Mittwoch, 28. April 2010

Sein und Werden

Während einem mit dem Existenzialismus unheimlich ist in dieser Welt, vertritt die Evolutionäre Spiritualität eine starke, lebensbejahende Position. Zentral ist der "Wille zur Existenz"! Diese Welt ist gut, und es hat schon seine Gründe, warum wir hier sind. Es ist ein kosmischer Wille am Werke. Wir sind vom göttlichen, evolutionären Impuls nicht getrennt. Es war eine göttliche Energie und Intelligenz welche den schöpferischen, kreativen Prozess gestartet hat. Und welche bis heute in dieser Welt zur weiteren Entwicklung drängt. Und in unserem Innersten, in unserer Seele, sind wir von dieser Kraft nicht getrennt, sondern Teil von ihr. Wir sind eine göttliche Manifestation in menschlicher Form. Die einfachste Form des kreativen Impulses ist der sexuelle Impuls. (Freud hat das ja schon ähnlich gesehen, mit seinem "Es", das als Lustprinzip die Energiequelle unseres psychischen Handelns ist.) Aber der göttliche Eros, der die Entwicklung der Welt vorantreibt, ist weit mehr. Es ist ein Werden, das von einer ekstatischen Dringlichkeit zu existieren besessen ist. Die Kreativität dieser Welt bringt immer mehr Komplexität und Integration hervor. Neues verwirklicht sich, schöpferisch und innovativ. Und die Ursache dafür liegt im Grunde des Seins/Gott. Wenn wir die kosmozentrische Perspektive einnehmen und uns die Entwicklung vom Big Bang bis zu uns vor Augen führen, dann werden wir zum evolutionären Impuls erleuchtet. Dieser ist ein grosses Ja zum Leben, das keine Zweifel lässt.
Der Sinn unseres Daseins in der Welt liegt darin den evolutionären Prozess/das Leben/die Menschheit eine Stufe weiter zu bringen. Wir sind also auf dieser Welt, weil wir leben sollen. Und was sollen wir tun? - Leben. Aber leben in einem Sinne, der mehr ist als blosser Hedonismus. Vielmehr sollten wir die kosmischen Gründe spüren, nämlich, dass das Universum sich durch uns entwickeln kann. Es geht um eine kollektive Evolution und die Entwicklung eines "höheren Wirs". Es geht um ein tiefes Vertrauen in die Gutheit der Schöpfung, um einen kosmischen Willen zur Existenz, ein aktives JA! Das Göttliche erwacht durch uns zu Leben. Und wir stellen die Spitze des evolutionären Prozesses dar.
Wer sich nun aber fragt, wer sollte den ersten Schritt zum Neuen machen, der sei auf die Perspektive des Alleinseins verwiesen. Es gibt nur mich, also kann auch nur ich den nächsten Schritt machen.
Wem nun darin zuviel "Sturm und Drang" ist, der sei noch an die andere Seite erinnert: das Sein. Dies ist der Bereich des Ewigen. In der göttlichen Sphäre des Unmanifesten herrscht ewiger Frieden. Gott hat also zwei Gesichter: Friede und Sehnsucht.

Notizen aus einem virtuellen Retreat mit Andrew Cohen.

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An dieser Stelle sei auch noch einmal an einen Post von vor gut einem Jahr (10.3.09) erinnert, in dem eine gar nicht so grundverschiedene UU Glaubensperspektive entwickelt wurde:

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