Vielleicht habt ihr auch schon gedacht, dass sterben eigentlich gar nicht so schlimm ist, kehren wir doch nur dorthin zurück, woher wir vor unserer Geburt hergekommen sind. Als Teenager habe ich zumindest hin und wieder so gedacht. Etwas zugespitzter hat es D. Yahom formuliert: Es gibt zwei identische Zustände des Nichtseins - die Zeit vor unserer Geburt und die Zeit nach unserem Tod. Woher wir auch immer hergekommen sind, dahin werden wir auch wieder gehen.
Wenn man aber genauer darüber nachdenkt, stellt sich die Frage, ob nicht doch eine wichtige Differenz zwischen diesen beiden Zuständen des Nichtseins bestehen könnte? - Die Antwort: ein ganzes Leben ist diese Differenz. Und das kann vielleicht einen Unterschied ausmachen. Vielleicht gibt es ja auch Kräfte, die stärker sind als die Zeit - LIEBE! Und dies ist vielleicht auch die metaphysische Kraft, die uns in den Himmel trägt.
Aber im Hinblick auf die "Differenz" Leben, sollten wir vielleicht auch über die ethische Dimension nachdenken. Sind wir nicht verantwortlich für unser Leben, für das, was wir während unserem Leben (mit unserem Leben) gemacht haben? - Vielleicht wird es doch so etwas wie ein Jüngstes Gericht geben, oder es sind vielleicht karmische Kräfte am Werke?
Eine zweite Kritik an der These von den beiden gleichen Zuständen des Nichtseins: Es ist ein Unterschied zwischen dem Nichtsein von dem ich gekommen bin - von meiner Mutter und meinem Vater - und dem Nichtsein in das ich gehen werde - tote Materie.
Aber nocheinmal, wenn man genauer hinschaut, ergibt sich eine neue Sicht. Man sollte sich fragen, woher das Leben als Ganzes kommt? Der Ausgangspunkt für die Evolution war tote Materie. Deswegen ist die Perspektive wieder tote Materie zu werden, vielleicht gar nicht so schlimm! - Wichtig ist aber noch die Frage, woher die Seele kommen soll? Hierauf gibt es v.a zwei Antworten:
1. Gott gab mir meine [Menschen-]Seele bei meiner Geburt. (Nach dieser Sichtweise haben Tiere keine Seele.)
2. Die andere Sicht ist, dass Bewusstsein und Seele bereits in der toten Materie vorhanden waren. Woher sollte sonst auch später das Bewusstsein kommen, wenn es nicht bereits in der Materie (als sogenannte "Innenseite") enthalten gewesen wäre? Die Materie war also bereits beseelt, bevor die Evolution des Lebens startete. Das ist auch der Grund, warum ich glaube, dass die ganze Welt fühlend ist, auch Panpsychismus genannt. Und darum wird einmal alles Leben in den Himmel kommen oder Teil einer grösseren Überseele oder Alleinheit werden.
Nächster Perspektivenwechsel: Gott und der Himmel sind heute vielleicht noch nicht so stark, werden aber stärker. Während späteren Phasen der Evolution kann sich Gott/das Göttliche vielleicht stärker in dieser Welt realisieren. Das ist zumindest die Sichtweise von Teilhard de Chardin und Sri Aurobindo. Und diese beiden sind sogar so optimistisch, dass die ganze Welt (wieder) Gott werden wird.
Aus existenzialistischer Sicht, sieht das aber alles wieder ganz anders aus. Das Leben hat keinen Sinn, ausser den, den wir ihm selber geben. Leben hat keinen intrinsischen Wert. Ein Leben gelebt zu haben, macht keinen Unterschied aus, im Hinblick darauf, wo wir nach unserem Tode hinkommen werden.
Eine religiöse Moral ist auch nicht wirklich wichtig. Die moderne, humanistische Moral ist von Religion unabhängig und autonom. Aber ich habe den Bezug zur Religion erwähnt, weil es vielleicht einen tieferen Sinn hat, wieso wir moralische Wesen sind? Und unser Gewissen lässt es uns auch so spüren, als ob Moral einen wichtigen Einfluss hätte. - Anderseits lässt sich fragen, ob Moral nur das Produkt eines adaptiven evolutionären Prozesses ist und nicht mehr? Oder gibt es einen Unterschied zwischen dem Prozess der Genese (durch Evolution) und seiner Geltung? Die Ethik kann vielleicht doch Folgen bis ins Jenseits haben. Aber ich bin mir nicht sicher. Es ist für mich nur eine Möglichkeit. Aber warum beschäftigt dieses Problem so viele Menschen?
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