Freitag, 15. Oktober 2010

Gewalt, Angst und Rechtsradikale

Der Mensch ist nicht von Natur aus gut. Er ist aber auch nicht schlecht. Vielmehr hat er eine Neigung zur Gewalt. Eine Gesellschaft kann das nun kanalisieren, vom jüngsten Alter an. So dass sich die Energie in Dynamik und Aufbaukraft entfalten kann. Oder die Gewalt gerät ausser Kontrolle, ohne irgendwie gebremst zu werden. Und die demokratische Gesellschaft verfällt.

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Wenn die Gewalt droht in den Alltag einzudringen und die Sicherheit gefährdet, dann müssen sich Staat und Gesellschaft herausgefordert fühlen. Den dann stehen Werte wie Menschlichkeit und Solidarität auf dem Spiel. Greift Angst weiter um sich, gerät die Stabilität der Demokratie in Gefahr!

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Rechtsextreme stellen unsere pluralistische und demokratische Gesellschaft in Frage und Wünschen sich ein autoritätres Regime. Rechtsextreme Ideologien sind nicht nur autoritär, antidemokratisch und antipluralistisch, ihr wesentliches Merkmal ist die Infragestellung der Gleichwertigkeit aller Menschen. Sie betreiben eine Ideologie der Ausgrenzung, der Exklusion. Diese drückt sich in radikalen Formen von Rassismus, Nationalismus und Antisemitismus aus, und gehen bei Rechtsradikalen mit einer Gewaltakzeptanz einher. Der Wertepluralismus der liberalen Demokratie wird abgelehnt, ebenso wie ein Multikulturalismus. Beides wird entschieden bekämpft! Es wird zur Diskriminierung und zum Hass von Personen wegen ihrer Rasse, Ethnie, Religion oder sexuellen Präferenz aufgerufen.

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Wo junge Menschen rechtsextremes Denken und Handeln lernen:
- Abgrenzung und Überanpassung - Radikalisierung der Werte und Normen der Herkunftsfamilien. Es wird die in der Familie diskutierte Angst vor Überfremdung und Abwertung alternativer Lebensstile übernommen. Dabei wird oft das Bild der eigenen Familie idealisiert. Es herrscht "heile Welt". Aber der Erziehungsstil ist meist streng und autoritär. Das Fremdsein wird als bedrohlich empfunden und nicht als Faszinosum. Wegen oft beschränkten beruflichen  Aufstiegsmöglichkeiten werden alternative Wege gesucht. In der Gruppe und allenfalls politisch eröffnen sich andere Entfaltungsmöglichkeiten. Es geht um ein aus der Masse Hervorstechen, ein Auffallen "à tout prix".
- Gewalt, Missachtung und die Suche nach Anerkennung. Meist steht am Beginn die Erfahrung von unkontrollierter Gewalt in der Familie. Die Erfahrung des "Nicht-Eingreifens" der Mutter und des sozialen Umfeldes verstärkt die Ohnmachtserfahrung. Macht, Selbstbemächtigung und die Suche nach Anerkennung bilden das zentrale Motiv der Zugehörigkeit zur rechten Gruppe. Die eigene Enthemmung in Gewaltsituationen spiegelt die eigene Erfahrung von Missachtung und eigener Opfererfahrung.
- Nicht-Wahrnehmung in der Familie. Man wird nicht beachtet und sucht neue Wege der Anerkennung. Auch durch konkrete, sichtbare rechtsextreme Gewaltakte wird man nicht wahrgenommen. Emotionale Verarmung ist die Folge.
Die beiden zentralen Grundelemente für rechtsextreme Orientierungsmuster sind einerseits Ungleichheitsvorstellungen, bzw. eine starke Dominanzorientierung und anderseits eine Gewaltakzeptanz, d.h. die Überzeugung von einer unabänderlichen Existenz von Gewalt. Der Einstieg in die rechtsextreme Szene erfolgt entweder als Kompensation für gesellschaftliche und psychische Bedürfnisse oder ist die Folge überambitionierter Entwicklungsziele.

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"Auf dem Kreuzzug gegen die Ordnung und die scheinbar heile Welt zelebrieren sie die Zerstörung, Gewalt und Brutalität. Warum hast du nichts getan?" Die Toten Hosen

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