Freitag, 15. Januar 2010

Der Tod Gottes als Folge des Scheiterns der Theodizee?

Im Bewusstseinszimmer eingesperrt, wobei die Natur den Schlüssel dazu fortgeworfen hat. Oder hat ein Gott die Welt geschaffen, so schuf er den Menschen zum Affen Gottes, als fortwährenden Anlass zur Erheiterung in seinen allzu langweiligen Ewigkeiten. Mit dem Schmerz kitzelt jener gelangweilte Unsterbliche sein Lieblingstier. In dieser pessimistischen Sichtweise ist die Natur ein unbekanntes, riesiges, unerbittliches und stummes Tier. Alles ist einer dunklen, unverschämten und sinnlos-ewigen Macht unterworfen.
Die Qualen der Menschen und die Erfahrung eines sich angesichts solchen Leidens des Menschen vergeblichen Aufbäumen gegen zu erduldendes Unrecht ist die Ursache für den Nihilismus. Die Brutalität des Todes macht jeden Versuch, in Ihm einen Sinn zu suchen, zu einem angsterzeugenden Unternehmen. Die Erfahrung, dass die obersten Werte sich entwerten, führt zum Tod Gottes. Der Tod Gottes ist das Ergebnis einer radikalen Moralkritik, die vor nichts Halt macht und bis zur Zerstörung des obersten Prinzips – Gott – sich durchdenkt. Die ausbleibende Antwort auf das vom Menschen gestellte „Warum des Leidens?“ ist das Ende einer Rechtfertigung Gottes im Angesicht des Leidens und damit der Theodizee. Die Idee der Gerechtigkeit lässt sich aber nicht ohne die Idee Gott verstehen. Die Moral ist Gottes letztes Gesicht. Und wenn es Gott nicht mehr gibt, stehen wir dann nicht im Absurden?
Die Situation kann so verstanden werden, dass entweder das Scheitern der Theodizee Ursache für den Nihilismus ist, oder dass wir mit einem Hymnus auf die Rätselhaftigkeit und Grossartigkeit der geschaffenen Welt konfrontiert sind? Aber bei der Wahl, die Idee "Gott" aufzugeben, weil wir uns nicht erklären können, wie ein allmächtiger und gütiger Gott das Böse zulassen kann oder der Alternative: Gott als Retter, Tröster und letzte Hoffnung zu haben, bin ich doch geneigt, die zweite Variante zu wählen. (Vielleicht ist ja Gott nicht ganz so allmächtig, dafür aber von Grund auf gut, so wie Jesus ...) Wie Gott genauer zu denken wäre, ist für uns Menschen schon immer ein undurchdringliches Rätsel gewesen. Aber ob wir wirklich alle Hoffnung fahren lassen müssen, oder ob wir nicht doch auch feine, göttliche Sphärenklänge hören, das ist die Frage? Es ist doch so, dass keiner wirklich aus den göttlichen Kreisen fallen kann, anders als nach der göttlichen Mitte hin?! Dank dem Sinn wird das Sein hell! Und der Sinn von Sein liegt im Sollen! Ein vernünftiges Ur- oder Grundvertrauen ist Grundlage für ein Grundethos, genauso wie ein Bewusstsein, welches das Ungeheure denkender Lebendigkeit klar erfasst und dennoch ohne Angst mit voller Kraft und glücklich gegenwärtig sein Leben leben will und kann. Wichtig hierbei ist meiner Ansicht nach eine psychologische dreier Stufung von Lust, Macht und Sinn:
1. Wille zur Lust
2. Wille zur Macht: Auf dieser Stufe bleiben die meisten Nihilisten stehen! Hierbei handelt es sich um eine besonders destruktive Form von Sinnkonstruktion.
3. Wille zum Sinn

Angst und Aggression können nur durch innere Gelassenheit, Freiheit und Liebe - innerem Frieden – überwunden werden. Die Menschen müssen lernen damit fertig zu werden, dass sie Wesen sind, die zu sterben beginnen, wenn sie anfangen zu leben, dass das Leben nie ohne das Sterben zu haben ist. Das Bewusstsein muss lernen sein eigenes Aufhören zu denken. Die Kunst zu Leben ist die Kunst Sterben zu können - stirb und werde. Vom Tod her gedacht, bekommt das Leben eine neue Bedeutung. Mit der Endlichkeit im Dasein lässt sich am besten mit einer göttlichen Unendlichkeit klarkommen. Diese lässt Auswege aufbrechen, wo alle Aussichten verstellt schienen. Gott kann als der erfahren werden, der die Toten lebendig macht, aus dem Nichts Sein schafft, von der Furcht vor dem Tod zur Freude am Leben führt. Das Leben ist eine Brücke: von Gott her und wieder hin zu Gott.

Alles in ihnen drängt auf ein erneuertes Sein in der religiösen Sphäre. Weil der Mensch gleichgültiger Beliebigkeit seines Daseins und damit der absoluten Verlassenheit und Verzweiflung verfallen würde, darum braucht er eine Heimat, durch die er an eine bestimmte Stelle ins Ganze seiner Seinsordnung eingegliedert wird. Heimat ist eine wichtige Grundlage menschlicher Existenz. Dazu gehört aber auch eine Philosophie und Religion, welche staunend die Sinnhaftigkeit der Wirklichkeit begreift. Was angesichts des Todes bleibt ist das Existenzielle – die Liebe! Existieren ist einerseits geprägt von Furcht - vor dem Tod, dem Nichts, anderseits kann diese Furcht durch Liebe, die einen selbst übersteigt, überwunden werden. Der Versuchung zum Bösen tritt die Unübertrefflichkeit des Guten als das unbedingt Vorzuziehende gegenüber! Die rationale Kritik ist die Waffe gegen falsche Propheten.
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Wechselnde Pfade
Schatten und Licht
- werde froh -
fürchte Dich nicht!

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