Freitag, 26. August 2011

Einweisung in die Mythologie des Weltterrors

Richard Picker, den wir bereits im Post "Entdämonisierung durch Psychotherapie", vom 26. Juli 2011, kennengelernt haben, hat einen interessanten Artikel zum Faschismus geschrieben: "Die NAPOLA - Einweisung in die Mythologie des Weltterrors". Darin beschreibt er seine eigenen Erfahrungen, die er als Junge in der NAPOLA (National-Politische Erziehungsanstalt) gemacht hat. In solchen Schulen sollte die künftige Elite des Nationalsozialistischen Staates herangebildet werden.
Es sollten kriegstaugliche Charaktereigenschaften gebildet werden, wie Treue bis in den Tod, vollkommene Opferwilligkeit und bedingungsloser Gehorsam. Der gesamte Ausbildungsrahmen sollte beim Schüler ein Herrenbewusstsein entwickeln. In der nationalsozialistischen Erziehungsanstalt wurde Still sein - sich anpassen - nicht nachdenken gefordert. Denn "zäh wie Leder, flink wie Windhunde und hart wir Kruppstahl" sollten die deutschen Jünglinge werden. Dazu mussten sie zunächst einmal physisch und psychisch zusammenbrechen, um dann "neu zusammengesetzt" zu werden. Ein Vorgehen das jedem Militär auf der Welt vertraut ist und auch in der Schweiz in jeder Rekrutenschule praktiziert wird. Aber das Leben in der Napola war dann doch einiges härter und die Ambitionen unvergleichlich. Gezielt wurde darauf geachtet, dass es zu keiner Identitätsbildung am Rande oder gar ausserhalb der Machtreihe der Anstalt kam. Durch diese Strukturierung entstand ein Terrorregime der Kraft und Gewalt, das aus dem schier unerschöpflichen Reservior der Aggression schier unerschöpflich viel Energie beziehen konnte.

"Ich habe Lust im weiten Feld zu kämpfen mit dem Feind,
wohl als ein tapfrer Kriegsheld der's treu und ehrlich meint.
Wohlan die Fahne weht, wohl dem, der zu ihr steht!
Die Trommeln schlagen weit und breit: Frisch auf zum Kampf."

Der Gründungsimpuls der Napola ging von der Zusammenrottung einiger machtlüsterner Menschen zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in München aus. Wie im Lehrbuch der Bandenbildung folgte darauf die brutale Niederknüppelung von Andersdenkenden, wo immer sie erfolgversprechend schien. Es kam zu einer unglaublich suggestiven Vortäuschung alter Ideale in neuem faschistischen Gewand. Die Jugend hatte endlich wieder ein Ziel, sie hatte eine Art neue Kirche - die Volksgemeinschaft - und einen neuen Gott. Der hiess Adolf Hitler. "Adolf Hitler, [Muammar al-Gaddaffi, Kim Jong-il, etc.], wir glauben an dich, ohne dich wären wir Einzelne, durch dich sind wie ein Volk. Das ist an ihm das Grösste, dass er nicht nur unser Führer ist und vieler Held, sondern er selber: grade, fest und schlicht, dass in ihm ruhn die Wurzeln unsrer Welt, und seine Seele an die Sterne strich und er doch Mensch blieb, so wie du und ich." (der Reichsjugendführer).
Wie man diesem Führer-Gott folgen sollte, das lehrte die Anstaltszucht. Sie kanalisierte zielstrebig und unerbittlich alles Aggressive, Mörderische, kurzum die ganze mögliche Zusammenrottung, die Gruppen aus sich entwickeln konnten auf das Ziel des Bösen hin. Das Böse war der Untermensch - besonders der Jude - und das Erziehungsziel war der Übermensch: der nordisch-germanische Deutsche. Die NS-Pädagogik in der Napola war eine umfassende, gnadenlose Verhaltensmodifikation gewesen.
Gegen die Zusammenballung von Macht und Faszinierung muss aber Widerstand geleistet werden! Der Versuch die Zusammenrottung durch Militärordnungen zu kanalisieren war bedrohlich erfolgreich. Hitler ist nur duch den allierten Sieg wirklich gestoppt worden. Es gab der Nazi-Zusammenrottung gegenüber offenbar keine andere effektive Lösung. Es scheint als ob der zweite Weltkrieg unweigerlich geführt werden musste, weil der Faschismus in Europa immer mehr Menschen in seinen Bann zog und jede andere reale Lösung blockiert war. Aber löst der Sieg auch das Problem des Mordens? Der Versuch, sich mit der Kraft und Dynamik der tödlichen Zusammenrottungsenergie zu verbünden, sie zu einem Militärapparat zu kanalisieren und mit ihr die Weltherrschaft anzutreten, kann selbstverständlich nur als mörderisch gewertet werden. Von der Warte des beginnenden 21. Jahrhunderts aus, können wir klar erkennen, dass es die Demokratie und die Menschenrechte sind, welche sich global am durchsetzen sind! Jüngstes Beispiel dafür ist der Fall Libyen im Rahmen der grösseren "arabischen Revolution".

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