Dienstag, 20. Oktober 2009

Spiritualität III

"Wo Verzweiflung und Sehnsucht sich paaren, da entsteht die Mystik." Nietzsche

Aus evolutionärer Sicht hat das Gefühl eines Sinns unseres Lebens wohl unsere Fähigkeit zu überleben vergrössert. Aber spirituelle Intelligenz ist weit mehr als das. Sie umfasst unser Bedürfnis nach und den Zugang zu tiefer Bedeutung und fundamentalen Werten. Sie kreist um die Fragen: Warum sind wir hir? Warum leben wir? Was macht das Leben lebenswert? Spirituelle Intelligenz (Danah Zohar) bedeutet sicher idealistischer zu werden. Wir suchen nach einem bedeutungsvolleren Leben. Wir legen mehr Wert auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen: Mitgefühl, Liebe, eine dienende Haltung, Freundlichkeit. Das gibt unserem Leben einen höheren Sinn. Menschen die spirituell intelligent sind, streben nach einem höheren Sinn, sie haben tiefverwurzelte Werte, und sie leben diese. Es geht darum, zurückzutreten und bisherige Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen. Man geht vielleicht sogar durch "die dunkle Nacht der Seele." Das Überwinden dogmatischen Denkens - mit seiner zweifelhaften Sicherheit - ist dafür eine Voraussetzung. Existenzielle Angst und Einsamkeit können sich nun als Folge des Verlusts unserer Alltagssicherheit einstellen. Aber Konfrontation mit der eigenen Ohnmacht gehört dazu. Spirituelle Grenzerfahrungen können wie ein Schock wirken und Menschen traumatisieren, beziehungsweise vorübergehend "verrückt" machen. Die Begegnung hingegen mit etwas Grösserem innerhalb oder ausserhalb der eigenen Seele können helfen. Vier Hauptwege ermöglichen eine solche Begegnung:
- die Riten der Religionen,
- die Begegnung mit den Kräften in der Natur,
- das Erleben von Schönheit in der Kunst und
- die Liebe im zwischenmenschlichen Bereich.
Von solchen Begegnungen kann eine transformierende Kraft ausgehen.

Die Liebe zu Gott kann sich jedoch nicht auf einer Feindselikeit anderen Menschen gegenüber aufbauen lassen. ("Die Menschen haben mich enttäuscht, sie lieben mich nicht, also wende ich mich Gott zu in der Hoffnung, dass er mich nicht enttäuscht.") Vielmehr mündet Bescheidenheit in der Überzeugung, dass es wichtiger ist, andere zu lieben als sich selbst. Im Erleben der kosmischen Liebe werden die Unterschiede zwischen Du und Ich aufgehoben. Der spirituelle Weg die Begrenztheit des Egos zu transzendieren, findet auch eine Antwort auf die Probleme von notwendiger Abgrenzung, Distanz und "gesunder Aggression". Denn der Mittelpunkt meiner inneren Welt ist nicht mehr mein eigenes Vorwärtskommen, mein eigener Vorteil, sondern mein Denken und Fühlen ist darauf gerichtet, was für die Menschheit, das Leben als Ganzes in dieser konkreten geschichtlichen Situation notwendig ist. Weisheit wird zu einem Tanz mit dem Mitgefühl. Weisheit weiss, dass hinter den Vielen das Eine steht. Mitfühlen weiss, dass das Eine die Vielen ist. Fliehe also die Vielen und suche das Eine; hast Du es gefunden, so erkenne und umfange die Vielen als das Eine. Und warum das Ganze? - Weil alleine zu tanzen keinen Spass macht!

Ein paar Schnipsel aus Info 3, der anthroposophischen Zeitschrift, haben für die notwendige Inspiration gesorgt.

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