Kindesmissbrauch, sexuelle Gewalt oder Misshandlung – in den Medien kursiert eine Reihe unterschiedlicher Begriffe. Viele dieser Bezeichnungen sind bei näherer Betrachtung problematisch.
Der Begriff „Kindesmissbrauch“ ist umstritten, weil das Wort „Missbrauch“ nahe legt, es gäbe einen legitimen sexuellen Gebrauch von Kindern. Auch alternative Begriffe, wie „sexuelle Gewalt“, „sexualisierte Gewalt“ oder „sexuelle Misshandlung“ sind sprachlich ungenau. Denn die Gewalt an sich ist nicht zwangsläufig sexuell, sondern sie wird benutzt, um sexuelle Ziele zu erreichen. Außerdem kann Missbrauch auch ohne körperliche Gewaltanwendung und ohne körperlichen Kontakt stattfinden – zum Beispiel in Form von Exhibitionismus oder Konsum von Kinderpornographie
Definition der Tat: Befriedigung auf Kosten des Kindes
Unter sexuellem Missbrauch versteht man jede sexuelle Handlung, die durch Erwachsene oder Jugendliche an, mit, oder/und vor einem Kind vorgenommen wird. Die Täterin oder der Täter nutzt die körperliche, psychische, kognitive und sprachliche Unterlegenheit des Kindes aus, um ihre oder seine Bedürfnisse auf Kosten des Kindes zu befriedigen.
Enge Definitionen beziehen ausschließlich Handlungen mit direktem und eindeutig als sexuell identifizierbarem Körperkontakt zwischen Opfer und Täterin bzw. Täter ein. Das heißt: ein Berühren, das unmittelbar der sexuellen Bedürfnisbefriedigung der Täterin oder des Täters dient. Dies reicht vom Anfassen der Brust oder den Genitalien des Kindes bis hin zur vaginalen, analen oder oralen Vergewaltigung.
Exhibitionismus und Pornographie: Auch das ist Missbrauch
Weite Definitionen von sexuellem Missbrauch umfassen zudem sexuelle Handlungen mit indirektem oder ohne Körperkontakt. Dazu gehören beispielsweise Exhibitionismus und die Nötigung des Kindes,
sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen oder pornografische Filme anzuschauen.
Mögliche Symptome: Ängstlichkeit, Rückzugstendenzen, Leistungsabfall
Eindeutige körperliche oder psychische Symptome, die auf sexuellen Missbrauch hindeuten, gibt es nicht. Es können aber Veränderungen bei den Betroffenen wahrgenommen werden – denn häufig senden Kinder mit ihrem Verhalten Signale aus. Ängstlichkeit, Leistungsabfall, Rückzugstendenzen, Konzentrationsschwäche, Stimmungsschwankungen und emotionale Durchbrüche, Ruhelosigkeit und Nervosität, Vermeidungsverhalten, sexualisiertes Verhalten oder eigene Gewalttätigkeit können solche möglichen Signale sein.
Folgen des Missbrauchs: Symptome manchmal erst im Erwachsenenalter
Wenn Kinder missbraucht werden, kann dies sehr unterschiedliche Folgen haben. Intensität und Dauer des Missbrauchs, der Grad der Abhängigkeit zum Missbrauchenden, persönliche Merkmale und die sozialen Beziehungen des Kindes spielen hierbei eine Rolle. Auch müssen die Symptome nicht unmittelbar nach dem Übergriff auftreten, sondern können sich zum Teil erst viel später bemerkbar machen. Manchmal treten die Folgen der Traumatisierung erst im späten Erwachsenenalter auf.
Kinder fühlen sich bei Missbrauch fast immer schuldig für das Geschehene, sie schämen sich und bleiben zugleich in der emotionalen Abhängigkeit vom Missbrauchenden. Zudem ist der Geheimhaltungsdruck eine ständige Belastung. Die von Missbrauch in der Familie betroffenen Kinder wollen in der Regel die familiären Beziehungen aufrechterhalten. Aufgrund dieser Gefühle und Einschätzungen trauen sie sich oft nicht, jemandem von den Missbrauchserlebnissen zu erzählen und Hilfe zu suchen. Häufig kommt zudem die Angst hinzu, dass ihnen möglicherweise nicht geglaubt wird.
Äußerungen und Verhaltensweisen von Kindern, die den Verdacht von sexuellem Missbrauch aufkommen lassen, sollten immer ernst genommen werden.
Bei Verdacht: Beratungsstelle kontaktieren!
Therapie
Die Auswirkungen von sexuellem Missbrauch sind vielfältig. Tief greifende Auswirkungen auf die eigene Person und ihre soziale Beziehungen, Schuldgefühle, Scham, Ekel, Angst vor Nähe, Misstrauen und Selbstabwertung können die Folge sein. Neben einer Postraumatischen Belastungsstörung (PTBS), (die nicht immer auftreten muss), kann es beispielsweise zu Teilamnesien, Depressionen, dissoziativen Störungen (DIS), Persönlichkeitsstörungen (Borderline), Bindungsstörungen, sexuellen Störungen, Suchtverhalten, Angststörungen, aggressiven Verhaltensmustern, selbstverletzendem Verhalten und Suizidversuchen kommen.
Sexuell missbrauchte Menschen befinden sich je nach Schwere des Missbrauchs und Ausprägung der Symptomatik in einer Art ständiger Alarmstimmung. Kleinigkeiten, die an das Trauma erinnern, sogenannte Trigger, wie zum Beispiel sexuelle Schlüsselreize, aber auch ganz individuelle, mit dem Missbrauchserlebnis in Zusammenhang stehende Auslöser, können körperliche Symptome wie Herz-Rasen, Zittern, Angstschweiss, Atemnot, Übelkeit und weiteren Symptome hervorrufen. Von Missbrauch Betroffene berichten immer wieder von Sprachlosigkeit, die sie in ihrem Alltag und auch in ihren Therapiestunden überkommt, wenn sie sich in Krisen befinden oder an das Trauma zurückerinnern. Sie sind unfähig auszudrücken, was sie fühlen oder denken, und unfähig, das Trauma mit Worten zu beschreiben. Helfen können Kreativtherapien, körperorinetierte Therapien und traumatherapeutische Verfahren.
Anklage: Missbrauch, 3sat Themenwoche
Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs
The Forgiveness Project
Traumatisierte Menschen leiden oft noch viele Jahre später unter dem Erlebnis. |
"Our Universalist message of hope says that Love has the final word and Love's work is to heal and forgive. It says that vaster than our wrongs is the vastness of the mystery; vaster than our missdeeds and hurts is the vastness of our kinship. It says the last vast thing is Love!"
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