Donnerstag, 29. November 2012

Bin ich ein Europäer?

Als Schweizer mit auch deutschen Vorfahren stell ich mir hin und wieder die Frage wer ich eigentlich bin? Das Problem eine persönliche Identität zu finden, ist eine ständige, sich neu stellende Herausforderung. Dabei bin ich überzeugt, dass wir versuchen sollten multiple Identitäten zu entwickeln. Angefangen bei der Verankerung im lokalen Bereich hier in Zürich, kann ich mich mit meinem Heimatland der Schweiz identifizieren. Dies v.a. weil ich fast mein ganzes Leben hier gelebt habe. Zusätzlich ist es die Identifikation mit meinen Vorfahren, welche aus dem Bündnerland stammen. Es steckt noch etwas von einem Rätoromanen in mir, also das Zugehörigkeitsgefühl zu einer verschwindend kleinen Ethnie von noch ein paar Zehntausend Menschen. Auch wenn ich diese Sprache selber nicht mehr gelernt habe, war ich doch als Kind immer wieder längere Zeit in Trun (GR). Meine ganze schweizer Verwandtschaft stammt aus dem selben Dorf. Erst die Generation meiner Mutter hat das Dorf verlassen und ist entweder in ein anderes Tal, in die Innerschweiz oder nach Zürich "ausgewandert". Väterlicherseits liegen meine Wurzeln in Deutschland, wo ich auch geboren worden bin. Als ich fünf Jahre alt war, sind wir zwar wieder in die Schweiz gezogen, aber ich habe auch weiterhin Verwandte auf der anderen Seite der Grenze. Deswegen kann ich mich auch mit den Deutschen, mit all ihren Grössen und leider auch ihren furchtbaren Abgründen identifizieren. Mein Interesse an Europa ist mehr von dieser Seite her geweckt. Da ich aber schon in jungen Jahren bereits einmal in Indien war, ist mein Horizont auch globaler geworden. Später habe ich Europa und Amerika kennengelernt. Eine prägende Zeit war mein Jahr am Europakolleg in Brugge. Zusammen mit anderen jungen Menschen aus allen Teilen Europas hatte ich eine gute Zeit und habe viel über das Projekt Europa gelernt. Ich finde es interessanter, wenn man sich auch mit Menschen und Ideen ausserhalb der Grenzen des eigenen Landes identifizieren kann. Dann beginnt für mich das Spiel mit einer pluralen Vielfalt.
Mit der aggressiven Postmoderne wurde das Ende des Subjekts ausgerufen. Das ist natürlich Unsinn! Aber das "Feld" von Zeichen und Symbolen prägt doch die Phantasie. Mein Interesse als Sozialwissenschaftler gilt der Westlichen Gesellschaft und dem, was sie zusammenhält? Dies ist ein breites Spektrum, dass von spiritueller und psychischer Energie, über Sozialkapital - dem moralischen Band zwischen den Menschen, zu Humankapital - dem Wissen und wie es einen in seinen Bann ziehen kann, bis zu Kapital - dem was angeblich die Welt beherrscht - reicht. Aber wenn man tiefer in das Verständnis der Westlichen Gesellschaft eintaucht, dann stellt man fest, wie es oft letztlich immer noch nur die brutale Machtlogik ist, die alles beherrscht!
Also fangen wir mit der Frage nach Sicherheit an und welche Organisationen in der westlichen Welt für Sicherheit sorgen. Heute ist es immer noch das transatlantische Militärbündnis der NATO mit seiner Abschreckungsdoktrin, welche für Friede und Stabilität in unseren Breitengraden sorgt. Es ist das Verteidigungsbündnis der westlichen Demokratien. Es soll die gemeinsam geteilten Werte von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten garantieren helfen. Wichtig für die NATO ist die demokratische Kontrolle der Streitkräfte. Die NATO dient der sicherheitspolitischen Absicherung der globalen Ökonomie. Die Amerikaner domminieren dieses Bündnis ziemlich unumschränkt. Sie verfügen über die neuste Spitzentechnologie und haben eine Armee, welche an Feuerkraft und globaler Präsenz unübertroffen in dieser Welt ist. Mit Feuerkraft, ist die militärische Möglichkeit gemeint, Gewalt gegen einen Gegner zu richten. Die sozialen Strukturen, welche in Amerika über dieses ultimative Machtsystem verfügen, zeigen Züge eines neuen Imperiums. Wenn wir rein aus der ökonomischen Logik heraus verstehen wollen, welches Interesse die Amerikaner an Frieden und Sicherheit in Europa haben, dann ist dies zunächst einmal das enorme Kapital, welches Amerikaner in Europa investiert haben. Geostrategisch ist das Interesse an Frieden in Europa zu verhindern, dass eine neue Diktatur in Europa entstehen könnte, welche Amerika militärisch bedrohen könnte. Schliesslich verbinden aber auch kulturelle Bande die Alte und die Neue Welt. Die Mehrheit der Amerikaner in der heutigen USA führen weiterhin ihre familiären Wurzeln auf europäische Vorfahren zurück. Kulturell ist Amerika im Grunde genommen, das abgekoppelte Kind, welches nach der Implosion der europäischen Kultur im Zweiten Weltkrieg, erwachsen geworden ist. Amerika hat seinen eigenen Stil der Moderne entwickelt.
Wo steht da nun Europa? Europa ist immer noch in viele Nationalstaaten aufgesplittet, mit jeweils eigener Kultur und eigenem Potential für Nationalismen. Einen amerikanischen Melting Pot gibt es nicht. Sollte es aber auch nicht geben, ist doch die Vielfalt der europäischen Kulturen Europas Reichtum. Die politische Klammer, welche unseren Kontinent zusammenhält, ist die Europäische Union. Ein Dach unter dem konfliktive Regionalismen gären können, ohne dass die Einbettung in die EU in Frage gestellt wird. Einige Katalanen, Schotten und Flamen streben z.B. nach staatlicher Unabhängigkeit. Aber kaum jemand stellt die Mitgliedschaft in der EU in Frage. Steht die EU doch für die Garantierung von Demokratie und umfassenden Grundrechten. Wirtschaftlich ist es heute zu einem grossen Teil die EU, welche den Rahmen für Handeln und Wirtschaften in Europa vorgibt. Im Prozess der europäischen Staatsbildung war die Verwirklichung des europäischen Binnenmarkts ein entscheidender Meilenstein. Mit der Ausbildung des europäischen Binnenmarkts wurde der freie Verkehr von Kapital, Waren, Dienstleistungen und Personen 1993 verwirklicht. Seit 1999 ist die Währungsunion für die 17 Länder der Euro-Gruppe Realität geworden. Sie war von Anfang an nicht unumstritten. Wurde damit doch eine Kernkompetenz des Nationalstaats aufgegeben und ein Haupttransmissionsriemen für die Wirtschaftspolitik wurde vergemeinschaftet. Durch den Einbruch der schweren Weltwirtschaftskrise seit 2007 ist die WWU zusehends aus dem Gleichgewicht geraten. Als letztlich politisch inspiriertes Projekt (die doch so konfliktiven Völker Europas enger aneinander zu binden) wird sie wahrscheinlich aber Bestand haben. Mit der Währungsunion geht auch das Ausbilden einer Sozialunion einher.
Mit der zunehmenden Integration von Bereichen der "hohen Politik" werden aber auch die Verwerfungen durch die unterschiedlichen nationalen Interessen in Europa wieder deutlicher, insbesondere in diesen wirtschaftlich so turbulenten Zeiten. Die Deutschen z.B. sind nicht mehr gewillt grenzenlos Geld für die ausufernden Staatsdefizite der Südeuropäer auszugeben. Die Briten wollten gar nicht erst den Euro einführen. Und die Franzosen müssen schauen, wie sie etwas von ihrem alten Hegemonieanspruch via europäische Institution retten können.
Nach dem der Versuch Europa eine Verfassung zu geben (2004) gescheitert ist, gelang jedoch der Rettungsversuch mit dem Vertrag von Lissabon (2009). Die europäische Konstruktion konnte so vor dem Komplexitätstot angesichts der zunehmenden Zahl von Aufgaben und gleichzeitig grösser werdender Mitgliedschaft gerettet werden. Die drei Pfeiler des griechischen Tempels des Vertrags von Maastricht (1992): Europäische Gemeinschaft mit dem Ziel einer Wirtschafts- und Währungsunion, Zusammenarbeit im Bereich Justiz und Inneres und der Versuch einer Gemeinsamen Aussen- und Sicherheitspolitik wurden im Vertrag von Lissabon (2009) zusammengeführt. Gleichzeitig wurde mit dem Vertrag von Lissabon die Möglichkeit für eine differenzierte Integration innerhalb des Vertragsrahmens eröffnet. Ein Multispeed-Europa ist nun Wirklichkeit geworden.
Der spannenste Bereich der europäischen Integration ist derjenige der Gemeinsamen Aussen- und Sicherheitspolitik. Ein europäischer Aussenminister hat sich etabliert. Nur ist er weiterhin nicht sehr handlungsfähig. Hier geht es um den letzten, harten Kern staatlicher Souveränität. In Zeiten der Wirtschaftskrise werden auch die Rüstungshaushalte kleiner und die Amerikaner fordern die Europäer auf sich in Rüstungsfragen mehr zu spezialisieren. Dadurch würde aber die Dominanz der Amerikaner im Rüstungsbereich weiter vergrössert. Ein Ausweg wäre eine vertiefte Kooperation im Rüstungssektor. Hier bleiben aber die nationalen Vorbehalte weiterhin sehr hoch. Überraschend - vor einem längerfristigen Horizont - ist, dass es gelang den Nukleus für eine eigene, europäische Armee zu legen. Damit wurde souveränes, europäisches militärisches Handeln möglich. Nach dem unglaublichen Debakel der europäischen Paralyse während dem Jugoslawienkrieg in den 1990er Jahren, hat sich hier europäische Handlungsfähigkeit entwickelt. Es ist etwas mehr an EU-Actorness im transatlantischen NATO-Bündnis am entstehen. Die Grenzen dieser Handlungsfähigkeit hat jedoch der Lybienkrieg vom letzten Jahr gezeigt. Es war eine französisch-britische Allianz, welche ohne die Amerikaner und NATO-Unterstützung nicht auskam.
Wer diese Ausführungen liest, merkt mein Herz schlägt für Europa. Die EU ist die Antwort auf das ungeheure Grauen und das bisher unübertroffene Ausmass an Verwüstungen, welche der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat. Gleichzeitig können die Herausforderungen der zweiten Moderne in Europa nur gemeinsam angepackt werden.
Dennoch möchte ich nicht zu einem simplen Europa-Nationalisten verkommen. Vielmehr gilt es genauso den Blick auf das Ganze der Weltgesellschaft, auf das Schicksal der Menschheit zu richten. Aus dieser Perspektive betrachtet, macht es für mich Sinn, dass ein Land - wie die Schweiz - mit einer langen historischen Tradition der selbstgewählten Neutralität in internationalen Angelegenheiten einen anderen Weg wählt als Kern-Europa oder schöner formuliert: das föderalistische Herz Europas (Frankreich-Deutschland, Benelux, plus). Die Schweiz ist mit ihrem Föderalismus, welcher ein friedliches Zusammenleben von vier Kulturen ermöglicht, ein Modell par excellence für Europa. Sie steht dem europäischen Geschehen gegenüber auch nicht komplett ablehnend gegenüber. Über umfangreiche bilaterale Verträge ist die Integration der Schweiz in die EU schon ziemlich weit fortgeschritten. Wie die Sondertouren der Briten und die Zahlungsverweigerung der Deutschen aber zeigen, ist Europapolitik auch heute noch harte Interessenspolitik. Mir scheint, mein Heimatland ist noch etwas zu reich für eine volle Europaintegration. Dies die harte Einsicht für den Idealisten in mir.
Anderseits hat das Abseitsstehen der Schweiz aus globaler Perspektive betrachtet einige grosse Vorteile. Es gilt im Multilevel-Game die globale Perspektive nicht aus den Augen zu verlieren. Das ich Amerika zwar schätze, aber von einer totalen amerikanischen Hegemonie auch nicht begeistert bin, hat das weiter oben Geschriebene hoffentlich zum Ausdruck gebracht. Einerseits ist es gut, dass sich unter Französisch-Deutscher Führung ein Gegengewicht gegen die angelsächsische Hegemonie entwickelt. Aus globaler Perspektive betrachtet ist es gleicherweise gut, dass ein paar kleine, hochentwickelte Länder - wie z.B. die Schweiz und Österreich - nicht NATO-Mitglied sind und auch dem Treiben einer entstehenden europäischen Armee gegenüber neutral bleiben! Die Schweiz sollte sich als globaler Ort der Begegnung positionieren. Mit ihrer jahrhunderte alten Tradition der selbstgewählten Neutralität und ihrer Identität als Willensnation von vier Kulturen ist sie dafür wie geschaffen.
Als neutrales Land konnte es der Schweiz gelingen, dass das CERN in Genf angesiedelt worden ist. Das Akronym CERN leitet sich vom französischen Namen des Rates ab, welcher mit der Gründung der Organisation beauftragt war, dem Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire. Die offiziellen Namen des CERN sind European Organization for Nuclear Research, bzw. Organisation Européenne pour la Recherche Nucléaire. Während das Pentagon in Amerika wohl seinen eigenen Teilchenbeschleuniger hat, ist das CERN in Genf der grösste zivile Teilchenbeschleuniger der Welt. 20 Länder sind an diesem Projekt beteiligt und Gastwissenschaftler aus 85 Nationen arbeiten dort. Das CERN liegt auf schweizerischem und französischem Territorium. In der liberalen Schweiz scheint die Bevölkerung keine Angst davor zu haben, dass beim Vorstossen in noch nie erkannte Welten des Allerkleinsten die Welt auseinanderfliegen könnte.
Wenn es nicht gerade um Militärisches geht, ist die Schweiz auch pragmatisch bereit differenziert in von der EU initiierten Projekten mitzuarbeiten. Das Asia Europe Meeting (ASEM) ist ein Beispiel dafür. Es ist der missing link im Versuch einer triadischen Stabilisierung des Weltsystems. Während sich die USA immer mehr nach Asien hin orientiert, wirtschaftlich wie militärisch, war die Zusammenarbeit zwischen Europa und Asien bis Ende der 1990er Jahre unterentwickelt. Mit dem ASEM ist eine neue Brücke zwischen den beiden alten Zivilisationen geschlagen worden.  
Die kleine Alpenrepublik Schweiz hat sich während gut einem halben Jahrtausend aus dem Getriebe der europäischen Grossmachtpolitik herausgehalten und ist mit dieser Neutralitätsstrategie gut gefahren. Die Neutralität Österreichs ist dagegen erst ein paar Jahrzehnte alt. Österreich ist historisch belastet durch seinen Anschluss an das Grossdeutsche Reich während dem unsäglichen Zeitabschnitt der Naziherrschaft. Die Siegermacht Sowjetunion hatte der Wiederherstellung einer österreichischen Republik nur unter der Bedingung ihrer Neutralität zugestimmt.
Für mich haben internationale Verhandlungen eine grosse Bedeutung. Dabei ist es oft entscheidend wo und auf welchem Boden wichtige internationale Konferenzen stattfinden und unter welchen Bedingungen. Für das EU-Europa ist es das Consilium des Ministerrates im belgischen Brüssel, das Europa-Parlament im französischen Strassburg und der Euro-Tower im deutschen Frankfurt. Dort ist die ganze Infrastruktur installiert und die Übersetzer sind vor Ort. Für die ganze Welt jedoch, insbesondere für den "peripheren" Rest der Welt (Nicht-NATO-US-EU-Land) sind die VN ein entscheidender Verhandlungsort. Die Bedeutung der VN nimmt im Zuge einer weiteren Verrechtlichung der internationalen Beziehungen hoffentlich weiter zu! Nun liegt der Hauptsitz der VN aber genau in New York. Dem Zentrum Amerikas neben, nach, vor Washington. Wie gut ist es da, dass es einen zweiten Sitz der VN im Genf der neutralen Schweiz gibt, und einen weiteren im Wien des neutralen Österreichs. Vergessen wollen wir auch nicht den Sitz der VN in Nairobi, im korrupten Kenia (Platz 154 von 178 untersuchten Ländern, Korruptionsindex von Transparency International).
Mir scheint es wichtig, für ein besseres Verständnis einer Konferenzatmosphäre auch auf die allgemeine kulturelle Stimmung zu achten, die vor Ort herrscht. Als ein möglicher Indikator für die kulturelle Stimmungslage, insbesondere im Hinblick auf die Akzeptanz von Minoritäten, möchte ich z.B. die Anerkennung oder Nicht-Anerkennung von Homosexualität vorschlagen. In Kenia sind homosexuelle Handlungen illegal und werden hart bestraft. Das katholische Österreich hingegen, ist nicht mehr eines der Schlusslichter in Europa, wenn es um die Rechte von Schwulen und Lesben geht. Viel ist in Bewegung gekommen. Nicht zuletzt auf Druck der EU. In der Schweiz ist das Klima für LGBTs inzwischen recht liberal. Erstaunlicherweise auch in der Calvin-Stadt Genf.
Neben ihrem Realismus im Bereich von Geld und Handel, ist die Schweiz als reiches, neutrales, multikulturelles Land ein idealer Ort für globale Begegnungen. Die liberale, multikulturelle Atmosphäre ist dem Austausch von Ideen förderlich. Das sind die positiven, globalen spill-overs der schweizerischen Neutralitätspolitik. Neben den Banken, den beiden bedeutensten Universitäten der Schweiz (ETH und Uni Zürich) und dem Grossmünster als Symbol für die schweizerische Reformation in Zürich, gibt es Genf mit seinem Palais des Nations. Dies war der Gründungsort des Völkerbundes, einer Organisation, die während der Zwischenkriegszeit vergeblich versucht hatte den europäischen Frieden zu sichern. Inzwischen hat die Nachfolgeorganisation - die VN - dort ihren zweiten Hauptsitz, nach New York, aufgebaut. Die Möglichkeit für die internationale Staatenwelt sich auch noch an einem anderen Ort zu treffen, als im Zentrum der amerikanischen Macht, scheint mir von grosser Bedeutung zu sein! Der zweite Sitz der VN in Genf bietet diese Möglichkeit. Alte Grossmächte, wie z.B. Russland (Militärmacht) und Japan (Wirtschaftsmacht) und neue, aufstrebende Grossmächte, wie z.B. China (Wirtschafts- und zunehmend auch Militärmacht), Indien oder Brasilien (beides wachsende Wirtschaftsmächte) haben so die Möglichkeit sich etwas ausserhalb des unmittelbaren Einflussbereichs der amerikanischen Macht zu treffen. Ein zweiter Sitz der VN macht auch Sinn, wenn wir an die Möglichkeiten eines terroristischen Anschlags auf die VN denken. Dadurch dass die VN mehrere Standorte haben, können sie in einem Notfall auch ausweichen.
Damit die Schweiz auch weiterhin als neutraler Ort der Begegnung dienen kann, sollte sie nicht der amerikanisch dominierten NATO beitreten. Zur Aufrechterhaltung der schweizerischen Neutralität gehört ebenfalls sich nicht in eine entstehende Europaarmee einbinden zu lassen.
Ich möchte aber noch beim zweiten Sitz der VN in Genf bleiben. Neben den VN haben sich weitere wichtige internationale Organisationen und Verhandlungsorte in Genf angesiedelt. Nennen möchte ich nur noch die WTO und die ILO. Zahlreiche globale zivilgesellschaftliche Akteure haben ebenfalls in Genf Fuss gefasst. Allen voran das 1863 gegründete IKRK, welches zum Wegbereiter des humanitären Völkerrechts (ein Euphemismus für "humane" Kriegsführung) wurde. Dieses leistet seither hochgeschätzte humanitäre Hilfe in Kriegs- und Krisengebieten weltweit. Wenn wir bei den globalen zivilgesellschaftlichen Akteuren sind, ist das WEF in Davos die wohl prominenteste Organisation. Neben den CEOs der grössten Unternehmungen dieser Welt, treffen sich auch Spitzenpolitiker, führende Wissenschaftler, sowie Vertreter der Religionen und der Weltmedien. Geschätzt werden die informellen Begegnungen. Gleichzeitig betreibt das WEF etwas an agenda setting was globale wirtschaftliche und soziale Themen anbelangt. Die wohl wichtigste globale zivilgesellschaftliche Organisation im Bereich des Umweltschutzes - der WWF International hat es vorgezogen im waadtländer Gland ihren Hauptsitz zu beziehen, anstatt in der Smog-City New York.
Damit solche Treffen in der neutralen Schweiz möglich sind, muss die Schweiz auf eine eigenständige Verteidigung zurückgreifen können. Unter anderem auch um solche Treffen in einem geschützten Rahmen zu ermöglichen. Damit sind wir beim Thema Schweizer Armee. Das alte Massenheer und das Reduitdenken sind heute überholt. Die Bedrohungslage der Schweiz ist heute komplexer. Einerseits einfache Flüchtlingsströme an der Grenze ausgelöst durch eine technische Grosskatastrophe im benachbarten Ausland, anderseits Bedrohungen durch Raketenangriffe, Flugzeuge und Cyberkrieg von weit her. Das unmittelbare Umfeld der Nachbarstaaten der Schweiz kann als befriedet bezeichnet werden. Was die Schweiz auch der EU zu verdanken hat. Ein Krieg in unserer Nachbarschaft ist kaum wahrscheinlich. Ein kleines Abschreckungspotential sollte hier für die Zukunft genügen, sowie eine Verteidigung der schweizer Grenzen angesichts überbordender Flüchtlingsströme. Die Ursachen dafür dürften weniger in sozialen Unruhen liegen, als vielmehr in grosstechnischen Katastrophen im In- oder Ausland. Vorstellbar wären in der Schweiz oder im benachbarten Ausland die Kernschmelze eines Atomreaktors, ein verheerender Brand in einer Chemiefabrik oder ein Leck in einem biotechnisch tätigen Unternehmen. Dafür braucht die Schweiz v.a. einen ausgebauten Katastrophenschutz, der z.T. von der Armee gestellt werden kann. Bedrohungen durch Raketen und Flugzeuge aus langer Distanz würden wahrscheinlich bereits durch NATO-Massnahmen abgefangen werden. Ich glaube kaum, dass sich die Schweiz ein eigenes Raketenabwehrsystem leisten kann. Eine funktionsfähige Schweizer Luftwaffe scheint mir da schon sinnvoller zu sein, um z.B. terroristische Angriffe einer al-Qaida von der Schweiz abwehren zu können. Schliesslich sehe ich eine ständig wachsende Gefahr durch einen Cyberkrieg, der seinen Ursprung im Ausland oder in der Schweiz haben könnte. Zur Abwehr solcher Bedrohungen braucht es hochspezialisierte Fachkräfte. Um eine weitere Professionalisierung der Armee wird die Schweiz nicht herumkommen. Einerseits muss der Armee modernste technische Ausrüstung zur Verfügung gestellt werden: Flugzeuge, Mittel zur Bekämpfung von biologischen und chemischen Kampfstoffen, sowie die Informatik zur Abwehr eines Cyberkriegs. Anderseits muss sie aber auch über das notwendige Fachwissen verfügen, um diese Mittel richtig einzusetzen.
Ein paar Gedanken zum religiösen Bereich dürfen hier nicht fehlen. Die wichtigste internationale ökumenische Organisation - der ÖRK hat ebenfalls seinen Sitz in Genf, in der Nähe der VN. Für die europäische protestantisch-reformierte Christenheit scheint mir die schweizerische Reformation von Bedeutung zu sein. Beim SEK lodert das Zünglein der liberalen Religiosität etwas stärker als in der EKD. Dies hat jetzt aber nichts mehr direkt mit der Neutralität der Schweiz zu tun. Aber das liberale Klima Zürichs hat eine progressivere Bibelübersetzung - die Zürcher Bibel von 2007 - im Vergleich zur Einheitsübersetzung der Bibel in Deutschland hervorgebracht.
Last but not least, komme ich zur Philosophie. Hier scheint mir Zürich eine fruchtbare Verbindung von Geist und Kapital eingegangen zu sein. Das zukünftige Standartwerk der Philosophiegeschichte für den deutschsprachigen Raum und wohl weit darüber hinaus - "Der Grundriss der Geschichte der Philosophie" - wird in der komplett überarbeiteten Neuausgabe von Prof. Helmut Holzhey (Uni Zürich) herausgegeben. Es ist aus einer wahrlich europäischen Perspektive heraus geschrieben und dürfte im Bereich des Geistes die Ausformung einer europäischen Identität mitbeeinflussen. Ich bin mir nun nicht ganz sicher, ob wir dieses Meisterwerk nur dem Genie Helmut Holzheys zu verdanken haben oder auch dem Umstand, dass dieses Werk aus der Schweiz kommt? - Sind seine deutschen Fachkollegen vielleicht zur Überzeugung gelangt, dass nach dem Unheil, das sie mit Heidegger in der Geisteslandschaft angerichtet haben, es ein schweizer Redaktionsteam sein sollte, dass die europäische Philosophiegeschichte herausgibt?
Und zu allerletzt möchte ich dem liberalen Geist Zürichs danken, dass er mit Paul Feyerabend und seinem "Nachfolger" Elmar Holenstein mitgeholfen hat, dass befreiende Denken der guten Postmoderne in die Welt zu bringen. In diesem Geist möchte ich mich aus einer postmodernen, dezentrierten, weltgesellschaftlichen Perspektive als Europäer bezeichnen!

Montag, 19. November 2012

Die Abgründe des Menschlichen am Beispiel des Nationalsozialistischen Deutschlands

Eine Variante der Evolutionären Spiritualität ist die Prozesstheologie. Gottes Allmacht ist nur beschränkt, aber das Göttliche wirkt schöpferisch und kreativ in dieser Welt. Das von Gott Geschaffene besitzt eine eigene Selbständigkeit. Mit jeder Höherentwicklung der Welt steigt auch die Selbständigkeit und die Eigenverantwortung für die Welt. Werte lassen sich auch für Gott nur über den Umweg der Eigenständigkeit der Geschöpfe schaffen. Aber nicht nur die Fähigkeit zum Guten wächst, sondern auch die Fähigkeit zum Bösen. Der Preis für den freien Willen ist, die Möglichkeit sich falsch zu entscheiden. Ob wir nun moralisch handeln, weil wir uns dabei einfach besser fühlen oder ob wir meinen, im moralischen handeln die Prüfungen Gottes zu erkennen, bleibt die offene Frage?
Die grösste offene Frage bleibt aber, ob es Gott auch wirklich gibt? - Wenn die Menschen die Diskurse um neodarwinistische Religionstheorie falsch verstehen, reduziert sich diese Theorie nur noch auf einen nackten Kampf ums Dasein. Die Hoffnungsbotschaften, welche gute Religionen auch enthalten und aus der Tiefe der kosmologischen Zeit stammen, werden verkannt, ebenso wie der Prozess hin zu friedlicheren Religionsbildern. Gewisse Theoretiker der neodarwinistischen Religionstheorie versuchen vielmehr das aggressive Element noch weiter zu steigern. Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins hat analog zu den agressiven Genen, die Idee von Memen entwickelt. Bei den Memen handelt es sich um Grundeinheiten von Information, welche dem Prozess der natürlichen Selektion unterliegen und sich replizieren. Sie sind eine weitere Steigerung von aggressiven "egoistischen" Akteuren neben den Genen und sie sollen virusgleich wirken! Die Metapher der Meme und ihre Wirkweise bleibt aber hypothetisch. Warum sollen wir von aggressiven Memen sprechen, die virusgleich wirken? Normalerweise reden wir von Ideen.
Das Wirken von Ideen wird in der Philosophie untersucht. Alternative, obskure Erklärungsversuche über das Wirken von Ideen aus dem 20. Jahrhundert sind die Seinsmetaphysik von Heidegger und der Poststrukturalismus.
Heidegger hat versucht eine neue Philosophiegeschichte zu schreiben. In seinem Mystizismus mit dem er sich umgab, versuchte er einen "anderen" Anfang der Philosophiegeschichte zu finden. Seine Idee war, dass wir zu objektivistisch denken. Angefangen bei den Vorsokratikern Kleinasiens entwickelte er eine neue Seinsmetaphysik. Eigentlich ein interessanter Versuch. Was aber bei Heidegger hoch problematisch ist, dass er seine Philosophie in einen obskuren, nebulösen Seins-Mystizismus verwandelte. Abgesehen von einer noch vertrauten Zuhandenheit der Dinge (wie z.B. der Hammer), zum gefühlskalten Mitdasein, dem jegliche menschliche Wärme und Dialogfähigkeit fehlt, endet seine Philosophie immer im Unheimlichen und der Angst. Klare Gedanken sind nicht mehr erkennbar. Es scheint mir, als mündet alle seine Philosophie in einem "Raunen des Seins". Was bei aller Kritik an Heidegger jedoch anerkannt werden muss, ist seine Auseinandersetzung mit dem Thema Tod. Aber auch zu diesem Thema hat er keine klaren Gedanken verfasst, sondern nur Vages, Undurchschaubares, Geheimnisvolles hinterlassen. Mit seinem Hauptwerk "Sein und Zeit" wollte er, ausgehend von der existenziellen Analyse des Menschen, das SEIN erforschen und so seine Fundamentalontologie begründen. Kants metaphysische Erkenntnisgrenzen haben ihn nicht gekümmert. Seine Fundamentalontologie ist ein wirrer Obskurantismus. Mir scheint da mehr sein Wille zur Macht am Wirken zu sein, sein Versuch "den Führer [Adolf Hitler] zu führen" und seine Geltungssucht als führender Philosoph angesehen zu werden. Was an Heideggers Todesphilosophie als inspirierend geschätzt werden kann, sind Begriffe und Metaphern wie das In-der-Welt-Sein des Menschen, der Weg von der Existenz zur Eck-sistenz, dem Hinausragen ins Nichts, das Sein-zum-Tode und wie es uns unheimlich wird und wir Angst empfinden, wenn wir darüber nachdenken. Heidegger hatte einen klaren Gedanken, dass wenn wir sterben, wir alleine sind, wir alleine sterben. Zur Daseinsberuhigung hatte er keine Beruhigungspille mehr mitzugeben. Als Katholik geboren und Priesterseminarist, hat er dieses abgebrochen und im Laufe seines weiteren Philosophierens radikal mit jeglicher Form von Glauben gebrochen. Dieser Zweig seiner Philosophie kann als fruchtbar anerkannt werden, insofern er den Existenzialismus inspiriert hat. Also eine Auseinandersetzung mit unserer Endlichkeit angesichts der Möglichkeit, dass kein Gott und kein Jenseits existiert. Heutige Existenzialisten haben aber noch stärkere existenzielle Bilder gefunden, wie der Mensch, der im unendlichen Universum verloren ist. Hier ist die Resonanz noch stärker! Heidegger hat aber mit seiner Philosophie des Unheimlichen, der Angst und des Todes den Nihilismus der Nazis geschürt!
Der Poststrukturalismus scheint mir da schon ergiebiger zu sein. Es geht um Sprache und wie sie unser Denken beeinflusst. Am interessantesten scheint mir hier der Ansatz von Foucault zu sein. Er untersucht alles was geschrieben ist und wie dieses Geschriebene einen Einfluss auf uns hat. Er findet Strukturperioden in der Geschichte. Die während dieser Zeit geltenden Weltbilder können als Paradigmen bezeichnet werden. Mit seiner Machtanalyse zeigt er aber auch auf, wie schnell und unberechenbar es zu Strukturbrüchen und Paradigmenwechsel kommen kann. Deswegen die Bezeichnung Post-Strukturalismus.
Die Zukunft der Ideenforschung wird aus einer Kombination von Neuroforschung und der Analyse des "Kollektiven Gedächtnis der Menschheit" bestehen. Mit der Neuroforschung werden die materiellen Korrelate, welche unser Denken bestimmen, naturwissenschaftlich untersucht. Eine Naturalisierung unserer Ängste, also eine genaue Erklärung, wie unser Hirn Angst entstehen lässt, wird der Angst vielleicht etwas von ihrem Stachel nehmen. Anderseits wird es weiterhin um die Substanz unseres Denkens gehen und damit darum, welche Bilder unsere Psyche hervorbringt. Was wir als Menschen im Laufe unseres Lebens erleben, prägt unsere Psyche entscheidend. Aber auch unser Weltbild und im weitesten Sinne unsere Religion prägen unser Denken und Handeln. Hier sehen wir, wie unser Tod in Form von Todesangst bereits heute einen Schatten auf unser Leben wirft.
Neben der Lebenskraft ist es der Schatten des Todes, welcher unser Leben bestimmt. Dass wir Menschen sterben müssen und das schon heute wissen, zeichnet den Menschen aus und unterscheidet ihn von den Tieren. Die Religionen sind die Antwort des Menschen auf seine Sterblichkeit.
Damit komme ich nun auch endlich zum Kern meines Posts über die Abgründe des Menschlichen. Ich bin überzeugt, dass es nicht nur normaler Sadismus ist, welcher die Menschen zum Bösen führt. Adolf Hitler z.B. hatte eine schwere Kindheit. Er wurde von seinem Vater, der Alkoholiker war, regelmässig brutal verprügelt. Anderseits liebte ihn seine Mutter abgöttisch. Hatte sie doch vor Adolf bereits zwei oder drei Kinder verloren. Neben der Gewalt, die klein Adolf von seinem Vater widerfuhr, war der Verlust seiner geliebten Mutter in noch jungen Jahren, wohl ein einschneidendes und prägendes Erlebnis in seinem Leben. Gemäss Aussage des Hausarztes verkraftete Hitler die Mitteilung, dass seine Mutter bald an Brustkrebs sterben wird, nur sehr schwer. Bereits 1943 hat die Vorgängerorganisation des CIAs versucht ein Polit-Profil von Hitler zu erstellen. Im Zentrum der damaligen Analyse stand der Ödipuskomplex, soweit ich es verstanden habe (vgl. The Nizkor Project).
Interessant wäre es, die weitere Entwicklung des Führers von Nazi-Deutschland zu verfolgen. Ich glaube, dass neben psychologischen Faktoren auch die religiöse Dimension eine zentrale Rolle gespielt hat. Hitler ist in ein katholisches Umfeld in Oberösterreich hineingeboren worden. Nach dem durchlebten Grauen des 1. Weltkriegs begann sich sein politisches Weltbild im München Ende der 1910er, Anfang der 1920er Jahre auszubilden und zu radikalisieren. Einerseits war er im stockkatholischen München mit einem Wunderglauben konfrontiert, welcher verkündete, dass Gott auch weiterhin zu den Menschen spricht. So wurde z.B. die schöne Basilika Vierzehnheiligen im fränkischen Staffelstein zum Gedenken an die wundersame Erscheinung des Jesuskinds erbaut. 1445 ist - der Legende nach - das Jesuskind dreimal dem Schäfer Leicht erschienen. Die Leute glaubten wohl an die Erscheinung des Schäfers Leicht, weil es sich so leichter glauben lässt. Aus der gleichen Zeit stammen die eindrücklichen Bilder des Nürnberger Malers Albrecht Dürrer. Dürrer lebte ebenfalls in der Zeit um 1500. Auf dem letzten Bild seines Zyklus zur Apokalypse zeigt Dürrer wie der Erzengel Michael den Teufel für 1000 Jahre fesselt. Wie die weitere Entwicklung gezeigt hat, konnte Hitler in diesem mittelalterlichen, kindlichen katholischen Wunderglauben aber keinen Halt mehr finden. Mir scheint es aber, dass sich bei Hitler Bilder der biblischen Apokalypse festgesetzt haben.
Als nächstes wollen wir uns auf die Nazi-Ideologie im Allgemeinen konzentrieren und versuchen ihren Gehalt vor einem religiösen Spiegel besser zu verstehen. Mit dem Aufstieg der Nazis ist die alte deutsche Kultur implodiert! Nicht nur der katholische Glaube, auch der deutsche Protestantismus ist genau so kläglich gescheitert. Was nun kommen sollte, ist der radikalste Bruch mit der Moderne, welche das Abendland je erlebt hatte. Angesichts der Ideologie, welche die Nazis ausbildeten und der ungeheuren zivilisatorischen Katastrophe, welche sie auslösten, muss hier der eigentliche Beginn der Postmoderne gesehen werden.
Die Post-Moderne ist das, was nach der Moderne kommt. Die Postmoderne ist eigentlich ein Begriff aus der Philosophie und den Gesellschaftswissenschaften, welcher gemeinhin auf Beginn der 1980er Jahre datiert wird. Die alten, tragenden Säulen der modernen Zivilisation, die Geschichte der Vernunft in der Philosophie und die Emanzipation und Selbstbestimmung des Individuums in der Gesellschaft werden in Frage gestellt. Es kommt zu einer Pluralisierung sowohl in der Epistemologie, wie auch der Lebensstile. Einzelne „Elemente“ können aus dem grösseren Strukturganzen herausgelöst werden und fast beliebig neu kombiniert werden. Diese Intensivierung der Kreativität ist grundsätzlich sehr begrüssenswert. Aber die neuen Verflechtungen sollten friedlichere und lebenswertere Lebenswelten entstehen lassen. Was die Nazis hervorgebracht haben, war indes so ziemlich die maximal vorstellbare Antithese zu dieser Friedensvision. Heidegger, einer der geistigen Väter des Nationalsozialismus, war - nach Nietzsche - der grosse Nihilist Deutschlands. Mit Nietzsche war seine Philosophie vom Tod Gottes geprägt und gegen Kierkegaard gab es keine Möglichkeit mehr aus der Todesangst heraus einen Sprung in den Glauben zu finden. Und anders als der friedliebende Nihilismus Buddhas war seine Botschaft eine der Sinnlosigkeit und der Angst. Nach Heidegger sollte sich einem erst in der Angst die Wahrheit über das eigene Sein zeigen. Heidegger ist der Begründer dessen, was dann später in der postmodernen Theorie Derridas als Dekonstruktion bezeichnet wird. Heidegger hat zur Destruktion der abendländischen Tradition der Metaphysik angesetzt.
Hitler und seine Ideologen haben eine neuheidnische Form des religiösen Glaubens ausgebildet, welche mit Versatzstücken aus der biblischen Apokalypse, alten germanischen Mythen und Elementen hinduistischer Esoterik operierte. So ist die erste Postmoderne entstanden. Die bisher dunkelste und bluttriefenste Form ihrer Art. Es war eine Welt, in der es keinen Sinn mehr gab und nur noch die Angst und das Unheimliche regierten!
Die Nazis haben das alte, christliche Erbe umgedeutet und es in eine neue, aggressive, exklusive Heilslehre umgewandelt. Der grosse Theologe des NT Paulus hat die Weltgeschichte in die Abfolge von drei Reiche eingeteilt. Zuerst das Reich des Naturrechts und der Heiden, dann das Reich des mosaischen Glaubens (das AT), schliesslich das Reich des christlichen Glaubens (das NT). So das biblische Weltbild. Kirchenvater Augustinus hat diese Lehre weiterentwickelt. Er lebte um +400, einer historisch wichtigen Zeitenwende. In dieser Zeit wurde das Christentum zur Staatsreligion im Römischen Reich. Zugleich kam das Römische Reich durch germanische Völkerwanderungen unter Druck. Augustinus, ursprünglich Anhänger der dualistischen Religion des Manichäismus, interpretierte die Weltgeschichte als eine gewaltige Auseinandersetzung zwischen dem Reich Christi und dem Reich des Bösen, an dessen Ende – wie in der Offenbarung des Johannes prophezeit – das Königreich Gottes stehen wird. Eine Rechtfertigung des christlichen Glaubens war notwendig, da sich die Christen mit dem Vorwurf auseinandersetzen mussten, dass ihr Glaube das Römische Reich geschwächt hätte und so die Eroberung und Plünderung der Stadt Rom möglich wurde.
Die Nazis haben in ihrer schwarzen postmodernen Rekombination den christlichen Ausdruck des Dritten Reiches mit seiner ganzen Kraft und hoffnungsvollen Verheissung des Königreich Gottes genommen und für ihre Zwecke umgedeutet. In ihrer neuen Deutung war das Deutsche Kaiserreich, das erste Reich. Die Weimarer Republik nur ein Zwischenreich. Aber mit ihnen – den Nazis - sollte schliesslich das Hoffnung versprechende Dritte Reich anbrechen. In der Offenbarung des Johannes errichtet Christus für 1000 Jahre sein Reich auf Erden, bevor der Teufel für kurze Zeit noch einmal kurz freigelassen werden muss. Nur um ihn dann sicher für immer in die Feuersee zu verbannen. Bei den Nazis ist es nun die NSDAP, welche das 1000-jährige Reich für und mit den Deutschen als existenzielles Sinnprojekt verwirklichen will. An die Stelle des zweiten Kommens Jesu tritt nun Hitler als der deutsche Messias!
[Meine Vermutung ist, dass apokalyptische Bilder auch heute noch eine faszinierende Wirkung auf ein Massenpublikum haben. Im christlich-fundamentalistischen Amerika hat der Mormonen-Bischof Mitt Romney wahrscheinlich mit seiner Kirche der wahren Christen der Letzten Tage einige konservative Gläubige in Bann ziehen können. Nicht nur wegen der endzeitlichen Perspektive, sondern auch weil das Buch Mormon eine postmoderne Rekombination christlicher Element ist, die auf die amerikanischen Verhältnisse und religiösen Träume zugeschnitten ist. Man bekehrt sich zwar als christlicher Fundamentalist nicht zum Mormonentum, fühlt sich aber von seinen Elementen angezogen (vgl. Wikipedia Mormonentum)]. 
Zurück aber zu den Nazis und wie sie apokalyptische Energie im grossen Massstab entfacht haben. Um das dumme Volk vollkommen irre zu machen, haben sie noch esoterische Anleihen aus dem Hinduismus beigefügt. Das Stärkste - die Arier, welche von Norden her nach Indien eingefallen sind, wurde zum Inbegriff des deutschen Herrenmenschen. Das Friedlichste - die Swastika, das Symbol der Jains mit ihrer Ethik des Nicht-Verletzens wurde zum zentralen Symbol des deutschen Terrors – das Hakenkreuz! Damit das einfache Volk auch etwas hatte, mit dem es sich anstelle des ausradierten Christentums identifizieren konnte, liessen die Nazis die alten germanischen Sagen neu aufleben. Das Germanentum als neuer, alternativer Ursprungsmythos. So bekamen die Deutschen ihre postmodern zusammengewürfelte, hoch aggressive, exklusive, apokalyptische Blutreligion!
Warum waren aber die sozialen Umstände in Deutschland der Art, dass eine politische Bewegung, wie die der Nazis, Erfolg haben konnte?
Der 1. Weltkrieg und die darauf folgende Weltwirtschaftskrise haben das soziale Gefüge in Deutschland aufs extremste zerrüttet. Es gab zwar die Ära der „goldenen Zwanziger“, eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs der weltweiten Konjunktur. Politisch war die Zeit in Deutschland durch „das Experiment“ der ersten parlamentarischen, demokratischen Republik auf deutschem Boden geprägt – der Weimarer Republik. Es war eine Blütezeit der deutschen Kunst, Kultur und Wissenschaft. Mit dem Einbruch der Weltwirtschaftskrise 1929 wurde dieser Aufbruch aber jäh beendet. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 war - ähnlich wie die derzeitige - die Folge einer spekulativen Blase. Die Banken in den USA und Europa hatten zu viele Kredite vergeben. Die Blüte der „goldenen Zwanziger“ war nicht auf solidem wirtschaftlichem Grund gebaut. Ein Jahr vor der Machtergreifung Hitlers hatten die Arbeitslosenzahlen absolute Rekordwerte erreicht. Von ihrer Sozialisation her waren die deutschen Wähler noch im alten Deutschen Kaiserreich gross geworden. Deswegen muss den Deutschen die Unterordnung unter einen neuen Führer nicht so schwer gefallen sein. In so turbulenten Zeiten muss es auch etwas Beruhigendes gehabt haben, wenn man sich einfach in die Hierarchie einordnen konnte. Wenn die Welt aus den Fugen geraten ist und man sie nicht mehr versteht, dann kann das Sich-Einordnen auch daseinsberuhigend wirken. Damit das Sich-Einordnen auch wirklich gut gelang, wurden alle Medien gleichgeschaltet und zentralisiert. Von der Nazi-Ideologie abweichende Meinungen wurden nicht toleriert und zum Verstummen gebracht. Es galt: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer!“ Wer sich dazu bekennen konnte, fand Antwort auf seine Sehnsucht nach Zugehörigkeit.
In der sozialen Krise Anfang der 1930er Jahre war das soziale Band zwischen den Menschen zerstäubt. Die Individuen waren atomisiert. Die Gesellschaft war pulverisiert. Mit dem Staub der Individuen bildet man den Beton der totalitären Staaten. Die Deutschen erlebten härtesten Sozialdarwinismus. Da war Hitler - als neuer Messias - die Antwort auf ihre existenziellen Nöte. Er versprach den Deutschen, sie aus diesem Jammertal wieder herauszuführen. Mit seiner Aufrüstungspolitik hat Hitler es geschafft Deutschland wieder kriegsfähig zu machen. Zugleich war es gelungene keynesianische Wirtschaftspolitik. Die Deutschen fanden wieder zu Arbeit und Brot und auch schöne neue Autobahnen entstanden.
Den Preis, den sie dafür aber zu zahlen hatten, war jegliche zivilisatorische Hemmungen aufzugeben. Die Nazis waren eine blutrünstige Wolfsmeute. Die Schwächsten der Gesellschaft (Geisteskranke, Sinti und Roma und die Homosexuellen) wurden im Holocaust eliminiert. Ebenso die Juden. Die Motivation für den Terror war wohl eine doppelte: Einerseits mussten die Nazis eine Gruppe von Menschen ausgrenzen und terrorisieren, um allen anderen Deutschen klar zu machen, was mit ihnen passieren wird, wenn sie nicht bereit sind, sich in die faschistische Terror-Pyramide einzufügen. Anderseits hatten sie mit der Enteignung der reichen Juden etwas zu verteilen. Wer also bei den Nazis mitmachte, konnte etwas gewinnen. Nach der harten Zeit der Weltwirtschaftskrise bot Hitler den Volksdeutschen neue Perspektiven.
Dem Rassenwahn der Nazis lagen wahrscheinlich ebenfalls zwei Motive zugrunde. Einerseits hatte man für den Terror ein Inklusionskriterium um die In-Group der Volksdeutschen, welche zum Stand der Herrenmenschen und Arier erhoben wurden, von den Paria, den auszusondernden, zu terrorisierenden und auszulöschenden Untermenschen zu unterscheiden. Das zweite Motiv des Rassenwahns war dagegen darwinistisch inspiriert. Durch Zuchtwahl sollten stärkere und schönere Individuen herangezüchtet werden. Die deutsche „Rasse“ sollte „veredelt“ werden. Dabei wurde die nordische Rasse zum Ideal. Wahrscheinlich zur Abgrenzung gegen die Franzosen und Osteuropäer. [Warum aber der Führer selbst kein solcher blauäugiger, blonder Supergermane war, ist mir nicht ganz klar?] Blond und blauäugig waren wahrscheinlich einfach Gene, die weit in der Bevölkerung verbreitet waren. Es galt also um einen Idealtypus herum eine In- und eine Out-Group zu definieren. Im damaligen Zeitalter der Massenproduktion muss die Massenpsychologie noch gut gewirkt haben, so dass alle gleich aussehen wollten.
Nach Errichtung der Diktatur und der Installation der „scharfen Klingen“ nach unten, was die Unterdrückung und Aussonderung der Untermenschen anbelangte, richteten die Nazis ihre geballte Aggression nach aussen. Im totalen Krieg sollte für die Deutschen neuer Lebensraum gewonnen werden. Die deutsche Kriegsmaschinerie eroberte fast ganz Kontinentaleuropa. Auf der Höhe seiner Macht begann Hitler von der Weltherrschaft zu träumen. Mit vereinten alliierten Kräften konnte der deutsche Teufel schliesslich aber doch besiegt werden!
In zwei Weltkriegen hat sich Europa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts selbst zerfleischt. Damit hat das Abendland seine kulturelle, wirtschaftliche und politische Vormachtstellung in der Welt verloren. Die Neue Welt, die USA haben die Rolle der globalen Führungsmacht übernommen. Aber aus dem Nachkriegseuropa ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine friedlichere Staatenordnung hervorgegangen. Anstelle von Krieg (also alles für uns, nichts für euch), ist die friedlichere Logik der Wirtschaft getreten (also die Logik, dass beide Seiten bei einem Handel gewinnen sollten.) Die Europäische Union ist ein Friedensprojekt, in dem Wohlstand durch einen grossen, gemeinsamen Markt erwirtschaftet werden soll. Die EU-Kohäsionspolitik ist dabei Ausdruck europäischer Solidarität und soll wirtschaftlich zurückgebliebenen Regionen bei ihrer Entwicklung helfen. Dank der EU und ihrem Europarecht kommt es zu einer zunehmenden Verrechtlichung der zwischenstaatlichen Beziehungen. Aus ehemaligen Kriegsgegnern wurden Verbündete. Konflikte werden heute entlang gemeinsam bestimmter und anerkannter Regeln gelöst - der EU-Vertrag von Lissabon von 2009. Die „Gegner“ sind bereit sich gegenseitig anzuerkennen und versuchen durch Dialog zur Zusammenarbeit zu finden. Das Projekt Europa ist von der Hoffnung getragen, dass die Menschen Europas durch zunehmende Begegnung, durch Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Ideen lernen aus ihren engen Nationalismen herauszufinden. Ein Friedensprojekt mit hoffentlich globaler Ausstrahlung, so dass die Nazis zu einer "Lernkatastrophe" der Geschichte verkommen können.

***
 
The darkness of the fallen angel or the brightness of the rising ape?

Rise Buddha!
          
Unheilig - Geboren um zu leben
      

Samstag, 17. November 2012

I'am back! - Die neuste Synthese einer Evolutionären Spiritualität

Inzwischen ist fast ein Jahr vergangen seit meinem letzten Post-Eintrag auf meinem Blog Evolutionäre Spiritualität. Mein Denken zu diesem Thema hat sich weiterentwickelt. V.a. versuche ich nun den neuroscientific turn in der Philosophie und die neodarwinistische Religionstheorie miteinzubeziehen.

Evolutionäre Spiritualität ist ein alternativer Zugang zum Problem der neodarwinistischen Religionstheorie, also dem neuen modernen Atheismus. In der neodarwinistischen 
Religionstheorie sind alleine die Gene entscheidend. Dabei befinden sich die Gene in einem ständigen, evolutionären Kampf ums Dasein. Dies ist korrekt. So hat sich die Evolution entwickelt und den Menschen - den homo sapiens sapiens - als religiöses Wesen hervorgebracht. Sehr wahrscheinlich steckt die Religion dem Menschen in den Genen. Dies die phylogenetische Sicht, also wie die Menschheit evolutionär zum Menschen wurde. Die ontogenetische Sicht versucht zu erklären, wie sich der menschliche Embryo zum Erwachsenen entwickelt. Hier zeigt sich, wie das in den Genen angelegte Potential zur Reife kommt. Gewisse Genkombinationen lassen so etwas wie ein Gottesmodul in unserer Psyche entstehen. Dieses religiöse Gottesmodul verspricht numinos ein Mehr, eine Transzendenz, ein Heil und ist die Antwort auf unsere Sehnsucht nach dem ewigen Frieden. Die genauen Details dieser Mechanismen sind noch nicht genau untersucht, aber in groben Zügen, dürfte dies das Bild der naturwissenschaftlichen Sicht des religiösen Menschen sein. Die inhaltliche Ausprägung des Glaubens ist dann das Resultat von individueller Erfahrung und kultureller Prägung.
Vor einer weiteren Falle des materialistischen Reduktionismus muss ebenfalls gewarnt werden, nämlich das Gehirn nur als eine Maschine zu verstehen. In diesem Bild geht die herausragende Rolle, die das Bewusstsein spielt, verloren. Bewusstsein kann nicht alleine auf Materie reduziert werden. Bewusstsein ist ohne Zweifel mit Materie verbunden. Aber wie das genau Verhältnis zwischen Bewusstsein (das was uns eigentlich ausmacht) und der Materie ist, kann nicht genau bestimmt werden. Dies liegt unter anderem daran, dass sich bei der Bewusstseinsforschung ein kognitives System im Spiegel anschaut und versucht sich selbst zu entschlüsseln. Kant hat diese letzte Schranke der Erkenntnis mit einer nichtabnehmbaren Brille unseres Verstandes verglichen. Wir nehmen die Welt mit der Brille unseres Verstandes war. Wie die Welt letztendlich ist, also ohne die Brille, wissen wir nicht. Das Kombinationsproblem, also dass die neuronalen Grundlagen unseres Bewusstseins eine räumliche Ausdehnung in unserem Gehirn haben, wir aber unser Bewusstsein als eine Einheit, als einen Bewusstseinsstrom erfahren, macht deutlich, dass wir Bewusstsein nicht einfach auf Materie reduzieren können. Womit wir auch einsehen, dass zumindest die Bedingung der Möglichkeit für eine Seele gegeben ist!
Eine mögliche Antwortstrategie auf die neodarwinistische Religionstheorie ist neukantianisch auf den Unterschied zwischen Genese und Geltung zu verweisen. (Dies ist eine Fortführung der Humeschen Unterscheidung von Sein und Sollen.) In Umkehrung von Heidegger besteht die ontologische Differenz in der Unterscheidung zwischen der ontischen Ebene der Evolutionstheorie und der ontologischen-metaphysischen Ebene der Religion. Aus dieser metaphysischen Sicht kann man die Hoffnungsbotschaften der Religionen, welche uns aus der Tiefe der kosmologischen Zeit erreicht haben, ernstnehmen.
Im folgenden wollen wir uns aber auf einen alternativen Syntheseversuch - die Evolutionäre Spiritualität konzentrieren. Es ist der Versuch einer Spiritualisierung der naturwissenschaftlichen Evolutionstheorie. In diesem Post soll v.a. die Entstehung und Abfolge der verschiedenen Religionsbilder untersucht werden. Welche Abgründe eine blutige, apokalyptische Rekombination von Religionsbildern auslösen kann, wird im Post "Die Abgründe des Menschlichen am Beispiel des Nationalsozialistischen Deutschlands" untersucht. Im Post "Filmriss" schliesslich wird eine kleine Weltgeschichte des Geistes aus einer postmodernen, taoistischen Perspektive versucht.
Die Evolutionäre Spiritualität stellt die Evolution mit ihrer Kraft, Energie, Schönheit und Kreativität ins Zentrum der Gottesvermittlung. Evolutionäre Spiritualität heisst die Göttlichkeit des Lebens nicht aufzugeben, denn mit der materiellen Evolution geht auch eine spirituelle Evolution einher!
Angesichts des unglaublichen Horizonts, der sich uns Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts eröffnet, lässt sich mit gutem Recht staunen! Es bietet sich uns ein kosmozentrischer Horizont, der vom Big Bang und der Entstehung des Universums, über die Entstehung unseres Sonnensystems und die Entstehung der Erde aus Sternenstaub, zur Entstehung des Lebens, der Pflanzen und Tiere und schliesslich des Menschen, mit seinem Bewusstsein von sich selbst reicht und seinem Staunen darüber warum etwas ist und nicht vielmehr nichts!
Der Mensch ist die Spitze dieser Entwicklung. Das wertvollste Gefühl, das wir Menschen dabei aus der Evolution mitbekommen haben, ist das Gefühl der Liebe. Diese ist unsere wahre Lichtung des Seins und sollte unseren Lebenskompass ausrichten. Dieses Gefühl sollte uns auch klar machen, dass die Evolution mit der Zeit friedlicher geworden ist. Das Gleiche gilt für die menschliche Geschichte, insbesondere für diejenige des 20. Jahrhunderts. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben wir ein bisher nie zuvor erreichtes Mass an Frieden und Wohlstand erreicht. Die Logik der Evolutionären Spiritualität legt nun nahe, dass wir das gefundene positive Potential zu Wert schätzen wissen und versuchen, es so gut wie möglich weiter zu steigern. Die Religionen der Zukunft sollten friedlichere sein. Eine Vertiefung des Denkens und Fühlens sollte zu einer Steigerung der Anstrengungen im Bereich der Moral führen. Konkret heisst das, Pflicht gegen Neigung auszuspielen.
Die wichtigste Weiterentwicklung der Evolutionären Spiritualiät, die ich nun ausführen möchte, ist die Hoffnungsbotschaft, welche wir aus der Betrachtung der Abfolge der religiösen Weltbilder gewinnen können. Die klassische Schöpfungstheologie sieht die Welt als geschaffen und getragen von Gott. Diese Sichtweise relativiert sich nun durch die neodarwinistische Religionstheorie. Die Religion, z.B. die christliche Religion, ist nun das Produkt eines im Laufe der Evolution gläubig gewordenen Menschen. D.h. der Mensch hat einen Sinn für das Religiöse ausgebildet. Im Laufe des Evolutionsprozesses hat also religiös zu sein, gewisse Vorteile gehabt.
Die Evolution des Lebens mag zwar mit dem simplen und grausamen Fressen und Gefressen werden angefangen haben. Aber sie hat auch den Menschen hervorgebracht. Der Mensch, der bis zur Höchstleistung - dem Philosophieren - fähig ist. Die Einsichten der Vernunft und die beeindruckende Vielfalt an Religionssystemen sollten uns zu denken geben. Spricht da nicht doch etwas Göttliches aus der Tiefe der kosmologischen Zeit zu uns?
Was für Bilder hat nun unsere menschliche Psyche angesichts der Umwelt, in der sie sich befand, angefangen zu entwickeln? - Zunächst einmal sind die Religionen aus einem Kampf ums Dasein heraus entstanden. In diesem Kampf ums Dasein war die Rolle der Religionen Hoffnung zu geben. Deswegen enthalten sie Tröstungspotential. Weil aber der Kampf so grausam war und ist, sind die Religionsbilder auch so durchmischt von gutem und bösem Prinzip.
Deswegen zurück zu den Anfängen der Menschheit in der Savanne Afrikas, bedroht durch Raubtiere, körperliche Qualen durch Verletzungen und Todesangst. Anderseits die Freuden des Sexes, das Glück kleiner Kinder und auch positive Gefühle beim Zusammenleben in der Gruppe. Für das Rätsel ihrer Existenz musste aber irgendeine andere, höhere Macht verantwortlich sein. Das Folgende sind nun bloss Spekulationen, die aber eine gewisse Logik erkennen lassen sollten und sich von den religiösen Weltbildern heutiger Naturvölker inspirieren lassen.
Unsere gemeinsamen Vorfahren versuchten zunächst wahrscheinlich Halt in einer Form von Animismus zu finden. D.h. dass sie göttliche Kräfte in die sie umgebende Natur projezierten. Den Tieren und auch Pflanzen wurden Seelen und Göttliches eingehaucht. Herausragende Gesteinsformationen mussten dabei der Sitz von noch etwas höherem Göttlichen sein. Bei den Aborigines ist es der Uluru. Bei den alten Griechen war der Sitz der Götter der heilige Berg Olymp. Dem Ahnenkult kommt auch eine grosse Bedeutung zu - die Menschen, welche vor einem gelebt haben. Sie haben einen in diese Welt gesetzt, sind gestorben und verschwunden. Wie es ihnen wohl geht? Ob sie sich wohl um das Wohlergehen ihrer Kinder und Nachfahren kümmern, von der anderen Welt her? Bei den Aborigines waren es ihre Vorfahren, welche ihre Welt aus der Traumzeit in die Welt gesungen haben. Aber für die körperlichen Schmerzen, die sie erleiden mussten, mussten wohl irgendwelche bösen Kräfte verantwortlich sein. Durch Opferung von Tieren und Menschen versuchte man in vielen Religionen diese bösen Kräfte zu besänftigen. Irgendwie versucht der Mensch immer einen Fluchtpunkt zu finden, einen Ort, wo es „heil“ wird. Auch Rituale spielen eine grosse Rolle. Durch befolgen bestimmter magischer Anweisungen, soll das Seelenheil gesichert werden. Ich würde sagen, dass wir uns solche pseudo-magische Rituale heute schenken können. Ein stimmiger Gottesdienst, der den Sinn fürs Mystische und Transzendente in uns weckt, scheint mir da besser geeignet. Abschwören sollten wir jedoch jeder Form von Opferhandlungen. Die Lehre aus der Religionsgeschichte ist, dass die Gottesbilder friedlicher werden.
Zu Beginn der menschlichen Geschichte stehen die ägyptischen Pyramiden, mit dem gewaltigen Versuch durch solche immense Bauten die Unsterblichkeit eines einzigen Menschen, des Gott-Königs Pharaos zu ermöglichen. Dann der qualvolle Götterolymp der Griechen, der die Römer noch beeindruckte. In ihm haben Väter ihre Kinder gefressen und Kinder ihre Väter entmannt. Es wurde zwischen verschiedenen Göttern Krieg geführt. In vielerlei Hinsicht glichen die Götter den Menschen. Sie hatten Schwächen, Leidenschaften und Gefühle. Sie gerieten in Zorn, waren eifersüchtig, mordeten und liebten. Und wie immer in der Religionsgeschichte verlangten sie von den Menschen Achtung und Verehrung.
Dieser religiöse Pantheon wurde durch das friedlichere Christentum abgelöst. Innerhalb der Bibel lässt sich auch eine positive Dynamik im Gottesbild nachweisen. Der Gott des AT hat von Stammvater Abraham (dem Stammvater der drei monotheistischen Religionen von Judentum, Christentum und Islam) noch die Opferung seines Sohnes Isaaks gefordert und ihn dann im letzten Moment gerettet. Im NT ist Gott nun stattdessen bereit seinen eigenen Sohn – Jesus – zu opfern. Dies zudem noch auf die so ziemlich grausamste Art und Weise - gekreuzigt! Die gute Nachricht dabei ist, dass nach der harten Vertreibung der Menschen aus dem Paradies im AT nun Gott im NT bereit ist mit den Menschen einen neuen Bund zu schliessen. Vermenschlicht kann die Jesus-Geschichte auch so verstanden werden, dass Jesus ein junger Idealist war - ein Liebesmystiker - der vom Establishment aufgerieben wurde. Er hingegen war bereit seinen Feinden zu vergeben und liess sich lieber ans Kreuz nageln, als sein Evangelium der Liebe zu widerrufen. 
Eine andere Entwicklungsline der Bibel ist diejenige, welche sich mit dem kollektiven Tod beschäftigt. Im AT ist es die Sintflut, in der das ganze Leben auf Erden von Gott ausgelöscht wird. Nur Noah und seine Lieben, ein paar Gottgefällige, und von jeder Tierart ein Paar überlebten. Am Ende des NT steigert sich dieses Bild des kollektiven Todes ins unglaubliche Phantastische. Die Apokalypse nach Johannes ist das düsterste Buch der Bibel. Es wird ein Ende aller Zeiten prophezeit, in dem es zu einem Endkampf zwischen Gut und Böse kommt. Erst dann wird der Teufel entgültig besiegt. Die verstorbenen Menschen werden auferstehen und müssen sich im "Jüngsten Gericht" für ihr Leben vor Gott verantworten. Erst dann kehrt Friede, ewiger Friede ein und die Menschen wohnen bei Gott im neuen, himmlischen Jerusalem. Diese apokalyptischen Bilder verdeutlichen, dass die Menschen neben ihrem individuellen Tod immer wieder auch von einem kollektiven Tod durch Naturkatastrophen und Kriege bedroht waren. Die Entwicklung dieses Denkens in der Bibel kann so beschrieben werden, dass die Dramatik zunimmt, dafür aber auch die Verheissung. Während Gott nach der Sintflut mit Noah nur einen neuen Bund schliesst und den Menschen versichert, dass er seine Schöpfung nicht mehr zerstören will, steigern sich die Bilder in der Apokalypse ins maximal dramatische. Die Bedrohung durch den Teufel, welcher nach 1000 Jahren für kurze Zeit freigelassen werden muss und erst danach die Erlösung der Gerechten und der ewige Frieden. Die Entwicklungslogik, an der wir hier interessiert sind, ist eine der dramatischen Steigerung. Das Bedrohliche nimmt zu, dafür aber auch das Rettende und schlussendlich haben wir die Verheissung eines himmlischen Friedens. Wenn wir wollen, können wir darin schon so etwas wie einen Vorläufer der "Dialektik der Aufklärung" erkennen. Mit der technologischen und sozialen Entwicklung nehmen die Fähigkeiten der Menschen zu, Einfluss auf ihr Schicksal zu gewinnen, gleichzeitig wächst aber auch die Möglichkeit Unheil in diese Welt zu bringen.
Als nächstes wollen wir vom Buch zu seiner Wirkungsgeschichte übergehen. Nun also zur christlichen Religionsgeschichte. Auch in der Geschichte der Christenheit lässt sich eine positive Entwicklung erkennen. Zunächst die Inthronisation des Katholizismus mit dem unfehlbaren Papst an der Spitze, als selbsternanntem Stellvertreter Gottes auf Erden. Die Verwirklichung des Wunschdenkens der Menschen, dass Gott auch bei ihnen ist und durch seinen obersten Hirten mit ihnen in Kontakt ist. Wenn wir uns die gewaltige, inzwischen erdumspannende Hierarchie des katholischen Papstums vergegenwärtigen und diese mit den alten ägyptischen Pyramiden und den unsterblichen Pharaonen an der Spitze vergleichen, können wir den enormen Fortschritt erkennen, welcher sich seither in den religiösen Phantasien der Menschheit abgespielt hat! 
Seit dem 16. Jahrhundert ist zusätzlich eine weitere Strömung in der Christenheit dazugekommen - die Reformation! Beichte und Ablasshandel sind nun als Unsinn erkannt worden und der Weg in den Himmel ist für jeden frei geworden. Dafür sollte jeder – angestrahlt von der göttlichen Liebe – aus freien Stücken heraus bereit sein Gutes zu tun!
Trotz dieser leicht ironischen Darstellung der Religionsgeschichte, bin ich kein überzeugter Atheist geworden. Denn als Menschen sind wir in diese Welt geworfen und rätseln über unsere Existenz. Der lange Weg der Evolution, welche den Menschen als religiöses Wesen hervorgebracht hat und die Abfolge von Religionen lassen eine positive Entwicklung erkennen. Warum sollte das Göttliche zu uns nicht wie in einem epischen Theater als listiger Gott sprechen? Zu Beginn des 21. Jahrhunderts leben wir in der Postmoderne. Der Gang Gottes durch die Evolution und Religionsgeschichte muss nicht unbedingt klar erkennbar sein. Seit wir Menschen als religiöse Lebewesen auf diesem Planeten leben, kommen wir aus dem Rätseln und Staunen unseres In-der-Welt-Seins nicht heraus. Das wichtigste dabei scheint mir aber, dass wir unseren moralischen Kompass nicht verlieren. Egal ob gläubig, Agnostiker oder Atheisten.

Evolutionary Spirituality - Gradual change you can believe in. From the monkey ape to the astronaut!

„Denn auf dich hin hast du uns geschaffen. Und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“ Augustinus, aus: „Bekenntnisse“

Worauf richtet sich unser Begehren?  
  • Auf Gott als Antwort auf unseren unausweichlichen Tod? Führt dies zur Askese?
  • Auf "Star Trek“, d.h. wir versuchen die Grenzen unserer diesseitigen Welt immer weiter hinauszuschieben.  Führt dies zu Hedonismus und Wagemut?
  • Oder gibt es noch eine dritte Kraft – den dunklen Gott, den Teufel, der uns in dieser Welt begrenzt, uns in unserem Begehren um Leben quält und uns mehr als nur Schreien lässt? → Führt dies dazu, dass wir Opfer an eine übernatürliche Kraft meinen erbringen zu müssen?
Welches ist unsere persönliche Fusion dieser Energien?

Ist die Antwort, dass wir versuchen immer mehr Menschen, Tiere und natürliche Ressourcen immer stärker in unsere persönliche oder kollektiven Pyramidalträume zu integrieren (und rechtfertigen wir dies damit, dass auch für die anderen etwas dabei abfällt – „trickle down“, etwas darf herunterrieseln)? – Dies ist das Weltbild der politisch „Rechten“ und Atheist.

Oder sind wir davon überzeugt, dass wir meinen unsere Lebensenergie oder diejenige anderer (individuell oder kollektiv) einer „dunklen“ Gottheit opfern zu müssen? – Dies ist das Weltbild der „Satanisten“. (Kleine Opfer im Namen Gottes sind in vielen Religionen weit verbreitet und enthalten einfach etwas von dieser beschriebenen Opferlogik, ohne dass es gleich satanisch wäre.)

Wie weit sind wir freiwillig bereit auf ein „Mehr“ für uns selbst oder für unser „Kollektiv“ zu verzichten? - Ist es nur die Freude am moralischen Handeln - welche sich bei guter Erziehung - bei jedem von uns einstellt, oder erhoffen wir uns dafür auch noch eine Belohnung im Jenseits – die göttliche Belohnung für gute Taten? – Dies ist das Weltbild der politisch „Linken“ und Frommen. Milde und Ausgleich sind Bilder guter Religion, welche ebenfalls als Elemente in fast allen Religionen vorkommen. Dies ist das Projekt der vergleichenden Religionsethik und das Projekt Weltethos.

Schliesslich die Hoffnungsbotschaften, welche uns aus der Tiefe der kosmologischen Zeit erreicht haben. Die Verkündigung, dass es ein Jenseits gibt und das es auf uns alle wartet. Die Antwort auf unsere Verzweiflung und unsere Klagen. – Das ist das Weltbild der transzendenten Hoffnung und Liebe! Unsere Resonanz auf diese Heilsbotschaften ist, in diesem Leben etwas grosszügiger zu sein, weil ja noch mehr auf uns im Jenseits wartet.

Zu allerletzt bleibt dann noch das Bild vom strafenden Gott. Also dass für Sünde eine göttliche Strafe im Jenseits auf uns wartet oder eine schlechtere Wiedergeburt in dieser oder einer anderen Welt. Ist dies bloss Wunschdenken oder die Rache der Entrechteten? Ich weiss es nicht. Ich bin nur davon überzeugt, dass wir Menschen als religiöse Wesen aus der Natur hervorgegangen sind. Die religiösen Botschaften, welche dabei im Laufe der Religionsgeschichte entstanden sind, sind eine schillernde Mixtur aus gutem und bösem Prinzip und bedürfen weiterer religionswissenschaftlicher Forschung. Aus der Perspektive der Evolutionären Spiritualität - welche wohlgemerkt nur eine unter vielen möglichen Deutungsversuchen ist - bedeutet gut sein, den graduellen, evolutionären Prozess mit seiner Kraft, Energie, Kreativität, Schönheit und Inklusivität weiter zu bringen. Die Kreise der Inklusion sollten immer grösser und umfassender werden, damit sich die kosmische Lebenskraft immer weiter steigern kann. Der individuelle Tod ist unabänderlich, aber das Leben auf Erden sollte weiter gehen! Oder wird es doch irgendwann zu der in so vielen Religionen prophezeiten Apokalypse auf Erden kommen? - Von Gott oder den Göttern herbeigeführt, durch die Natur verursacht (Sonneneruptionen, Sternenexplosionen, Meteoriteneinschläge, Supervulkanausbrüche), durch Menschen unbeabsichtigt verursacht oder in einer fernen, technologisch heute noch kaum vorstellbaren "Hypermoderne" bewusst herbeigeführt? Dies weil vielleicht in der Dialektik der Aufklärung irgendeinmal die Risiken zu gross werden, dass mit den durch Technik gesteigerten Möglichkeiten Menschen oder Tieren zu grosse Schmerzen zugefügt werden könnten, als dass dieses Risiko dann weiter eingegangen werden sollte. Ich denke da an eine ferne Zukunft, wenn die Menscheit mit Hilfe von Wissenschaft und Technik Unsterblichkeit in dieser Welt erreicht haben wird, solange unsere Sonne als Energiequelle strahlt.

Was wir heute aus der modernen naturwissenschaftlichen Neuroforschung lernen können, ist dass die Möglichkeit einer Seele gegeben ist! Dies kommt einer kantianischen Wende im Denken gleich.  Frühere Philosophen des Geistes versuchten noch das Bewusstsein durch einen Homunkulus, einem kleinen Männlein in unserem Gehirn zu erklären, welches sich z.B. die Bilder unserer Augen anschaut. Dies ist aber nur eine Problemverschiebung und Spiegelung ins Kleinere. Wenn wir dieser Denklogik folgen, reduziert sich das Zentrum unseres Bewusstseins auf einen immer kleiner werdenden Punkt in unserem Kopf.
Was uns die neuste naturwissenschaftliche Forschung hingegen lehrt, ist dass das Bewusstsein materielle, neuronale Korrelate hat und diese haben eine räumliche Verteilung in unserem Gehirn.
Wir erleben aber unser Bewusstsein als eine Einheit, sowohl in Raum wie Zeit. Damit haben wir einen fundamentalen, logischen Widerspruch! Wie kann ich mein Bewusstsein, meinen Bewusstseinsstrom als eine Einheit erleben, während die Strukturen, welche dieses Bewusstsein erzeugen räumlich verteilt sind? - Mir scheint, die wahrscheinlichste Antwort auf dieses Problem (das Kombinationsproblem) ist, dass es neben Materie und ihrer naturwissenschaftlich erklärbaren Wirkweise, noch eine weitere, geistige Kraft gibt, welche unser Bewusstsein hervorbringt! Reiner naturwissenschaftlicher Reduktionismus kann die Entstehung unseres Bewusstseins nicht erklären.
Die offene Frage aber bleibt, ob dieses "Geist-Wölklein" über das Absterben des Gehirns im Moment unseres Todes weiterbesteht? - Ich weiss es nicht. Seit Kant und mit der evolutionären Erkenntnistheorie ist uns klar, dass wir die Struktur der letzten Wirklichkeit wahrscheinlich nicht wirklich verstehen können.
Was kann ich wissen? - Nichts wirklich sicheres. Was soll ich tun? - Improving the state of the world (WEF). Was darf ich hoffen? - Ich kann Atheist, Agnostiker und Gläubiger zu gleich sein. Jede Position kann ich mit einer zu meinen Überzeugungen passenden Wahrscheinlichkeit versehen.
Was den gläubigen Teil in mir anbelangt, stellt sich aber die Frage, ob ich irgendeine Beziehung zwischen meinem Leben hier auf Erden und einer möglichen Fortsetzung in einem möglichen "Jenseits" sehe?
Wenn es ein Jenseits gibt, scheinen mir gute Taten eher die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen ins "Paradies" zu kommen, als dem Teufel zu opfern! Die Logik des Teufels habe ich versucht in meinem nächsten Post "Die Abgründe des Menschlichen am Beispiel des Nationalsozialistischen Deutschlands" zu erläutern. Auf die Logik Gottes möchte ich im Post "Die Entstehung der modernen Welt" zu sprechen kommen.