Freitag, 7. Mai 2010

Sein und Werden II

Evolutionäre Spiritualität versucht eine evolutionäre Perspektive mit spiritueller Tiefe zu gewinnen. Es geht um das Potenzial einer evolutionären Weltsicht und Spiritualität. Evolutionäre Spiritualität ist eine Spiritualität von Sein und Werden.
In der Spiritualität des Werdens geht es darum, dass etwas Neues werden möchte. Ein Impuls, welcher drängt, verwirklicht zu werden. Es geht also um das Ganze, um den Kosmos an sich, welcher sich in einem Prozess befindet und nach Höherem strebt, nach mehr Perfektion. Es geht um den evolutionären Impuls oder den kosmischen Eros, der uns drängt weiter zu gehen. Es ist das Werden, die Entwicklung, die ständige Veränderung, Form oder Samsara (relative Ebene, da ständiger Wandel). Schlussendlich geht es darum, zu verstehen, was den ganzen Kosmos antreibt? - Ist es etwa, dass sich der Kosmos durch uns seiner selbst bewusst wird?
Dem steht auf der anderen Seite das Sein, die unendliche Gegenwart, die unendliche Weite, das Eine, das reine Bewusstsein, das Absolute, Gott gegenüber (absolute Ebene).
Hinweise: Im "Integralen Forum" wurde kürzlich die Frage: "Was ist Evolutionäre Spiritualität?" diskutiert.

Die diametral entgegengesetzte Sichtweise ist diejenige von der biologischen Evolution der Religion. Religion wird v.a. als Nebenprodukt von anderen evolutionär fitten Prozessen gesehen, wie z.B. dem Sicherheitsstreben. Aber auch als Anhänger einer Evolutionären Spiritualität nehmen wir an, dass sich die Religion evolutionär entwickelt haben muss. Woher sollte sie denn sonst kommen? Etwa durch ein göttliches Eingreiffen zu Beginn der Menschwerdung? Es sind also die evolutionären Überlebensvorteile, welche den Glauben in unser Hirn gebracht haben. Zu denken ist hier z.B. an die identitätsstiftende und kooperationsfördernde Wirkung der Religion. So wird durch Religion auch das Vertrauen in die eigene Gruppe gestärkt. Und schliesslich hilft Religion uns mit Schicksalsschlägen, wie Tod, Angst und Verlust, fertig zu werden. Aber die Tatsache, dass sich die Religion durch evolutionär fitte Prozesse entwickelt hat, muss noch lange nicht bedeuten, dass sie für uns heute nicht mehr von Bedeutung sein sollte. Denn es ist das Eine, wie der Glaube sich in unserem Gehirn ausbilden konnte (Überlebensvorteile im Entstehungsprozess). Das Andere ist aber, dass er trotzdem nichts von seiner Gültigkeit verliert. Genese und Geltung sind zwei verschiedene Sichtweisen für das Verständnis von Religion. Die Art und Weise des Entstehungsprozesses der Religion (durch Evolution) sagt noch nichts über ihre Gültigkeit aus. Das Göttliche spricht durch den Evolutionsprozess hindurch zu uns. Während die (Religions-)Biologie naturwissenschaftlich erklärt, durch welche evolutionäre Prozesse die Religion entstanden ist, versucht der geisteswissenschaftliche Zugang zu verstehen, warum und wie Religion auch heute noch für uns von Bedeutung sein kann?
Zum Thema "Evolution der Religion" ist diesen Februar auf DRS 2 ein Feature gesendet worden. Es beginnt, nach einem Beitrag zum Thema "Missbrauch", um 8:12 Minuten.

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