuheidnische Form des religiösen Glaubens ausgebildet, welche mit Versatzstücken aus der biblischen Apokalypse, alten germanischen Mythen und Elementen hinduistischer Esoterik operierte. So ist die erste Postmoderne entstanden. Die bisher dunkelste und bluttriefenste Form ihrer Art. Es war eine Welt, in der es keinen Sinn mehr gab und nur noch die Angst und das Unheimliche regierten!
Die Nazis haben das alte, christliche Erbe umgedeutet und es in eine neue, aggressive, exklusive Heilslehre umgewandelt. Der grosse Theologe des NT Paulus hat die Weltgeschichte in die Abfolge von drei Reiche eingeteilt. Zuerst das Reich des Naturrechts und der Heiden, dann das Reich des mosaischen Glaubens (das AT), schliesslich das Reich des christlichen Glaubens (das NT). So das biblische Weltbild. Kirchenvater Augustinus hat diese Lehre weiterentwickelt. Er lebte um +400, einer historisch wichtigen Zeitenwende. In dieser Zeit wurde das Christentum zur Staatsreligion im Römischen Reich. Zugleich kam das Römische Reich durch germanische Völkerwanderungen unter Druck. Augustinus, ursprünglich Anhänger der dualistischen Religion des Manichäismus, interpretierte die Weltgeschichte als eine gewaltige Auseinandersetzung zwischen dem Reich Christi und dem Reich des Bösen, an dessen Ende – wie in der Offenbarung des Johannes prophezeit – das Königreich Gottes stehen wird. Eine Rechtfertigung des christlichen Glaubens war notwendig, da sich die Christen mit dem Vorwurf auseinandersetzen mussten, dass ihr Glaube das Römische Reich geschwächt hätte und so die Eroberung und Plünderung der Stadt Rom möglich wurde.
Die Nazis haben in ihrer schwarzen postmodernen Rekombination den christlichen Ausdruck des Dritten Reiches mit seiner ganzen Kraft und hoffnungsvollen Verheissung des Königreich Gottes genommen und für ihre Zwecke umgedeutet. In ihrer neuen Deutung war das Deutsche Kaiserreich, das erste Reich. Die Weimarer Republik nur ein Zwischenreich. Aber mit ihnen – den Nazis - sollte schliesslich das Hoffnung versprechende Dritte Reich anbrechen. In der Offenbarung des Johannes errichtet Christus für 1000 Jahre sein Reich auf Erden, bevor der Teufel für kurze Zeit noch einmal kurz freigelassen werden muss. Nur um ihn dann sicher für immer in die Feuersee zu verbannen. Bei den Nazis ist es nun die NSDAP, welche das 1000-jährige Reich für und mit den Deutschen als existenzielles Sinnprojekt verwirklichen will. An die Stelle des zweiten Kommens Jesu tritt nun Hitler als der deutsche Messias!
[Meine Vermutung ist, dass apokalyptische Bilder auch heute noch eine faszinierende Wirkung auf ein Massenpublikum haben. Im christlich-fundamentalistischen Amerika hat der Mormonen-Bischof Mitt Romney wahrscheinlich mit seiner Kirche der wahren Christen der Letzten Tage einige konservative Gläubige in Bann ziehen können. Nicht nur wegen der endzeitlichen Perspektive, sondern auch weil das Buch Mormon eine postmoderne Rekombination christlicher Element ist, die auf die amerikanischen Verhältnisse und religiösen Träume zugeschnitten ist. Man bekehrt sich zwar als christlicher Fundamentalist nicht zum Mormonentum, fühlt sich aber von seinen Elementen angezogen (vgl. Wikipedia Mormonentum)].
Zurück aber zu den Nazis und wie sie apokalyptische Energie im grossen Massstab entfacht haben. Um das dumme Volk vollkommen irre zu machen, haben sie noch esoterische Anleihen aus dem Hinduismus beigefügt. Das Stärkste - die Arier, welche von Norden her nach Indien eingefallen sind, wurde zum Inbegriff des deutschen Herrenmenschen. Das Friedlichste - die Swastika, das Symbol der Jains mit ihrer Ethik des Nicht-Verletzens wurde zum zentralen Symbol des deutschen Terrors – das Hakenkreuz! Damit das einfache Volk auch etwas hatte, mit dem es sich anstelle des ausradierten Christentums identifizieren konnte, liessen die Nazis die alten germanischen Sagen neu aufleben. Das Germanentum als neuer, alternativer Ursprungsmythos. So bekamen die Deutschen ihre postmodern zusammengewürfelte, hoch aggressive, exklusive, apokalyptische Blutreligion!
Warum waren aber die sozialen Umstände in Deutschland der Art, dass eine politische Bewegung, wie die der Nazis, Erfolg haben konnte?
Der 1. Weltkrieg und die darauf folgende Weltwirtschaftskrise haben das soziale Gefüge in Deutschland aufs extremste zerrüttet. Es gab zwar die Ära der „goldenen Zwanziger“, eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs der weltweiten Konjunktur. Politisch war die Zeit in Deutschland durch „das Experiment“ der ersten parlamentarischen, demokratischen Republik auf deutschem Boden geprägt – der Weimarer Republik. Es war eine Blütezeit der deutschen Kunst, Kultur und Wissenschaft. Mit dem Einbruch der Weltwirtschaftskrise 1929 wurde dieser Aufbruch aber jäh beendet. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 war - ähnlich wie die derzeitige - die Folge einer spekulativen Blase. Die Banken in den USA und Europa hatten zu viele Kredite vergeben. Die Blüte der „goldenen Zwanziger“ war nicht auf solidem wirtschaftlichem Grund gebaut. Ein Jahr vor der Machtergreifung Hitlers hatten die Arbeitslosenzahlen absolute Rekordwerte erreicht. Von ihrer Sozialisation her waren die deutschen Wähler noch im alten Deutschen Kaiserreich gross geworden. Deswegen muss den Deutschen die Unterordnung unter einen neuen Führer nicht so schwer gefallen sein. In so turbulenten Zeiten muss es auch etwas Beruhigendes gehabt haben, wenn man sich einfach in die Hierarchie einordnen konnte. Wenn die Welt aus den Fugen geraten ist und man sie nicht mehr versteht, dann kann das Sich-Einordnen auch daseinsberuhigend wirken. Damit das Sich-Einordnen auch wirklich gut gelang, wurden alle Medien gleichgeschaltet und zentralisiert. Von der Nazi-Ideologie abweichende Meinungen wurden nicht toleriert und zum Verstummen gebracht. Es galt: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer!“ Wer sich dazu bekennen konnte, fand Antwort auf seine Sehnsucht nach Zugehörigkeit.
In der sozialen Krise Anfang der 1930er Jahre war das soziale Band zwischen den Menschen zerstäubt. Die Individuen waren atomisiert. Die Gesellschaft war pulverisiert. Mit dem Staub der Individuen bildet man den Beton der totalitären Staaten. Die Deutschen erlebten härtesten Sozialdarwinismus. Da war Hitler - als neuer Messias - die Antwort auf ihre existenziellen Nöte. Er versprach den Deutschen, sie aus diesem Jammertal wieder herauszuführen. Mit seiner Aufrüstungspolitik hat Hitler es geschafft Deutschland wieder kriegsfähig zu machen. Zugleich war es gelungene keynesianische Wirtschaftspolitik. Die Deutschen fanden wieder zu Arbeit und Brot und auch schöne neue Autobahnen entstanden.
Den Preis, den sie dafür aber zu zahlen hatten, war jegliche zivilisatorische Hemmungen aufzugeben. Die Nazis waren eine blutrünstige Wolfsmeute. Die Schwächsten der Gesellschaft (Geisteskranke, Sinti und Roma und die Homosexuellen) wurden im Holocaust eliminiert. Ebenso die Juden. Die Motivation für den Terror war wohl eine doppelte: Einerseits mussten die Nazis eine Gruppe von Menschen ausgrenzen und terrorisieren, um allen anderen Deutschen klar zu machen, was mit ihnen passieren wird, wenn sie nicht bereit sind, sich in die faschistische Terror-Pyramide einzufügen. Anderseits hatten sie mit der Enteignung der reichen Juden etwas zu verteilen. Wer also bei den Nazis mitmachte, konnte etwas gewinnen. Nach der harten Zeit der Weltwirtschaftskrise bot Hitler den Volksdeutschen neue Perspektiven.
Dem Rassenwahn der Nazis lagen wahrscheinlich ebenfalls zwei Motive zugrunde. Einerseits hatte man für den Terror ein Inklusionskriterium um die In-Group der Volksdeutschen, welche zum Stand der Herrenmenschen und Arier erhoben wurden, von den Paria, den auszusondernden, zu terrorisierenden und auszulöschenden Untermenschen zu unterscheiden. Das zweite Motiv des Rassenwahns war dagegen darwinistisch inspiriert. Durch Zuchtwahl sollten stärkere und schönere Individuen herangezüchtet werden. Die deutsche „Rasse“ sollte „veredelt“ werden. Dabei wurde die nordische Rasse zum Ideal. Wahrscheinlich zur Abgrenzung gegen die Franzosen und Osteuropäer. [Warum aber der Führer selbst kein solcher blauäugiger, blonder Supergermane war, ist mir nicht ganz klar?] Blond und blauäugig waren wahrscheinlich einfach Gene, die weit in der Bevölkerung verbreitet waren. Es galt also um einen Idealtypus herum eine In- und eine Out-Group zu definieren. Im damaligen Zeitalter der Massenproduktion muss die Massenpsychologie noch gut gewirkt haben, so dass alle gleich aussehen wollten.
Nach Errichtung der Diktatur und der Installation der „scharfen Klingen“ nach unten, was die Unterdrückung und Aussonderung der Untermenschen anbelangte, richteten die Nazis ihre geballte Aggression nach aussen. Im totalen Krieg sollte für die Deutschen neuer Lebensraum gewonnen werden. Die deutsche Kriegsmaschinerie eroberte fast ganz Kontinentaleuropa. Auf der Höhe seiner Macht begann Hitler von der Weltherrschaft zu träumen. Mit vereinten alliierten Kräften konnte der deutsche Teufel schliesslich aber doch besiegt werden!
In zwei Weltkriegen hat sich Europa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts selbst zerfleischt. Damit hat das Abendland seine kulturelle, wirtschaftliche und politische Vormachtstellung in der Welt verloren. Die Neue Welt, die USA haben die Rolle der globalen Führungsmacht übernommen. Aber aus dem Nachkriegseuropa ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine friedlichere Staatenordnung hervorgegangen. Anstelle von Krieg (also alles für uns, nichts für euch), ist die friedlichere Logik der Wirtschaft getreten (also die Logik, dass beide Seiten bei einem Handel gewinnen sollten.) Die Europäische Union ist ein Friedensprojekt, in dem Wohlstand durch einen grossen, gemeinsamen Markt erwirtschaftet werden soll. Die EU-Kohäsionspolitik ist dabei Ausdruck europäischer Solidarität und soll wirtschaftlich zurückgebliebenen Regionen bei ihrer Entwicklung helfen. Dank der EU und ihrem Europarecht kommt es zu einer zunehmenden Verrechtlichung der zwischenstaatlichen Beziehungen. Aus ehemaligen Kriegsgegnern wurden Verbündete. Konflikte werden heute entlang gemeinsam bestimmter und anerkannter Regeln gelöst - der EU-Vertrag von Lissabon von 2009. Die „Gegner“ sind bereit sich gegenseitig anzuerkennen und versuchen durch Dialog zur Zusammenarbeit zu finden. Das Projekt Europa ist von der Hoffnung getragen, dass die Menschen Europas durch zunehmende Begegnung, durch Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Ideen lernen aus ihren engen Nationalismen herauszufinden. Ein Friedensprojekt mit hoffentlich globaler Ausstrahlung, so dass die Nazis zu einer "Lernkatastrophe" der Geschichte verkommen können.
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The darkness of the fallen angel or the
brightness of the rising ape?
Rise Buddha!
Unheilig - Geboren um zu leben
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