Mittwoch, 30. September 2009

Gedichte gegen die Angst

...und eines Tages wachte ich auf, da sah ich die Hölle. Ich sah ihr ins Gesicht und sie lächelte mich an.
Schon mehrmals im Leben konnte ich den beißenden Gestank, der von ihr ausging riechen, doch
NIEMALS atmete ich so tief ein, dass ich dass Gefühl bekam, sie nimmt mir den Atem.
Bis zu jenem Tag....
Der Tag, an dem sich der Gestank in meinem Körper, meiner Seele und meinem Geist einnistete.
Er frisst mich auf, macht mein Leben zur Hölle, raubt mir den Atem.
Fast jeden Tag meldet er sich, zeigt mir, dass er noch da ist.

Hilflos, wie eine Marionette, bin ich ihm ausgeliefert, nicht immer, aber häufig.
Wo bin ich? Wo ist der Mensch, den ich einst kannte?
Jeder Tag der Kampf. Gegen diesen Wahnsinn.
Manchmal werde ich müde, weiter zu kämpfen, bekomme ich das Gefühl, die Last in meinem Körperer erdrückt mich.
Und dennoch werde ich weiterkämpfen.
Der Kampf ist noch nicht verloren und wird es auch nicht sein, solange ich kämpfe.
Irgendwann wird der Tag kommen, an dem ich merke, dass ich gesiegt habe.

Der Mut sprach...

...und ist die Angst auch
noch so groß,
ich werde bei dir sein.
Behüte Deinen reinen Geist
wirst nie mehr einsam sein.

Der Mut zum Sein!

Hinweis: Die beiden Gedichte gegen die Angst habe ich von der "Angst-Auskunft".

Samstag, 26. September 2009

Gott als letzte Hoffnung

Was heisst "einen Gott haben", bzw. was ist "Gott"? Antwort: Ein "Gott" heisst etwas, von dem man alles Gute erhoffen und zu dem man in allen Nöten seine Zuflucht nehmen soll. "Einen Gott haben" heisst also nichts anderes, als ihm von Herzen vertrauen und glauben. Woran du nun, sage ich, dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott. "Einen Gott haben" heisst etwas haben, worauf das Herz gänzlich vertraut.
Martin Luther

Dazu gehört auch die Auffassung, dass der Glaube nicht menschliche Leistung ist, sondern Geschenk Gottes, also Gnade ist. Dies betonten schon die Reformatoren in der Nachfolge des Apostels Paulus.

Interessant auch Kierkegaard: Gott nötig haben ist nichts, dessen man sich schämen müsste, sondern es ist die Vollkommenheit.

Etwas Festes muss der Mensch haben, daran er zu Anker liege, etwas, das nicht von ihm abhängt, sondern davon er abhängt. Matthias Claudius. Paul Tillich hat dies auch den Grund des Seins genannt.

Sophie Scholl: Ja wir glauben auch an den Sieg des Stärkeren, aber der Stärkeren im Geiste!

Quelle: Friedrich Schorlemmer. 2008. Was Protestantisch ist - Grosse Texte aus 500 Jahren. Verlag Herder, Freiburg i.Br.

Für kritische Einwände vgl. z.B. Hugo Stamm "Wie finden wir Trost in Gott?".

Sonntag, 20. September 2009

Giving Up and Letting Go

Giving Up and Letting go
By Hank Dunn
From: Light in the Shadows

Giving up implies a struggle –
Letting go implies a partnership
Giving up dreads the future –
Letting go looks forward to the future
Giving up is a defeat –
Letting go is a victory
Giving up is unwillingly yielding control
To forces beyond myself –
Letting go is choosing to yield to forces beyond myself
Giving up believes that the God is to be feared –
Letting go trusts in God to care for me.

If one is not comfortable with the term God as used above, then please substitute whatever makes more sense – Jane came up with “the future” for the first mention of God, and “the essence of life” for God in the last line. What words would you put in place of God? - I would suggest: the Tao, since Tao is very much linked to flow and letting go.

Liberale Religion, liberale Theologie, liberales Christentum ...?

Was ist und wie ist das Verhältnis von liberaler Religion, liberaler Theologie und liberalem Christentum? - Grundsätzlich stehen die Worte "liberal" oder "frei" für einen undogmatischen Ansatz. Liberale Religion steht dabei für ein umfassendes, pluralistisches Verständniss von Religion(en). Das Verhältniss zwischen zwei Religionen kann entweder exklusiv sein. Z.B. "kein Heil ausserhalb der Kirche", wie es vor dem 2. Vatikanischen Konzil für den Katholizismus gegolten hat. Oder es kann inklusiv sein. Auch in den anderen Religionen erscheint Göttliches und Wahres (Reformiert, Katholizismus nach dem 2. Vatikanum). Meine Position ist nun aber die pluralistische. Ich möchte keine bestimmte Religion bevorzugen und zum Massstab für die anderen Religionen machen. Auch nicht ein Christentum in seiner liberalen Version. Liberale Theologie ist ein Synonym für liberales Christentum und freien Protestantismus. Wie der Begriff Theologie klarmacht, steht Gott, griechisch theos im Mittelpunkt. Andere Sichtweisen, die ich aber auch sehr schätze, sind z.B. der Pantheismus - Alleinheit - v.a. im Hinduismus und heutzutage in der Integralen Bewegung anzutreffen. Weiter möchte ich auch offen sein für atheistische Positionen (kein Gott), wie er auch in bestimmten Richtungen des Buddhismus vorkommt. Und wie er im modernen, aufgeklärten Humanismus eine starke moralische Kraft ist. Schliesslich versuche ich mich in den Taoismus einzulesen. Ein Weg, der Gegensätze vereint und in Fluss bringt. Und welche Religion schafft es, all diese Facetten zu integrieren? - Für mich ist es die liberale, pluralistische Religion von Unitarian Universalism!

Liberale Theologie und das Reich Gottes

1. Liberale Theologie

"Liberale Theologie bedeutet, den Glauben an das Evangelium, dass Gott Liebe, Vergebung und Grund der Freiheit ist, als den Anfang eines durch diese Werte bestimmtes Verständnisses menschlicher Existenz zu erkennen. In der Tradition liberaler Theologie führt vom Glauben an das Evangelium kein direkter Weg zu gegenständlichen Aussagen über Gott und sein Offenbarungshandeln. Glauben ist überhaupt kein Wissen, weder über Gott noch über sein Handeln in der Welt, sondern ein Vertrauen, das zur Kraftquelle in der Bewältigung des Lebens wird. Mit dem Gott des Evangeliums lässt sich nicht die Welt erklären, sehr wohl aber eine fundierende Daseinsgewissheit und zielbewusste Lebensorientierung gewinnen. Dieses liberaltheologische Credo befreit die Theologie von den unversöhnlichen Konflikten mit der Wissenschaft.
Liberale Frömmigkeit kann heute in einer Spiritualität lebenspraktisch werden, die ein inhaltlich eher unbestimmtes Transzendenzbewusstsein ausbildet, sich aber weithin doch im Tradierungszusammenhang des freilich undogmatisch verstandenen Christentums bewegt. Entscheidend für liberale Frömmigkeit ist, dass der Glaubensausdruck frei gelassen wird und variabel bleibt, dass er sich nicht nach biblischen, dogmatischen, kirchlichen oder lehrmässigen Bestimmungen richten muss, sondern klar der persönlichen Gewissheit, der Erfahrung und dem Engagement der Glaubenden nachgeordnet bleibt. In Fragen des Glaubens muss man die eigene Einsicht nirgends unterdrücken, denn Gott selbst ist Inbegriff und Quelle der Wahrheit. Spiritualität ist eine Sinneinstellung, eine Offenheit für die Präsenz des Göttlichen, die als Lebensbereicherung erfahren wird.
Liberale Theologie ermutigt den Glauben jedoch dazu, zu seinen Zweifeln zu stehen. Die Zweifel gehören zum Glauben, eben weil dieser kein Wissen ist und nicht zu einem Wissen werden kann. Aber um für Sinnzusammenhänge kommunizierbare Vorstellungen und Sprache zu gewinnen, brauchen wir die Parabeln, die Beispiel- und Gleichnisgeschichten der Bibel, die Metaphern und Symbole, die die Überlieferungen des Christentums geschaffen haben. Auch sie aber gehören auf die Seite des Glaubensausdrucks, nicht des Glaubensgrundes. Dieser wird in der persönlichen Transzendenzbeziehung oder auch, konkreter, in der persönlichen Beziehung zu Jesus und dem Gott in ihm gefunden."


2. Das Reich Gottes

Am Ende der Bibel wird das kommende Reich Gottes (nach dem "Jüngsten Gericht") versprochen. Wenn Gott eine neue Erde und einen neuen Himmel geschaffen hat, wird er im himmlischen Jerusalem wieder unter den Menschen leben.
"Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron sass, sprach: Seht, ich mache alles neu." (Offb. 21,3-5).
Aber auch eine evolutionäre Sichtweise ist möglich. Gott ist nicht von Anfang an fertig und vollkommen, sondern muss sich auch noch entwickeln, wachsen und werden (Kurt Leese). Wenn die Zeit für das "Reich Gottes" gekommen ist, haben sich Gott und/oder die Menschheit vollentwickelt und die biblische Verkündigung kann in Erfüllung gehen.
Anders sieht es Paul Tillich: "Die universale Grundlage der Religion ist die Erfahrung des Heiligen innerhalb des Endlichen. Das Unbedingt wird im Bedingten manifest, aber das Bedingte kann Gott als Unbedingten nicht offenbaren, ohne ihn zu verzerren. Diese Dialektik ist nach Tillich der Motor der Religionsgeschichte." Leese weist aber darauf hin, dass nicht ein dogmatisierter Christus (Kreuzestheologie), sondern die durch Jesus verkündete und gelebte Liebe als normativer Massstab für die Religionsgeschichte gilt. Diese christliche Humanität wird dabei am besten überkonfessionell und interkulturell geöffnet. Zu hoffen ist auch, dass es nicht dabei bleibt, dass nur der Protestantismus den Mut aufgebracht hat, die eigenen Glaubensquellen und Voraussetzungen kritisch zu untersuchen, koste es was es wolle. Wobei dies aber nur für die fortschrittliche, liberale Strömung im Protestantismus gilt. Daneben gab und gibt es immer auch die konservative, bibelgläubige Mehrheit. Zu hoffen beibt aber, dass jede tiefe Religiosität denkend wird und jedes wahrhaft tiefe Denken religiös (Albert Schweitzer). Dieser liberale Flügel des Protestantismus ist nicht nur durch die Reformation, sondern auch durch die Aufklärung bestimmt. Glaube und Vernunft gehen zusammen. Aber wie Schweitzer feinsinnig analysiert, ist der freie Protestantismus in der Minderheit. Er setzt nämlich selbständiges denken voraus. Und dies ist nicht mit Sicherheitsbedürfnissen einerseits und geistiger Bequemlichkeit anderseits zu vereinbaren. Für einen wahrhaft suchenden Menschen gehören Glaubenszweifel als Durchgang zu tieferer Wahrheitserkenntnis dazu. Was viele Menschen zu überfordern scheint!
Das "Reich Gottes" gilt es auch schon jetzt von uns auf unserer Erde zu verwirklichen, als Reich der Liebe und der Gerechtigkeit. Schweitzer gibt dabei aber auch zu denken:
"Auch für den neuzeitlich Glaubenden bedeutet das Werden des Reiches Gottes auf Erden nicht alles. Auch er schaut von dieser Welt und von der Zeitlichkeit auf die Ewigkeit aus und auf das, was nach dem Tode sein wird. Er weiss aber, dass wir dies Gott anheimgestellt lassen müssen und dass wir in diesem Dasein nach der Seligkeit trachten müssen, dass es in uns und in der Welt Reich Gottes werde, aus der uns Gott, wenn wir uns in ihr bewährt haben, zur zukünftigen eingehen lässt. Das Erwarten des Reiches muss für uns zum Wollen des Verwirklichens desselben in dieser Welt werden. Gerade dadurch werden wir Christen im ursprünglichen Sinn. Die Erlösung besteht darin, dass Reich Gottes in uns sei und Reich Gottes in der Welt wirke." Die Kraft zur Ethik ist die Dankbarkeit für das Beschenktsein durch Gott. Gott als der Wille der Liebe, als sich schenkende und zugleich uns fordernde Liebe.

Quelle: Werner Zager (Hrsg.). 2009. "Liberales Christentum - Perspektiven für das 21. Jahrhundert", Neukirchener Verlag.


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An meine lieben Leser: Solltet Ihr ältere Posts (noch)einmal anschauen wollen, dann auf den Monatsnamen klicken und nicht auf das Pfeilicon davor. Sonst wird bei älteren Monatsverzeichnissen manchmal nur ein nicht enden wollender "loading"-Prozess angezeigt.

Sonntag, 13. September 2009

Absurd, grotesk, anarchisch komisch!

Das beste Mittel gegen trübe Gedanken ist etwas zum Lachen!
Im Folgenden je eine Folge meiner beiden Lieblingscomedies:

Keeping up appearances (Mehr Schein als Sein, dt. Titel)
(Am Ende jedes Teils kurz warten, dann geht es auch schon weiter.)

Nonstop Nonsens
(Am Ende jedes Teils, den nächsten Teil wählen.)

Freitag, 11. September 2009

Eine Vision für Europa - Die Brüssler Erklärung

V.a humanistische Organisationen haben anlässlich des 50. Jubiläums der EU 2007 eine neue Vision für Europa entwickelt. Eine Vision eines gerechteren und toleranteren Europas, die mich überzeugt.

As the 50th anniversary of the creation of the European Union approaches, the principles and values on which modern Europe was founded are once again under threat. Recent events have thrown into sharp focus the divisions that exist between those who share our liberal, humanitarian values and those who seek to create a more authoritarian society, or would use our culture of tolerance to promote intolerance and undermine democracy.
Unless we stand firm and defend our values now, fundamentalism and authoritarianism will once again ride roughshod over our rights.
We offer this Vision for Europe to the people of Europe as a restatement of our common values, the liberal values of individual freedom, democracy and the rule of law on which modern European civilisation is based. They are not the values of a single culture or tradition but are our shared values, the values that enable Europeans of all backgrounds, cultures and traditions to live together in peace and harmony.
The centrepiece of the Vision for Europe is the Brussels Decleration, a short summary of our common values.


Die Brüssler Erklärung

Wir, die Menschen Europas, bekräftigen hiermit unsere gemeinsamen Werte. Sie beruhen nicht auf einer einzigen Kultur oder Tradition, sondern gründen sich in allen Kulturen, die das moderne Europa ausmachen.
Wir bekräftigen den Wert, die Würde und die Autonomie jedes Individuums und das Recht eines jeden auf die größtmögliche Freiheit, die sich mit den Rechten anderer vereinbart. Wir unterstützen Demokratie und Menschenrechte sowie die Rechtsstaatlichkeit und streben die bestmögliche Entwicklung eines jeden Menschen an.
Wir erkennen unsere Fürsorgepflicht für die ganze Menschheit einschließlich künftiger Generationen und unsere Abhängigkeit von und Verantwortung für die natürliche Welt an.
Wir bekräftigen die Gleichheit von Männern und Frauen. Alle Personen, unabhängig von Rasse, Herkunft, Religion oder Glaube, Sprache, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Können, müssen vor dem Gesetz gleich behandelt werden.
Wir bekräftigen das Recht eines jeden, eine Religion oder einen Glauben eigener Wahl anzunehmen und zu befolgen. Aber der Glaube irgendeiner Gruppe darf nicht zur Einschränkung von Rechten anderer führen.
Wir halten daran fest, dass der Staat neutral bleiben muss in Angelegenheiten von Religion und Glaube, und niemanden bevorzugen oder benachteiligen darf.
Wir halten daran fest, dass persönliche Freiheit mit gesellschaftlicher Verantwortung verbunden sein muss. Wir streben danach, eine gerechte Gesellschaft zu bilden, die auf Vernunft und Mitgefühl aufbaut, in der jeder Bürger in die Lage versetzt wird, sich voll einzubringen.
Wir halten fest an Toleranz und Meinungsfreiheit.
Wir bekräftigen das Recht eines jeden auf eine offene und umfassende Bildung.
Wir lehnen Einschüchterung, Gewalt und Anstiftung zu Gewalt zur Förderung von Streitigkeiten ab und halten daran fest, dass Konflikte durch Verhandlungen und legale Methoden gelöst werden müssen.
Wir halten fest an der Freiheit der Forschung in jeder Sphäre menschlichen Lebens und an der Anwendung der Wissenschaften im Dienst menschlichen Wohlergehens. Wir streben danach, Wissenschaft kreativ, nicht destruktiv zu nutzen.
Wir halten fest an der Freiheit der Kunst, achten künstlerische Kreativität und Imagination und anerkennen die verändernde Kraft der Kunst. Wir bekräftigen die Bedeutung von Literatur, Musik, und der visuellen und gestaltenden Künste für die persönliche Entwicklung und Erfüllung.
So verabschiedet am 25. März 2007, als dem 50. Jubiläum des Rom-Vertrages und der Gründung der Europäischen Union.
Click here to sign the Brussels Declaration

Auf der folgenden Webseite wird in mehr Details die Vision eines sekularen Europas besprochen:
A Secular Vision for Europe.

Donnerstag, 10. September 2009

Entmythologisierung und die Stärke des Christentums

Heute kann wohl kein wissenschaftlich gebildeter Mensch noch unkritisch an das mythische Weltbild der Bibel glauben. Der Anfang der Bibel - der Genesismythos - hat sich als falsch herausgestellt. Das Leben ist im Laufe des Evolutionsprozesses entstanden und nicht in sechs Tagen von Gott geschaffen worden. So wissen wir seit Darwin. Und auch das Ende der Bibel - die Offenbarung des Johannes - ist problematisch. Eine Sprache, die sich Bilder, wie Posaunen, Sigeln, Lämmern und apokalyptischen Reitern bedient, entstammt wohl eher einer Phantasiewelt von Menschen von vor 2000 Jahren, als dass es kommendes Geschehen beschreiben würde. Wenn also weder Anfang noch Ende der Bibel wörtlich zu verstehen sind, warum sollte dann das Mittelstück - die Evangelien über das Leben Jesus - mehr sein, als ein weiterer Mythos, wenn auch ein inspirierender? Die Parallelen mit ägyptischer Mythologie sind eine Tatsache. Wenn auch Christus als Gott der Liebe das Gegenstück zu pharaonischem Machtglanz ist.
Ist es mit Jesus vielleicht also doch etwas anderes als mit dem Rest der Bibel? - Muss ein ausserordentlicher Mensch, ein charismatischer Prophet wirklich gelebt haben? Wie sonst soll sich der ausserordentliche Erfolg des Christentums erklären? Und sind im Falle Jesus nicht die Gesetze der Naturwissenschaft ungültig, so dass er wirklich mit übersinnlichen Kräften heilen und Wunder vollbringen konnte?
Ich bin davon überzeugt, dass die Naturgesetze seit der Entstehung der Welt unverrückbar gelten, und es entsprechend nie irgendwelche Wunder gab! Diese sind wohl eher dem Wunschdenken der Menschen entsprungen. Kein Gott ist Mensch geworden und kein Mensch ist lebendigen Leibes von den Toten auferstanden.
Ist damit nun das ganze Christentum hinfällig geworden? - Nein. Ich glaube vielmehr, dass jetzt erst - befreit von unglaubwürdigen und überkommenen Mythen - der Kern des christlichen Glaubens zu scheinen beginnt! Denn entscheidend ist nicht die Person Jesus, sondern seine Botschaft. Das Christentum ist v.a. eine Religion des Friedens und der Liebe! Und eine solche Religion kann sich im historischen Evolutionsprozess auch in Konkurrenz zu anderen Religionen halten. Denn friedlichere Gesellschaften sind nun mal etwas erstrebenswertes. Der Mensch lebt lieber in friedlichen und liebevollen Beziehungen, als in kriegerischen und gewaltätigen Verhältnissen. Und Friede und Liebe zahlen sich auch ökonomisch aus. Wenn die Menschen freiwillig bereit sind miteinander zu kooperieren und einander Gutes wünschen, prosperiert auch die Wirtschaft. Kurz das Christentum darf sich wohl zu Recht als entscheidende zivilisatorische Macht bezeichnen und als entscheidend mitverantwortlich für die Entstehung der modernen, abendländischen Welt.
Bleibt noch die Frage offen, warum wir weiterhin an einen Gott glauben sollten, wenn er nie Mensch geworden ist, und die Bibel nicht das Wort Gottes ist? - Ich glaube, es ist wohl die Sehnsucht in unserem Herzen, die uns an Gott glauben lässt. Gott hat uns darum den Glauben geschenkt! Gottvertrauen kann so zu einem Grund für Hoffnung und Zuversicht werden.

"Denn auf dich hin hast du uns geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir!" Augustinus, 'Bekenntnisse'

"Das Wesentliche des Christentums, wie es von Jesus verkündet ist und wie es vom Denken begriffen wird, ist dies, dass wir durch die Liebe allein in Gemeinschaft mit Gott gelangen können. Alle lebendige Erkenntnis Gottes geht darauf zurück, dass wir ihn als Willen der Liebe in unseren Herzen erleben." Albert Schweitzer