Mittwoch, 28. Oktober 2009

Der utopische Anspruch des Christentums

Unsere Gesellschaft beruht auf Gewaltverhältnissen und Herrschaft von Menschen über Menschen. Und die Alpha-Tiere meinen, dass ihnen auch noch ein besserer Platz im Himmel zusteht. So berichtet eine Geschichte in den Evangelien, dass die Brüder Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, hervorgetreten sind und Jesus fragten: "Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den anderen links neben dir sitzen." Jesus aber führt zum Thema Herrschen und Dienen aus: "Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch gross sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele." (Markus 10,37 & 10,42-10,45).

Das Gesagte baut natürlich auf Jesus Liebesphilosophie auf, welche er in der Bergpredigt - in der Rede von der wahren Gerechtigkeit - ausführlich erläutert. Er beginnt mit der Seligpreisung:
"Er sagte:
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig, die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weisen verleumdet werdet. Freut auch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird gross sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt." (Matthäus, 5,3-5,12).

Dann erklärt er den Menschen, dass sie das Licht der Welt sind.
"Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäss darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." (Matthäus, 5,14-5,16).

Der Höhepunkt seiner Liebesmystik ist dann aber seine Rede von der Liebe zu den Feinden: "Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eueres Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüsst, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?" (Matthäus, 5,43-5,47).
Im Hinblick auf Vergeltung lehrt Jesus: "Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. [...] Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab." (Matthäus, 5,38-5,40 & 5,42). Hier erkennt Jesus sehr wohl, was er fordert, nämlich nicht weniger als: "Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist." (Matthäus, 5,48). Das Prinzip der Nicht-Vergeltung ist sicher sehr weise. Gewaltspiralen können so zum Stillstand kommen. Aber ob die totale, freiwillige Auslieferung an seine Feinde immer der richtige Weg ist, will ich doch anzweifeln! Hierzu ist ein kleiner Exkurs mit zwei Beispielen angebracht.

Einerseits Gandhi mit seinem gewaltfreien Widerstand gegen die Engländer. Gandhi hat konsequent auf Nicht-Gewalt (sanskrit ahimsa) gebaut. Und da er es im Falle der Engländer doch noch mit einigermassen zivilisierten Menschen zu tun hatte, hat dies schliesslich grossen Eindruck gemacht. (Kolonialismus ist nicht nur als eine Form der Ausbeutung zu verstehen, sondern auch als die Last des weissen Mannes die Kolonialvölker zu zivilisieren und zu entwickeln.) Im Falle aber z.B. der Nazis, glaube ich dass völlige Gewaltlosigkeit ein Fehler gewesen wäre. Dafür waren die Nazis zu machtbesessen und zu gewaltbereit! Hätte die "freie Welt" keinen Widerstand gegen die Nazis geleistet, wäre Europa heute wahrscheinlich unter der Herrschaft der Nazis, anstatt dass sich eine friedliche Union Europäischer Staten (EU) herausbilden würde.

Aber zurück zu Jesus vor 2000 Jahren und seiner totalen Opferbereitschaft. Sein qualvoller Opfertod am Kreuz macht doch Eindruck und hat das Christentum geprägt. Nur kann ich als moderner Mensch nicht daran glauben, dass sein Opfertod von irgendwelcher religiöser Heilsbedeutung sein sollte! Das Kreuz steht also "nur" als Symbol für übermenschliche, altruistische Opferbereitschaft. Und seine Forderung "Folge mir nach" (Matthäus, 9,9) ist als eine Aufforderung zu verstehen, bereit zu sein zum äussersten Einsatz für eine gute Sache!
Wer dennoch weiterhin an das "Kreuz" glauben will, wird es wohl so verstehen, dass Gott wirklich bereit ist, sich um uns zu kümmern, selbst wenn es auch für Ihn einmal anstrengend und sogar qualvoll werden sollte. So aber die Allmacht Gottes anzuzweifeln, öffnet der Frage Tür und Tor, wer Gott so gewaltig herausfordern können sollte? Das müssten wohl schon sehr finstere, böse, eben satanische Kräfte sein. Satan ist der göttliche Widersacher.

Ich möchte aber versuchen, nicht in einen solchen Dualismus zu verfallen. Es kann zwar sehr wohl gezweifelt werden, ob Jesus überhaupt wirklich gelebt hat? Denn die Evangelien könnten auch bloss literarische Fiktion sein! Und wenn es einmal einen charismatischen Jesus aus Fleisch und Blut gegeben hat, wurde er wohl wegen seiner revolutionären Liebesbotschaft und seiner Aufsässigkeit gegen die Obrigkeit hingerichtet. Aber das von seinem Kreuzestod, dass Heil der Menschheit abhängen sollte, ist wohl eher eine morbide Phantasie, die später dazu gedichtet wurde. Jesus steht für mich nicht als Widerstand gegen Satan, sondern will uns vielmehr daran erinnern, immer unser "Bestes" zu geben!
Dennoch scheint mir seine Warnung vor den zwei Wegen und vor den falschen Propheten als sehr weise. "Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal und nur wenige finden ihn." Und: "Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie (harmlose) Schafe, in Wirklichkeit, aber sind sie reissende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie [aber] erkennen." (Matthäus, 7,13-7,16).
Schliesslich können wir uns die ganze Botschaft auch ganz einfach merken, in Form der Goldenen Regel.
"Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten." (Matthäus, 7,12).

Später, nach Jesus Tod am Kreuz, beginnt die Geschichte der kirchlichen Christenheit. Eine christliche Kirche sollte sich nun bilden, als (figurativer, auferstandener ?) Leib Christi. Und in dieser christlichen Gemeinschaft sollte Gottes Gegenwart sichtbarwerden. Neben den Evangelien bilden die Briefe des Apostel Paulus den grössten Teil des Neuen Testaments. In ihnen geht er auf Glaubensfragen ein, ermahnt aber auch Gemeinden, die sich nicht so recht entwickeln wollten. Er fordert die Gläubigen auf zu einem Leben aus dem Geist.
"Eure Liebe sei ohne Heuchelei. Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten! Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung! Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn! Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet. [...] Segnet eure Verfolger; segnet sie, verflucht sie nicht! Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden! [...] Bleibt demütig! Haltet euch nicht selbst für weise! Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht! [...] Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute! (Brief an die Römer, 12,9-12,21).
Schliesslich belehrt uns Paulus über die höheren Gnadengaben und er singt das Hohelied der Liebe. "Ich zeige euch jetzt noch einen anderen Weg, der alles übersteigt:
Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.
Und wen ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besässe und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. [...]
Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf! (1. Brief an die Korinther, 13,1-13,8).

Wie utopisch dieses Weltbild ist, darüber lässt sich streiten. Aber auf alle Fälle geht von solchem Liebesreden eine grosse Faszination aus. Eine Flamme der Liebe ist entzündet worden. Das Ideal ist eine Gesellschaft ohne Gewalt. In der wir weder herrschen müssen, noch beherrscht werden. Wo wir "mit anderen für andere da sind". Eine Gesellschaft von einander helfenden und einander dienenden Menschen, die einander brauchen. Eine Gesellschaft, in der jeder gebraucht wird, in der es kein Oben und kein Unten gibt, sondern in der alle gleich nebeneinander stehen, gleichberechtigt und gleich wichtig, mit verschiedenen Gaben in ein und derselben Familie, wie Geschwister.

Und was heute noch nicht ist, kann ja noch werden....

***
... und die Text Lyrics dazu.

Montag, 26. Oktober 2009

Ehrfurcht vor dem Leben

"Gut ist: Leben erhalten und fördern; schlecht ist: Leben hemmen und zerstören. [...] Die Ehrfurcht vor dem Leben und das Mitleben des andern Lebens ist das grosse Ereignis für die Welt. Die Natur kennt keine Ehrfurcht vor dem Leben. Sie bringt tausendfältig Leben hervor in der sinnvollsten Weise und zerstört es tausendfältig in der sinnlosesten Weise. [...] Der grosse Wille zum Leben, der die Natur erhält, ist in rätselhafter Selbstentzweiung mit sich selbst. Die Wesen leben auf Kosten des Lebens anderer Wesen. Die Natur lässt sie die furchtbaren Grausamkeiten begehen.
Die Welt, dem unwissenden Egoismus überantwortet, ist wie ein Tal, das im Finstern liegt; nur oben auf den Höhen liegt Helligkeit. Alle müssen in dem Dunkel leben, nur eines darf hinaus, das Licht schauen: Das höchste, der Mensch. Er darf zur Erkenntnis der Ehrfurcht vor dem Leben gelangen, er darf zu der Erkenntnis des Miterlebens und Mitleidens gelangen, aus der Unwissenheit heraustreten, in der die übrige Kreatur schmachtet.
Da sagt der Versucher: So kann man nicht leben. Man muss absehen können von dem, was um einen vorgeht. Nur keine so grosse Empfindsamkeit. Erziehe dich zur notwendigen Gefühlslosigkeit, lege einen Panzer an, werde gedankenlos wie die andern, wenn du vernünftig leben willst. Zuletzt kommen wir dann so weit, dass wir uns schämen, das grosse Miterleben und das grosse Mitleiden zu kennen. Wir [...] tun als wäre es uns etwas Törichtes, so etwas, das man ablegt, wenn man anfängt ein vernünftiger Mensch zu werden.
Dies sind die drei grossen Versuchungen, die uns unversehens die Voraussetzung, aus der das Gute kommt, zugrunde richten. Seid wachsam gegen sie. Der ersten begegne, indem du dir sagst, das Mitleiden und Mithelfen ist für dich eine innere Notwendigkeit. Alles, was du tun kannst, wird in Anschauung dessen, was getan werden sollte, immer nur ein Tropfen statt eines Stromes sein; aber es gibt deinem Leben den einzigen Sinn, den es haben kann und macht es wertvoll. Wo du bist, soll, so viel an dir ist, Erlösung sein, Erlösung von dem Elend, das der in sich selbst entzweite Wille zum Leben in die Welt gebracht hat, Erlösung, wie sie nur der wissende Mensch bringen kann. Das Wenige, das du tun kannst, ist viel - wenn du nur irgendwo Schmerz und Weh und Angst von einem Wesen nimmst, sei es Mensch, sei es irgendeine Kreatur. Leben erhalten ist das einzige Glück.
Der anderen Versuchung, dass das Mitleiden dessen, was um dich vorgeht, Leiden für dich ist, begegne dadurch, dass du dir bewusst wirst, dass mit dem Mitleiden zugleich die Fähigkeit des Mitfreuens gegeben ist. Mit der Abstumpfung gegen das Mitleiden verlierst du zugleich das Miterleben des Glücks der andern. Und so wenig Glück ist, das wir in der Welt erschauen, so ist doch das Miterleben des Glücks um ums herum mit dem Guten, das wir selbst schaffen können, das einzige Glück, welches uns das Leben erträglich macht!"

von Albert Schweitzer

Freitag, 23. Oktober 2009

Gedankensplitter

Die New-Age-Idee, dass die Realität nur von uns geschaffen sei, klingt, als wäre ein süchtiger Verstand verrückt geworden. Das ist eine der selbstzentriertesten Ideen, die ich je gehört habe.

Beschreibe z.B. die Berge und sage, dass so etwas Schönes und Gewaltiges nicht deine Schöpfung sein kann. Das gesamte Universum ist so komplex, dass wir es nie ganz begreifen können, ganz zu schweigen von kreieren.
Anne Wilson Schaef

Oder ist das gerade das Abenteuerland, das wir uns alle gemeinsam ausgedacht haben? Ein Land in dem es Entdeckungsreisen, Schöpfungsakte und Sinnstiftung gibt.

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Foucauls Hauptinteresse richtet sich auf die Erforschung der "polymorphen Techniken der Macht": in welchen Formen, durch welche Kanäle, mittels welcher Diskurse schafft es die Macht, bis in die winzigsten und individuellsten Verhaltensweisen vorzudringen; auf welchen Wegen erreicht sie die seltenen und unscheinbaren Formen der Lust, und auf welche Weise durchdringt und kontrolliert sie die alltägliche Lust?
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"Rely not on the teacher/person, but on the teaching. Rely not on the words of the teaching, but on the spirit of the words. Rely not on theory, but on experience. Do not believe in anything simply because you have heard it. Do not believe in traditions because they have been handed down for many generations. Do not believe anything because it is spoken and rumored by many. Do not believe in anything because it is written in your religious books. Do not believe in anything merely on the authority of your teachers and elders. But after observation and analysis, when you find that anything agrees with reason and is conducive to the good and the benefit of one and all, then accept it and live up to it."- the Buddha (Kalama Sutra)

Dienstag, 20. Oktober 2009

Spiritualiltät für Kinder und andere IV

Eine Art sich den "Geist", den "Spirit" vorzustellen, ist sich ein Licht in jeder Person vorzustellen. Du kannst das Licht nicht sehen, aber Du kannst es fühlen, wenn Du kreative Dinge tust, nett bist oder ganz einfach die Welt verbesserst. Und Du kannst es in anderen Personen spüren, wenn diese die gleichen Sachen machen. Du kannst mit diesem Licht durch Gebet, Meditation u.Ä. in Kontakt treten. Gebet oder Meditation helfen Dir ruhig zu werden, so dass Du dein inneres Licht wahrnehmen kannst. Und das Beste, was wir als religiöse Gemeinschaft machen können, ist einander zu helfen, dieses innere Licht so stark wie möglich zum Leuchten zu bringen. Lass unser Herz so voll werden mit Freude und Dankbarkeit, so dass es förmlich überschwappt und anderen helfen will.

Was denkst Du, welche Aktivitäten oder Situationen helfen Dir, dein inneres Licht zum Leuchten zu bringen? Hat Dir jemals jemand geholfen, dein Licht heller zum Leuchten zu bringen? Was hat er oder sie getan? Hast Du je jemandem anderen geholfen sein Licht leuchten zu lassen?

RE Express Plus, November 2009

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Katrina & The Waves - Love Shine A Light

Spiritualität III

"Wo Verzweiflung und Sehnsucht sich paaren, da entsteht die Mystik." Nietzsche

Aus evolutionärer Sicht hat das Gefühl eines Sinns unseres Lebens wohl unsere Fähigkeit zu überleben vergrössert. Aber spirituelle Intelligenz ist weit mehr als das. Sie umfasst unser Bedürfnis nach und den Zugang zu tiefer Bedeutung und fundamentalen Werten. Sie kreist um die Fragen: Warum sind wir hir? Warum leben wir? Was macht das Leben lebenswert? Spirituelle Intelligenz (Danah Zohar) bedeutet sicher idealistischer zu werden. Wir suchen nach einem bedeutungsvolleren Leben. Wir legen mehr Wert auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen: Mitgefühl, Liebe, eine dienende Haltung, Freundlichkeit. Das gibt unserem Leben einen höheren Sinn. Menschen die spirituell intelligent sind, streben nach einem höheren Sinn, sie haben tiefverwurzelte Werte, und sie leben diese. Es geht darum, zurückzutreten und bisherige Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen. Man geht vielleicht sogar durch "die dunkle Nacht der Seele." Das Überwinden dogmatischen Denkens - mit seiner zweifelhaften Sicherheit - ist dafür eine Voraussetzung. Existenzielle Angst und Einsamkeit können sich nun als Folge des Verlusts unserer Alltagssicherheit einstellen. Aber Konfrontation mit der eigenen Ohnmacht gehört dazu. Spirituelle Grenzerfahrungen können wie ein Schock wirken und Menschen traumatisieren, beziehungsweise vorübergehend "verrückt" machen. Die Begegnung hingegen mit etwas Grösserem innerhalb oder ausserhalb der eigenen Seele können helfen. Vier Hauptwege ermöglichen eine solche Begegnung:
- die Riten der Religionen,
- die Begegnung mit den Kräften in der Natur,
- das Erleben von Schönheit in der Kunst und
- die Liebe im zwischenmenschlichen Bereich.
Von solchen Begegnungen kann eine transformierende Kraft ausgehen.

Die Liebe zu Gott kann sich jedoch nicht auf einer Feindselikeit anderen Menschen gegenüber aufbauen lassen. ("Die Menschen haben mich enttäuscht, sie lieben mich nicht, also wende ich mich Gott zu in der Hoffnung, dass er mich nicht enttäuscht.") Vielmehr mündet Bescheidenheit in der Überzeugung, dass es wichtiger ist, andere zu lieben als sich selbst. Im Erleben der kosmischen Liebe werden die Unterschiede zwischen Du und Ich aufgehoben. Der spirituelle Weg die Begrenztheit des Egos zu transzendieren, findet auch eine Antwort auf die Probleme von notwendiger Abgrenzung, Distanz und "gesunder Aggression". Denn der Mittelpunkt meiner inneren Welt ist nicht mehr mein eigenes Vorwärtskommen, mein eigener Vorteil, sondern mein Denken und Fühlen ist darauf gerichtet, was für die Menschheit, das Leben als Ganzes in dieser konkreten geschichtlichen Situation notwendig ist. Weisheit wird zu einem Tanz mit dem Mitgefühl. Weisheit weiss, dass hinter den Vielen das Eine steht. Mitfühlen weiss, dass das Eine die Vielen ist. Fliehe also die Vielen und suche das Eine; hast Du es gefunden, so erkenne und umfange die Vielen als das Eine. Und warum das Ganze? - Weil alleine zu tanzen keinen Spass macht!

Ein paar Schnipsel aus Info 3, der anthroposophischen Zeitschrift, haben für die notwendige Inspiration gesorgt.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Evolutionäre Spiritualität = Materialismus + X

So langsam wird es mir klar, worin der grosse Unterschied zwischen einer Evolutionären Spiritualität und normaler Evolution liegt. Während klassische Evolution nur ein mechanistischer, materialistischer Prozess ist, beinhaltet Evolutionäre Spiritualität auch den Geist. Evolutionäre Spiritualität ist also so etwas wie Materialismus plus Seele! Deswegen sprechen viele Anhänger der Evolutionären Spiritualität auch viel von Bewusstseinsentwicklung durch Meditation. Von diesem Ende her betrachtet, scheint es mir dann aber wieder zu viel Geist und Bewusstsein zu sein und zuwenig Realismus. Im Spirituellen bin ich mehr für einen eklektischen Ansatz. Aber wichtig im Hinblick auf die Komponente "Evolution" in der Evolutionären Spiritualität ist eine Entwicklungsperspektive. Die Welt wird besser und Kooperation und Integration nehmen zu.

Jenseits

Vielleicht habt ihr auch schon gedacht, dass sterben eigentlich gar nicht so schlimm ist, kehren wir doch nur dorthin zurück, woher wir vor unserer Geburt hergekommen sind. Als Teenager habe ich zumindest hin und wieder so gedacht. Etwas zugespitzter hat es D. Yahom formuliert: Es gibt zwei identische Zustände des Nichtseins - die Zeit vor unserer Geburt und die Zeit nach unserem Tod. Woher wir auch immer hergekommen sind, dahin werden wir auch wieder gehen.

Wenn man aber genauer darüber nachdenkt, stellt sich die Frage, ob nicht doch eine wichtige Differenz zwischen diesen beiden Zuständen des Nichtseins bestehen könnte? - Die Antwort: ein ganzes Leben ist diese Differenz. Und das kann vielleicht einen Unterschied ausmachen. Vielleicht gibt es ja auch Kräfte, die stärker sind als die Zeit - LIEBE! Und dies ist vielleicht auch die metaphysische Kraft, die uns in den Himmel trägt.

Aber im Hinblick auf die "Differenz" Leben, sollten wir vielleicht auch über die ethische Dimension nachdenken. Sind wir nicht verantwortlich für unser Leben, für das, was wir während unserem Leben (mit unserem Leben) gemacht haben? - Vielleicht wird es doch so etwas wie ein Jüngstes Gericht geben, oder es sind vielleicht karmische Kräfte am Werke?

Eine zweite Kritik an der These von den beiden gleichen Zuständen des Nichtseins: Es ist ein Unterschied zwischen dem Nichtsein von dem ich gekommen bin - von meiner Mutter und meinem Vater - und dem Nichtsein in das ich gehen werde - tote Materie.

Aber nocheinmal, wenn man genauer hinschaut, ergibt sich eine neue Sicht. Man sollte sich fragen, woher das Leben als Ganzes kommt? Der Ausgangspunkt für die Evolution war tote Materie. Deswegen ist die Perspektive wieder tote Materie zu werden, vielleicht gar nicht so schlimm! - Wichtig ist aber noch die Frage, woher die Seele kommen soll? Hierauf gibt es v.a zwei Antworten:
1. Gott gab mir meine [Menschen-]Seele bei meiner Geburt. (Nach dieser Sichtweise haben Tiere keine Seele.)
2. Die andere Sicht ist, dass Bewusstsein und Seele bereits in der toten Materie vorhanden waren. Woher sollte sonst auch später das Bewusstsein kommen, wenn es nicht bereits in der Materie (als sogenannte "Innenseite") enthalten gewesen wäre? Die Materie war also bereits beseelt, bevor die Evolution des Lebens startete. Das ist auch der Grund, warum ich glaube, dass die ganze Welt fühlend ist, auch Panpsychismus genannt. Und darum wird einmal alles Leben in den Himmel kommen oder Teil einer grösseren Überseele oder Alleinheit werden.

Nächster Perspektivenwechsel: Gott und der Himmel sind heute vielleicht noch nicht so stark, werden aber stärker. Während späteren Phasen der Evolution kann sich Gott/das Göttliche vielleicht stärker in dieser Welt realisieren. Das ist zumindest die Sichtweise von Teilhard de Chardin und Sri Aurobindo. Und diese beiden sind sogar so optimistisch, dass die ganze Welt (wieder) Gott werden wird.

Aus existenzialistischer Sicht, sieht das aber alles wieder ganz anders aus. Das Leben hat keinen Sinn, ausser den, den wir ihm selber geben. Leben hat keinen intrinsischen Wert. Ein Leben gelebt zu haben, macht keinen Unterschied aus, im Hinblick darauf, wo wir nach unserem Tode hinkommen werden.

Eine religiöse Moral ist auch nicht wirklich wichtig. Die moderne, humanistische Moral ist von Religion unabhängig und autonom. Aber ich habe den Bezug zur Religion erwähnt, weil es vielleicht einen tieferen Sinn hat, wieso wir moralische Wesen sind? Und unser Gewissen lässt es uns auch so spüren, als ob Moral einen wichtigen Einfluss hätte. - Anderseits lässt sich fragen, ob Moral nur das Produkt eines adaptiven evolutionären Prozesses ist und nicht mehr? Oder gibt es einen Unterschied zwischen dem Prozess der Genese (durch Evolution) und seiner Geltung? Die Ethik kann vielleicht doch Folgen bis ins Jenseits haben. Aber ich bin mir nicht sicher. Es ist für mich nur eine Möglichkeit. Aber warum beschäftigt dieses Problem so viele Menschen?

1000. Besuch auf meinem Blog!

Diese Tage fand der 1000. Besuch auf meinem Blog statt. Den Schreiber freut's, auch wenn es so nicht geplant war. Ich sehe meinen Blog als eine kleine Sammlung von positiven Gedanken. Ich habe gemerkt, dass es mir hilft Hoffnungsgedanken, -lieder, -videos, etc. aufzuschreiben, festzuhalten und später einmal wiederzulesen. Dabei habe ich mir aber gedacht, dass dies nicht einfach nur privat geschehen muss. Wenn andere Leute meine Gedanken auch interessieren, bereitet mir das natürlich Freude. Und mich selber bestätigt es darin, dass an meinen Ideen vielleicht doch etwas dran ist. Bei über 500 Besuchern, aus 28 Ländern, aus allen Kontinenten (ausser Australien) würde ich mich natürlich sehr freuen, wenn der Eine oder die Andere vielleicht auch einmal einen kleinen Kommentar hinterlassen würde. So würde das Ganze etwas interaktiver.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Achmed, der tote Terrorist


 
 
(mit deutschen Untertiteln)

Dienstag, 6. Oktober 2009

Spiritualität II

Zwei unitarische Einstellungen zum Beten:
- Alle spirituell erfüllenden Aktivitäten als Gebet sehen. Oder
- Die Kategorie Gebet vergessen, aber dennoch spirituell erfüllenden Aktivitäten weiter nachgehen.

Ich fühle, wie das Leben selbst ein Gebet ist.

Der Gruss der Buddhisten - "Namaste":
Die Göttlichkeit in mir erkennt die Göttlichkeit in Dir.

Beten als ein Lebensstil, in Anerkennung des Heiligen um mich herum, anstatt sich an ein unabhängiges Anderes zu richten.

Ich brauche organisierte Religion, um mit dem Nihilismus der Macht und dem allgegenwärtigen Kommerz klarzukommen.

Ich kann beten als unausgesprochener Sinn für innerliche Gemeinschaft mit der Welt, die ich sehe und mit der Welt. die ich nicht sehe, sehen.

Ich glaube nicht an einen Gott mit Ohren. Aber die Sprache, die ich gebrauche ... sprechen, hören, ... ist die einzige Sprache, die ich habe.

Spiritualität ist sich auf das Grosse Mysterium im Herzen des Lebens zu fokusieren.
Das Gebet oder die Meditation kann sich nach innen oder nach aussen richten. Das Objekt des Gebets kann personal oder kosmisch unpersönlich sein.

Gott als Puppenspieler?

Gott muss nicht wie wir sein, um unsere Gebete zu hören. Das Bewusstsein jedoch, dass wir uns an den Geist des Universums richten und nicht an einen grossen Vater, kann uns zu tieferen Gebeten führen. Wir beten nicht mehr, dass jemand Geliebtes wundersam geheilt wird. Vielmehr beten wir nun, dass alle betroffenen Personen sich für die Lehren des Lebens öffnen: Tod, Trauer, Trost. Trotzdem weiter zu beten, bedeutet emotionale und spirituelle Reife zu kultivieren.

Ein bisschen spirituelle Lektüre und ein kleiner, selbstgemachter Altar für den Eigengebrauch. Mach Deine eigene göttliche Kunst.

Ich versuche auf das Eine konzentriert zubleiben, dass alle beinhaltet und grösser ist als alle.

Sind spirituelle Menschen mehr "geerdet", haben sie eine grössere Perspektive und lieben sie mehr?

Wir setzen unser Wachstum fort und lernen die noblen, gesunden Symbole zu finden, die wir "heilig" nennen. Die Bilder und Erfahrungen beginnen zu sinken: die Geschichten, die Musik, die Körperlichkeit, die Verbindung mit dem, was immer "jenseits" liegt. Etwas Gutes und Festes beginnt von innen heraus Gestalt anzunehmen. Und wenn wir kurz pausieren, ist dieses innere Leben da, um uns zu unterstützen, zu halten, zu inspirieren und um uns Sinn zu geben.

Tief Atem holen und in Kontakt treten mit dem, was wirklich zählt - Liebe.

Spiritualtät ist immer ein Prozess. Niemand hat je volle spirituelle Reife erreicht!
Viele wünschen sich eine "Schritt-für-Schritt-Spiritualität", eine "spirituelle Einheitsgrösse". Ich denke dabei z.B. an Programme wie: "Integral Life Practice" (Ken Wilber) oder "Evolutionary Enlightenment" (Andrew Cohen). Dabei muss ich aber auch eingestehen, dass ich von Wilber und Cohen durchaus auch bedenkenswerte Impulse bekommen habe, wie z.B. den Namen für diesen Bolg. Aber bis heute hat die menschliche Geschichte nichts wirklich Umfassendes hervorgebracht. Weder "katholisch", noch "integral", noch sonst etwas überzeugen als "allumfassende" Spiritualität.

Dennoch: Spiritualität ist Umgang mit Dynamit! Dies weil das spirituelle Leben unserem Leben entweder Sinn gibt oder uns dazu verurteilt, dass unser Leben vergeblich ist.

Was denkst Du über Gott? - Ist es der Glaube, dass er der Geist ist, der in allem ist; die Energie oder Kreativität, welche die Dinge wachsen und sich verändern lässt?

Oder haben die Zyniker recht, dass es keine Wahrheit gibt, dass es keine Konstante gibt, welche Ordnung in die Grosse Gleichung bringt?

Oder lieben wir Menschen einfach ein gutes, grosses Mysterium ??!

Alle diese Quotes sind aus dem Oktober-Heft von 'Quest', dem Monatsmagazin für religiös Liberale von der Church of the Larger Fellowship.

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Phill Collins - Dance into the Light

Vader Abraham & die Schlümpfe - Das Lied der Schlümpfe