Samstag, 20. Februar 2010

Über die Freiheit in einer glücklichen Gesellschaft

"Es ist besser ein unzufriedener Mensch zu sein, als ein zufriedenes Schwein; besser ein unzufriedener Sokrates, als ein zufriedener Narr. Und wenn der Narr oder das Schwein anderer Ansicht sind, dann deshalb, weil sie nur die eine Seite der Angelegenheit kennen. Die andere Partei hingegen kennt beide Seiten." John Stuart Mill

Menschen haben zwar auch "schweinische Bedürfnisse" (Hedonismus), aber dass ist noch nicht alles. Menschen haben ein tiefes Bedürfnis ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Und zu dieser Entwicklung gehört v.a. das moralische Vermögen, d.h. der Gerechtigkeitssinn und die Konzeption des Guten. Die Konzeption des Guten ist die Fähigkeit sich eine Vorstellung vom Guten zu machen, davon was im Leben Wert hat. Gesellschaftlich wichtig ist einerseits ein vernünftiger Pluralismus über die Konzeption des Guten, anderseits aber auch ein übergreifender Konsens über den Kern der Gerechtigkeitskonzeption. Nicht das grösste Glück der grössten Zahl ist dabei entscheidend, sondern die grösste Hilfe für die Ärmsten und Gequälten.

"Die Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es. Soziale Unterschiede dürfen nur im allgemeinen Nutzen begründet sein." Artikel 1 der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789.

Dabei kann eine Gleichverteilung auch das Funktionieren einer "offenen Gesellschaft" erhöhen. Es sind so mehr dezentrale Experimente möglich. Wir müssen ausprobieren können, welche Lebensform für uns die beste ist. Dies gilt auch für ganze Gesellschaften. Es muss Freiräume für Lebensexperimente geben. Von der Freiheit des Anderen können auch wir etwas lernen. Experimente können aber auch scheitern. Gesellschaftliche Experimente können sogar dermassen scheitern, dass der soziale Fortschritt zum Stillstand kommt oder es sogar zu katastrophalen Entartungen hin zu Angst, Schrecken und Terror kommt ("Dialektik der Aufklärung"). Es gibt Zeiten für kleine, pragmatische Schritte ("piecemeal social engineering") und Krisenzeiten grosser Offenheit für Reformen oder gar Revolutionen. Dies ist auch die Zeit für ein neues Gesellschaftsprojekt. Eine Gesellschaft, die Orientierung gibt, viel Geborgenheit, Sinn und in der viel Solidarität gelebt wird. Und zum Glück gehört natürlich auch die Freiheit. Besonders wichtig ist dabei aber die soziale Basis der Selbstachtung. Die Bürger sollten in der Lage sein, ihr Selbstwertgefühl zu entfalten. Jeder sollte in der Lage sein, seinen Beitrag für seine Vorstellung vom Guten zu erbringen. Es besteht die Zuversicht, dass Menschen, die in einer wohlgeordneten, d.h. in einer durch eine Gerechtigkeitskonzeption geformten Gesellschaft aufwachsen, genügend Gerechtigkeitssinn haben, so dass Neid, Gehässigkeit oder Herrschsucht nicht aufkommen. Die Menschen wollen in sich v.a. eine Naturkraft entwickeln, - die Liebe!
Sartre ist ein düsterer Philosoph. Im Zentrum steht seine Metaphysik des Scheiterns. Er hat aber auch den richtigen Ausweg aufgezeigt: die Philosophie des Projekts. Es geht um Lebensprojekte und Lebensentwürfe, sowohl individuell, wie auch kollektiv. Im letzteren Fall redet man von Gesellschaftsprojekten. Und in beiden Fällen ist die Humanität das Zentrum. Es ist an uns, in einer scheinbar absurden Welt unserem Leben einen Sinn zu geben!

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