Freitag, 17. September 2010

Das Parlament der Weltreligionen und das Weltethos

Das 1. Parlament der Weltreligionen fand 1893 in Chicago statt. Es geht auf die Initiative von Jenkin Loyd-Jones zurück. Dieser war ein engagierter Unitarier und wollte religiöse Führer aus der ganzen Welt versammeln. Während 17 Tagen sassen 3000 Menschen aus allen Teilen der Welt beeinander. Sie lernten, dass Menschen, die sehr verschieden aussehen, sehr ähnlich fühlen können. Und dass all diese verschiedenen Religionen wohl genau so viel verbindet, wie sie trennt. Das Parlament der Weltreligionen von 1893 hatte die Wirklung einer Initialzündung. Der interreligiöse Dialog, der damals began, wirkt bis heute fort.
Zum 100 jährigen Jubiläum fand in Chicago 1993 wieder ein Parlament der Weltreligionen statt. Seither werden alle 5 Jahre wieder Treffen veranstaltet. Hans Küng hat anlässlich des 100 jährigen Jubiläums des Weltparlaments der Religionen eine "Erklärung zum Weltethos" entworfen. Es ist ein Dokment, dass von Vertretern von allen grossem Religionen dieser Welt unterschrieben wurde, und das auch von Nichtreligiösen ebenso akzeptiert werden kann. Es wird dabei darauf vertraut, dass die uralte Weisheit unserer Religionen auch für die Zukunft uns einen Weg zu zeigen vermag.
Grundkriterium ist dabei die Menschlichkeit. Gut ist für den Menschen, was ihm hilft wahrhaft Mensch zu sein. Dabei muss er aber lernen, seine Motivationen, Bedürfnisse und Interessen - insbesondere Geltungs- und Machttrieb - zu kontrollieren, zu bilden, zu sublimieren und zu vergeistigen. Humanität ist also das erste Grundprinzip eines gemeinsamen Menschheitsethos. Das Humanitätsprinzip gilt sowohl für das menschliche Individuum, wie auch für menschliche Institutionen. Diese sollten den Menschen dienen und das Menschsein, die Vermenschlichung, die Humanisierung der menschlichen Gesellschaft fördern.
Das zweite Grundprinzip eines gemeinsamen Menschheitsethos ist die Goldene Regel der Gegenseitigkeit. "Was du nicht willst, das man dier tu', das füg auch keinem anderen zu!" Küng konkretisiert dann dieses Menschheitsethos in vier ethischen Imperativen, die sowohl in den Zehn Geboten der Hebräischen Bibel zu finden sind, wie auch im Neuen Testatment, im Koran, aber auch bei Patanjali, dem Begründer des Yoga, im Buddhistischen Kanon, und in der Chinesischen Tradition. Es sind dies:
- Nicht morden!
- Nicht stehlen!
- Nicht lügen!
- Nicht die Sexualität missbrauchen!
"Nicht töten" steht für eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor dem Leben. "Nicht stehlen" steht für eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung: Handle gerecht und fair! Mit Eigentum ist eine soziale Verantwortung verbunden. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.
"Nicht lügen" steht für eine Kultur der Toleranz und für ein Leben in Wahrhaftigkeit. Schliesslich bedeutet "nicht die Sexualität zu missbrauchen", eine Kultur der Gleichberechtigung und der Partnerschaft zu praktizieren. Sexualität hat die Funktion einer lebensbejahenden Gemeinschaftsbildung. Gewählt wird dabei aber nicht nur zwischen "Lust" oder "Tugend", sondern zwischen Sinn oder Sinnlosigkeit!

Parliament of the World's Religions
Stiftung Weltethos

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