Mit dieser Aussage kommen wir zu einer Typologie des Christlichen Glaubens. Diese Typologie hat zwei Extreme. Das eine Extrem ist das moderne wissenschaftliche Weltbild. Es ist das Ergebnis der modernen Wissenschaften, wie sie sich seit der Aufklärung entwickelt haben. Grundlegend dabei sind die Naturwissenschaften. Naturwissenschaften sind materialistisch und kommen ohne die Annahme eines Gottes aus. Es sind die Naturgesetze, welche den Lauf der Welt erklären, nicht Gott. Entsprechend sind sie atheistisch. Auf der anderen Seite haben wir die "klassische Theologie", das archaische Christentum, das noch aus einer voraufgeklärten Zeit stammt. Hier wird die Bibel als unverrückbares Wort Gottes verstanden. Damit hat man vermeintliche Gewissheit. Man muss nur genau der Bibel folgen. Das Problem dieser Position ist, dass sie manchen Erkenntnissen der modernen Wissenschaften widerspricht! Die Welt und der Mensch sind nicht - wie im Buch Genesis beschrieben - von Gott in 6 Tagen erschaffen worden. Vielmehr ist das Leben langsam, über Jahrmillionen evolutionär entstanden. Aus einer aufgeklärten, naturwissenschaftlich geprägten Weltsicht sind auch die diversen "Wunder", wie sie die Bibel zahlreich beschreibt, unglaubwürdig.
Die moderne, evangelische Theologie nimmt nun eine Mittelposition zwischen diesen beiden Extremen ein. Dies soll am Beispiel zweier ihrer herausragendsten Köpfe verdeutlicht werden.
Da ist einmal Rudolf Bultmann. Einerseits hat er die Entmythologisierung der Bibel vorangetrieben. Er hat klargemacht, dass die Bibel durch das vor-wissenschaftliche Weltbild ihrer Schreiber von vor 2000 Jahren geprägt ist. Der Mythos lebt in ihr. In einem zweiten Schritt gilt es aber die Bibel existenzialistisch zu verstehen. D.h. in ihren Mythen den Kern der christlichen Botschaft zu erkennen. Die Bibel beschreibt auf existenzialistische Art und Weise Angst und Verzweiflung der Menschen. Macht aber auch deutlich - wie wir angesichts Gottes - wieder Glaube, Hoffnung und Liebe finden können. Das ist die "frohe Botschaft" des biblischen Glaubens.
Anderseits hat Paul Tillich versucht einen Dialog zwischen Theologie und der Philosophie, der Kunst, der Psychologie, der Geschichte, und anderen Wissenschaften zu etablieren. Er hat versucht Religion und Kultur miteinander zu korrelieren. Er machte deutliche, wie religiöse Symbole als Antwort auf die fundamentalen Fragen des Menschseins verstanden werden können. Symbole sind die Mittler, welche den kulturellen Austausch ermöglichen. Dabei wird das Symbol weit definiert: nicht nur Bilder, sondern auch Rituale, Geschichten, Heilige, und Ideen. Und es sind diese religiösen Symbole, die uns helfen Sinn zu finden. "Gott als Schöpfer" steht für die schützende und bergende Kraft angesichts der destruktiven und vernichtenden Kräfte. "Jesus der Christus" (der Messias) steht für vorbildlichen Mut und Liebe selbst in der tiefsten Verzweiflung. Das "Reich Gottes" steht für den Sinn der Geschichte, usw. Dies sind nur zwei Wege, die zeigen sollen, wie gute Theologie Sinn, Wahrheit und Schönheit ins Leben bringen will.
Eine gute Einführung ins Thema ist: "Theology - A Very Short Introduction", von David F. Ford, Oxford University Press, 1999.
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"Was ist so beunruhigend, wenn Menschen lachen?" - "Lachen tötet die Furcht. Und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben. Wer keine Furcht vor dem Teufel hat, der braucht keinen Gott mehr."
Ist es erlaubt über alles zu lachen? Können wir auch über Gott lachen?"
Ist es erlaubt über alles zu lachen? Können wir auch über Gott lachen?"
aus: 'Der Name der Rose', von Umberto Eco
"Die Rose ist ohne Warum, sie blüht, weil sie blüht,
Sie achtet nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie sieht."
Angelus Silesius
"Die Rose ist ohne Warum, sie blüht, weil sie blüht,
Sie achtet nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie sieht."
Angelus Silesius
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