Sonntag, 3. Juli 2011

Die Unendliche Geschichte - Heilung durch magische Phantasie

Im Folgenden einige Zitate aus dem Buch 'Die unendliche Geschichte' von Michael Ende. Die Zitate sind vielleicht gerade passend für Endes surrealistischen Schreibstil.

Eine Geschichte, die niemals zu Ende ging! Das Buch der Bücher!
Wer Wege im Unwegsamen zu entdecken vermag und vor keiner Gefahr und keiner Anstrengung zurückweicht, dass ist mit einem Wort: ein Held.
Die Grosse Suche.
Die Vernichtung breitet sich aus.
Alles wiederholt sich ewig, Tag und Nacht, Sommer und Winter, die Welt ist leer und ohne Sinn. Alles dreht sich im Kreis. Was entsteht, muss wieder vergehen, was geboren wird, muss sterben. Hebt sich alles auf, das Gute und das Böse, das Dumme und das Weise, das Schöne und das Hässliche. Ist alles leer. Nichts ist wirklich. Nichts ist wichtig. Wenn du alt wärst wie wir, dann wüsstest du, dass es nichts gibt als die Traurigkeit. Warum sollen wir nicht sterben, du, ich, die Kindliche Kaiserin, alle, alle? Ist doch alles nur Schein, nur ein Spiel im Nichts. Ist alles ganz gleich.
Glücksdrachen dagegen sind Geschöpfe der Luft und der Wärme, Geschöpfe unbändiger Freude und trotz ihrer gewaltigen Körpergrösse so leicht wie eine Sommerwolke.
Dass Schönheit schrecklich sein kann. Es war die Furcht vor dem Unbegreiflichen, vor dem über alle Massen Grossartigen, vor der Wirklichkeit des Übermächtigen.
Eine tragische Person!
Aber es ist eine seltsame Tatsache, dass das Entsetzliche seinen Schrecken verliert, wenn es sich immer wiederholt.
Dass Phantásien grenzenlos ist?
Ich habe niemanden gerufen, knurrte er, es war meine eingene Totenklage. Er verstand sich auf Seelenfinsternisse aller Art.
Warum sind sie nicht geflohen?
Sie hatten keine Hoffnung mehr. Das macht euereins schwach. Das Nichts zieht euch mächtig an und keines von euch wird ihm mehr lang wiederstehen.
Sie werden zu Wahnideen in den Köpfen der Menschen, zu Vorstellungen der Angst, wo es in Wirklichkeit nichts zu fürchten gibt, zu Begierden nach Dingen, die sie krank machen, zu Vorstellungen der Verzweiflung, wo kein Grund zum Verzweifeln da ist.
Alles, was man will. Man hat Macht über sie. Und nichts gibt grössere Macht über die Menschen als die Lüge. Denn die Menschen leben von Vorstellungen. Und die kann man lenken. Diese Macht ist das Einzige, was zählt. Darum stand auch ich auf Seiten der Macht und habe ihr gedient, um an ihr teilzuhaben.
Sie beide waren dem Nichts zu nahe gekommen.
AURYN hat Macht über alle Wesen Phantásiens, gleich ob sie Geschöpfe des Lichts oder der Finsternis sind. Es hat auch Macht über dich und mich. Und doch übt die Kindliche Kaiserin niemals Macht aus. Es ist, als wäre sie nicht da, und doch ist sie in allem. Ist sie wie wir? - Nein. Sie ist nicht, was wir sind. Sie ist kein Geschöpf Phantásiens. Wir alle sind da durch ihr Dasein. Aber sie ist von anderer Art.
Wer ist sie?
Niemand in Phantásien weiss es, niemand kann es wissen. Es ist das tiefste Geheimnis unserer Welt.
Du hast ihn mitgebracht. - Wo ist er denn? Ich sehe niemand als mich und dich. - Oh es gibt noch manches, was für dich unsichtbar ist, antwortete sie, aber du kannst es mir glauben. Noch ist er nicht in unserer Welt. Aber unsere Welten sind einander schon so nah, dass wir uns sehen konnten, denn für die Dauer eines Blitzstrahls wurde die dünne Wand, die uns noch trennt, durchsichtig. Bald wird er ganz bei uns sein und mich bei meinem neuen Namen rufen, den nur er mir gegen kann. Dann werde ich gesund werden und Phantásien mit mir.
Ja es ist wahr, erwiederte die Kindliche Kaiserin und ihre goldenen Augen wurden dunkel, alle Lügen waren einmal Geschöpfe Phantásiens. Sie sind aus dem gleichen Stoff - aber sie sind unkenntlich geworden und haben ihr wahres Wesen verloren. Doch was Gmork dir sagte, war nur die halbe Wahrheit, wie es von einem Halbwesen nicht anders zu erwarten ist.
Es gibt zwei Wege, die Grenzen zwischen Phantásien und der Menschenwelt zu überschreiten, einen richtigen und einen falschen. Wenn die Wesen Phantásiens auf diese grausige Art hinübergezerrt werden, so ist es der falsche. Wenn aber Menschenkinder in unsere Welt kommen, so ist es der richtige. Alle, die bei uns waren, haben etwas erfahren, was sie nur hier erfahren konnten und was sie verändert zurückkehren liess in ihre Welt. Sie waren sehend geworden. Wo sie vorher nur Alltäglichkeit gefunden hatten, entdeckten sie plötzlich Wunder und Geheimnisse. Deshalb kamen sie gern zu uns nach Phantásien. Und je reicher und blühender unsere Welt dadurch wurde, desto weniger Lügen gab es in der ihren und desto vollkommener war also auch sie. So wie unsere beiden Welten sich gegenseitig zerstören, so können sie sich auch gegenseitig gesund machen.
Verstehst du nun, Atréju, fragte die Kindliche Kaiserin, warum ich dir so viel auferlegen musste? Nur durch eine lange Geschichte voller Abenteuer, Wunder und Gefahren konntest du unseren Retter zu mir führen. Und das war deine Geschichte.
Dies ist das Ende der Unendlichen Geschichte. Das Ende ohne Ende. Wir werden eintreten in den Kreis der ewigen Wiederkehr. Daraus gibt es kein Entrinnen.
Obwohl er längst wusste, dass es nicht so war, klammerte er sich noch an den Gedanken, dass diese Übereinstimmung mit seiner eigenen Geschichte vielleicht doch nur ein verrückter Zufall war.
In diesem Augenblick machte Bastian eine schwer wiegende Erfahrung: Man konnte davon überzeugt sein, sich etwas zu wünschen - vielleicht jahrelang - solang man weiss, dass der Wunsch unerfüllbar ist. Steht man aber plötzlich vor der Möglichkeit, dass der Wunschtraum Wirklichkeit wird, dann wünscht man sich nur noch eins: Man hätte es sich nie gewünscht. Jetzt, wo es unerbittlicher Ernst wurde, wäre er am liebsten davongelaufen.
Nur er allein, Bastian, konnte eingreifen. Ihm kam es so vor, als habe sich die Geschichte schon tausendmal wiederholt, nein, als gäbe es kein Vorher und kein Nachher, sondern als sei alles für immer gleichzeitig da. Jetzt begriff er, warum die Hand des Alten gezittert hatte. Der Kreis der ewigen Wiederkehr war das Ende ohne Ende!
Aber wo war er? Er konnte nicht den geringsten Lichtschein sehen, aber was ihn umgab, war nicht mehr die frostige Finsternis des Speichers, sondern ein samtenes, warmes Dunkel, in dem er sich geborgen und glücklich fühlte. Alle Angst und Beklemmung war von ihm abgefallen. Er erinnerte sich nur noch daran, wie an etwas längst Vergangenes. Ihm war so heiter und leicht zumut, dass er sogar leise lachte.
Es störte ein wenig sein Gefühl schrankenloser Freiheit, dass alles von ihm abhängen sollte.
Ewig ist der Augenblick.
Bastian genoss es schön zu sein. Er wollte auch stark sein, stärker als alle. Der Stärkste, den es überhaupt gab!
Ein Farbenspiel, dass ihm schier die Augen übergingen.
Aber Kühnheit und Mut, das ist doch noch etwas anderes!
Vielleicht kannst du mir das Rätsel meines Daseins erklären, das mir verborgen ist.
Weisst du nicht, dass Phantásien das Reich der Geschichten ist? Eine Geschichte kann neu sein und doch von uralten Zeiten erzählen. Die Vergangenheit entsteht mit ihr.
Er wollte seine Fähigkeiten vor anderen zeigen, er wollte bewundert werden und Ruhm erwerben.
Ich würde es gern meinen Kindern und Enkeln erzählen können, dass ich den Retter getragen und als Erste begrüsst habe.
Es gehörte sogar auch zu den Spielregeln zu zeigen, wie fair und anständig einer kämpfte und wie gut er sich in der Gewalt hatte. Ein Wettkämpfer, der sich aus Zorn oder Ehrgeiz hätte hinreissen lassen, seinen Kampfpartner ernstlich zu verletzen, wäre sowieso sofort für untauglich erklärt worden.
Es war ein Lied ohne Worte, die grosse, einfache Melodie des reinen Glücks. Und wer sie hörte, dem öffnete sich weit das Herz. So erging es auch Bastian und Atréju, die nebeneinander auf dem breiten Balkon von Quérquobads Palast sassen. Für beide war es das erste Mal, dass sie einen Glücksdrachen singen hörten. Sie hatten sich, ohne es zu merken, bei der Hand gefasst, dass der andere das Gleiche empfand wie er selbst: das Glück, einen Freund gefunden zu haben.
Vielleicht dachte er, dass es unter diesen Umständen nichts Besonderes gewesen wäre. Aber Bastian wollte Atréjus uneingeschränkte Hochachtung gewinnen.
Unser Vorrat an Liedern und Geschichten ist - ehrlich gesagt - nicht so gross.
Er konnte es kaum noch aushalten vor Erwartung, dass auch allles andere sich erfüllen würde.
Es gibt doch bestimmt noch andere, die Euch ebenso gut gefallen würden. - Nein, mir gefällt Prinzessin Oglamár ja gerade deshalb, weil sie sich nur mit dem Grössten zufrieden gibt.
Ungeheuer sind nun einmal notwendig, damit ein Held ein Held sein kann.
Du hast Phantásien gerettet, um damit deine Welt gesund zu machen.
Aber Phantásiens Geographie wird durch die Wünsche bestimmt, ob sie einem nun bewusst sind oder nicht.
Bastian hatte da, ohne sich viel dabei zu denken, eine unabsehbare Gefahr geschaffen, die nun ohne ihn weiter bestehen und vielleicht unsägliches Unheil über viele Unschuldige bringen würde.
Dass die gewöhnlichsten und alltäglichsten Dinge nach und nach gar nicht mehr so alltäglich vorkamen, sondern so, als enthielten sie alle ein Geheimnis, das er nur nie bemerkt hatte.
Es gibt dir den Weg und nimmt dir gleichzeitig das Ziel.
Kreaturen der Verzweiflung.
Der Ruhm seiner Güte würde in hellem Glanz erstrahlen.
Du musst zurück und versuchen deine Welt in Ordnung zu bringen, damit wieder Menschen zu uns nach Phantásien kommen. Sonst geht Phantásien früher oder später von neuem zugrunde und alles war umsonst!
Und alle waren gekommen, um Bastian, den Retter Phantásiens, zu begrüssen.
Er war nicht harmlos. Er wollte gefährlich sein, gefährlich und gefürchtet.
Ich bin nicht mehr der harmlose und nichts ahnende Tropf, den ihr in mir seht. Dann werdet ihr mich kennen lernen.
Dann nahm sie einen seiner Füsse und setzte ihn sich selbst ins Genick. Mein Herr und Meister, ich erflehe deine Gnade.
Und da sie ja sogar willens war, von ihm zu lernen, was er für wünschenswert hielt, gab es eigentlich überhaupt keinen Grund, ihre Bitte zurückzuweisen. Willst du mir bedingungslos gehorchen?
Deine ewigen Belehrungen machen mich noch krank! Jetzt willst du mir auch noch meinen Sieg abstreiten und meinen Grossmut lächerlich machen!
Weise ist es, über Dingen zu stehen, niemanden zu hassen und niemanden zu lieben. Aber dir, Herr, liegt noch immer an Freundschaft. Dein Herz ist nicht kühl und teilnahmslos wie ein schneeiger Berggipfel - und so kann einer dir Schaden zufügen.
Nichts von allem hatte ihn ruhig und zufrieden gemacht. Aber Weisesein, das heisst, erhaben sein über Freude und Leid, über Angst und Mitleid, über Ehrgeiz und Kränkung. Weisesein bedeutet, über allen Dingen stehen, nichts und niemanden hassen oder lieben, aber auch die Ablehnung oder die Zuneigung anderer vollkommen gleichmütig hinnehmen. Wer wahrhaft weise war, der macht sich aus nicht mehr was. Der war unerreichbar und nichts konnt ihm mehr etwas anhaben.
Der Grosse Wissende, wer ist das?
Seit Urzeiten sinnen wir nach über das Rätsel unserer Welt.
Was ist Phantásien? - Phantásien ist die Unendliche Geschichte.
Er fühlte nichts mehr als eine kalte, grenzenlose Leere. Nun war ihm alles gleichgültig. Ihm lag an Freundschaft von nun an nichts mehr.
Ich verbanne euch für immer. Ich habe euch nie gekannt!
Nun hast du wahrhafte Grösse erreicht, sagte leise eine sanfte, verschleierte Stimme, nun liegt dir an nichts mehr und nichts kann dich mehr erreichen.
Und während Bastians Augen mehr und mehr in einem kalten Fieber zu glänzen begannen, erzählte ihm Xayíde von einem neuen Phantásien, von einer Welt, die bis in alle Einzelheiten nach Bastians Belieben zu gestalten war, in der er nach Willkür schaffen und vernichten konnte, in der es keine Schranken und Bedingungen mehr gab, wo jedes Geschöpf, ob gut oder böse, schön oder hässlich, töricht oder weise, einzig seinem Willen entsprungen war und er erhaben und rätselhaft über allem thronte und die Geschicke lenket in ewigem Spiel. Er forderte sie auf vollständige Unterwerfung unter seinen Willen zu geloben.
Er fühlte sich leer und hohl. Und je öfter er es versuchte, sie herbeizuzwingen, desto mehr erlosch die Erinnerung an jenes Leuchten in seinem Herzen, bis es ganz dunkel in ihm war.
Überhaupt gabe es mancherorts heimliche oder ganz offene Rebellion.
Alle habe ich ins Dasein gerufen! Sein Sieg schmeckte ihm bitter wie Galle und doch fühlte er zugleich einen wilden Triumph.
Der Eindruck des Wahnsinns. Die Alte Kaiser Stadt.
Und doch waren alle, die du hier siehst, zu ihrer Zeit einmal Kaiser von Phantásien - oder sie wollten es wenigstens werden. Für sie kann sich nichts mehr ändern, weil sie selbst sich nicht mehr ändern können. Jeder der nicht zurückfindet, will früher oder später Kaiser werden.
Das Beliebigkeitsspiel.
Sie können nichts mehr erzählen. Sie haben die Sprache verloren. Darum haben ich dieses Spiel für sie ausgedacht. Es beschäftigt sie, und es ist sehr einfach. Wenn du einmal nachdenkst, dann musst du zugeben, dass alle Geschichten der Welt im Grunde nur aus 26 Buchstaben bestehen. Die Buchstaben sind immer die gleichen, bloss ihre Zusammensetzung wechselt. Wenn man aber sehr lang spielt, jahrelang, dann ergeben sich manchmal durch Zufall Wörter. Keine besonders geistreiche Wörter, aber wenigstens Wörter. 'Spinatkrampf' zum Beispiel oder 'Bürstenwürste' oder 'Kragenlack'. Wenn man es aber hundert Jahre, tausend Jahre, hundertausend Jahre immer weiterspielt, dann muss nach aller Wahrscheinlichkeit dabei durch Zufall auch einmal ein Gedicht herauskommen. Und wenn man es ewig spielt, dann müssen dabei alle Gedichte, alle Geschichten, die überhaupt möglich sind, entstehen, dazu auch alle Geschichten der Geschichten und sogar diese Geschichte, in der wir beide uns gerade unterhalten. Das ist logisch, nicht wahr?
Einen Wunsch finden, der dich zurückbringt in deine Welt. Alle seine bisherigen Ziele und Pläne waren mit einem Schlag zusammengebrochen. Er wollte jetzt den Rückweg in die Menschenwelt suchen - aber er wusste nicht wie und wo. Gab es denn irgendwo ein Tor, eine Furt, eine Grenzscheide, die ihn hinüberführen konnte?
Die Einsamkeit bewirkte, dass er sich wünschte, zu irgendeiner Gemeinschaft zu gehören.
Sie hatten überhaupt keine Namen für jeden Einzelnen, nur 'wir'.
Die Männer trieben das Schiff mit ihrer Vorstellungskraft an. Mindestens zwei Yskálnari mussten ihre Vorstellungskraft völlig zu einer werden lassen. Denn erst durch diese Vereinigung entstand die Fortbewegungskraft. Denn keiner von ihnen fühlte sich als Einzelner. Sie mussten keine Gegensätze überwinden, um Harmonie untereinander zu finden. Der Einzelne zählte bei ihnen nichts. Und da sie sich nicht unterschieden, war keiner unersetzlich. Aber Bastian wollte ein Einzelner sein, ein Jemand, nicht bloss einer wie alle anderen. Er wollte gerade dafür geliebt werden, dass er so war, wie er war. In dieser Gemeinschaft der Yskálnari gab es Harmonie, aber keine Liebe.
Im ersten Fall war er machtlos geworden wie alle dort und konnte nichts mehr wünschen. Im anderen Fall waren alle Wünsche nach Macht und Grösse in ihm erloschen.
Es gab in Phantásien unzählige Berichte, die von der Suche ohne Sinn handeln.
Alles, was du suchst und willst,
auch Geborgenheit,
Trost nach allem Leid.
Ob du gut warst oder schlecht,
wie du bist, so bist du recht,
denn dein Weg war weit.
Grosser Herr, sei wieder klein!
Sei ein Kind und komm herein!
Mama! Mama!
Du gehörst zu denen, die erst zurückkehren können, wenn sie die Quelle finden, wo das Wasser des Lebens entspringt. Und das ist der geheimste Ort Phantásiens. Dorthin gibt es keinen einfachen Weg.
Muss es denn so sein, dass ich alles verliere? - Nichts geht verloren, alles verwandelt sich.
Doch wie alle wahren Veränderungen ging sie leise und langsam vor sich wie das Wachstum einer Pflanze.
Es erwachte in ihm eine Sehnsucht ganz anderer Art, ein Verlangen, wie er es bisher noch nie empfunden hatte. Die Sehnsucht selbst lieben zu können. Mit Verwunderung und Trauer wurde er inne, dass er es nicht konnte. Doch der Wunsch danach wurde stärker.
Jetzt hast du deinen letzten Wunsch gefunden. Dein Wahrer Wille ist es zu lieben.
Du musstest Vater und Mutter vergessen. Jetzt hast du nichts mehr als deinen Namen.
Es ist das Bergwerk der Bilder
Es ist gerade für solche wie dich da. Für Menschen, die den Weg zum Wasser des Lebens nicht finden können.
Je länger sie an den Bildern entlangwanderten, desto weniger konnte Bastian ergründen, was es mit ihnen auf sich hatte. Nur eines war ihm klar: Es gab einfach alles auf ihnen zu sehen, wenn auch meistens in eigentümlicher Zusammenstellung. Es sind die vergessenen Träume aus der Menschenwelt, Ganz Phantásien steht auf Grundfesten aus vergessenen Träumen.
Das Herz tat ihm weh, es war nicht gross genug für eine so riesige Sehnsucht.
Doch dann hörte er plötzlich, was der Mann ihm sagen wollte, hörte es nicht mit den Ohren, sondern tief in seinem eigenen Herzen: Hilf mir bitte! Lass mich nicht im Stich! Alleine komme ich aus diesem Eis nicht mehr heraus. Hilf mir!
Die reglosen Riesenleiber der Schlangen glänzten wie unbekanntes Metall, nachtschwarz die eine, silberweiss die andere. Und das Verderben, das sie hervorrufen konnten, war nur gebannt, weil sie sich gegenseitig gefangen hielten. Wenn sie sich je losliessen, dann würde die Welt untergehen. Das war gewiss.
Alle Sprachen der Freude sind miteinander verwandt.
In diesem letzten Augenblick durchlebte er einen Zustand völliger Unsicherheit, in dem er nicht mehr wusste, in welche Welt er gehörte und ob es ihn selbst in Wirklichkeit gab.
Es gab in der Welt tausend und tausend Formen der Freude, aber im Grunde waren sie alle eine einzige, die Freude lieben zu können.
Auch in den schwersten Zeiten seines Lebens blieb ihm eine Herzensfrohheit, die ihn lächeln machte und die andere Menschen tröstete.
Es gibt Menschen, die können nie nach Phantásien kommen. Und es gibt  Menschen, die können es, aber sie bleiben für immer dort. Und dann gibt es noch einige, die gehen nach Phantásien und kehren wieder zurück. So wie du. Und die machen beide Welten gesund.
Es gibt eine Menge Türen nach Phantásien, mein Junge. Es gibt noch mehr solche Zauberbücher. Viele Leute merken nichts davon. Es kommt eben darauf an, wer ein solches Buch in die Hand bekommt. Ausserdem gibt es nicht nur Bücher, es gibt noch andere Möglichkeiten nach Phantásien und wieder zurück zu kommen. Das wirst du noch merken. Bastian Balthasa Bux, wenn ich mich nicht irre, dann wirst du noch manch einem den Weg nach Phantásien zeigen, damit er uns das Wasser des Lebens bringt.

Michael Ende. 1979. Die unendliche Geschichte. K. Thienemanns Verlag, Stuttgart.

Das Leben als Labyrinth:
"Daraus resultiert für mich einfach, dass wir ein Gegengewicht schaffen müssen, dass es wieder etwas geben muss, was seinem Wesen nach unerklärbar ist. Das ist kein Rätsel, sondern ein Geheimnis, ein Mysterium. Man kann es erfassen, indem man sich selbst innerlich in diesem Mysterium verwandelt. Man muss sozusagen mit Leib und Seele eintauchen in das Mysterium, um auf eine ganz andere Art zu verstehen, nicht auf eine rationale Art."
(Michael Ende, in einem Interview für Radio Bremen)

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