Freitag, 11. Dezember 2009

Glaube als radikales Grundvertrauen

Im der neusten Ausgabe von "reformiert.info" vom 11.12.09 gibt Hans Küng ein Interview (S. 3). Im Folgenden drei Auszüge, die mir besonders wichtig erscheinen:

"Es gibt zahllose Gründe, weshalb man an einen Gott glauben kann und soll. Das beginnt mit dem grossen Fragen nach dem Ursprung des Kosmos, dann die Frage nach dem Sinn des Lebens und des Sterbens. Es stellen sich viele solcher letzten Fragen, die ohne einen Gottesglauben nicht so beantwortet werden können, dass man sich auf eine unbedingte, absolute Instanz berufen kann."

"Der Glaube löst nicht einfach alle Rätsel. Der Glaube kann nicht mathematisch-naturwissenschaftliche Beweise liefern. Sondern er ist in erster Linie ein Vertrauen - vertieftes, verankertes, radikales Grundvertrauen."

"Warum das Leid? Und wie verhält sich Gott dazu? Das sind die schwierigsten Fragen überhaupt. Es gibt nun die Alternative: Sie können sagen, das Leid in der Welt verunmöglicht mir den Gottesglauben. Oder Sie können gerade deswegen an Gott glauben, um überhaupt mit dem Leid fertigwerden zu können. Denn wenn es keinen Gott gibt, sind es gerade die Ungerechten, die am Ende gewinnen. Dann siegt der Mörder über das Opfer."

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Wenn das Böse unsere Welt verfinstert,
dann gib uns Licht.
Wenn Verzweiflung unsere Seelen betäubt,
dann gib uns Hoffnung.
Wenn wir taumeln und uns fürchten,
dann umgib uns mit Liebe.
Wenn nichts sicher erscheint,
dann gib uns Vertrauen.
Wenn wir unseren Weg verlieren,
dann sei Du unser Licht und unser Führer.
 
von David A. Johnson
(Übersetzung aus dem Englischen und Adaption von mir)
 
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Als Menschen fragen wir immer nach dem "Wieso?" und "Warum?" unseres Lebens? Dies weil wir von etwas angezogen werden, dass uns nach Sinn streben lässt. Wir brauchen Sinn genau so wie Essen und Trinken. Die Menschen drängt es zu verstehen und ihrem Leben die grösst mögliche Bedeutung zu geben. Bei grossen Einbrüchen in das Alltagsleben - durch Tod und Leid - werden unsere Alltagskategorien durcheinander geworfen. Die Frage ist dann, ob wir hoffen können, dass sich der "Sinn" wie von selbst wieder zuspielen wird, weil die Welt und das Leben letztlich sinnvoll sind? Oder ob wir befürchten müssen, keinen "Sinn" mehr zu finden, weil die Welt im Letzten absurd ist?
Diese "Sinn-Arbeit" ist dabei nicht bloss intellektuell, sie ist tief spirituell. Es geht um nicht weniger als um unser Verhältnis zu unserem Planeten, unserem Verhältnis zu einander und um unser Verhältnis zum Wunder und Rätsel unserer Existenz. Die Sinnsuche ist religiös, weil sie uns klar macht, was uns wirklich wichtig ist, und was wir erstreben, was wir hoffen, und was wir fürchten.
 
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An dieser Stelle sei schliesslich nochmals an das Posting "Die Schöpfung ist grösser als ein Bekenntnis...", vom Mittwoch, den 15.7.09 erinnert. Das UU Bekenntnis (1990) vom damaligen UUA-Präsident W. Schulz ist inzwischen ganz wiedergegeben.

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