Dienstag, 22. März 2011

Charta der Anteilnahme und des Mitgefühls

Im Kern aller religiösen, ethischen und spirituellen Traditionen befindet sich das Prinzip der Anteilnahme aus Nächstenliebe. Es fordert uns auf, andere so zu behandeln, wie wir uns das für uns selbst wünschen. Es ist die Barmherzigkeit, die uns unermüdlich dazu auffordert, das Leiden unserer Mitmenschen zu erleichtern, und statt uns selbst, unsere Mitmenschen zum Mittelpunkt unserer Welt zu machen. Das Mitgefühl fordert uns dazu auf, die unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen zu ehren und - ohne Ausnahme - jeden mit Gerechtigkeit, Gleichheit und Respekt zu behandeln.

Zudem ist es zu unterlassen, anderen im öffentlichen, wie im privaten Leben Leid zuzufügen. Unsere gemeinsame Menschlichkeit wird verleugnet, wenn wir aus Bosheit, Chauvinismus oder Selbstinteresse gewalttätig handeln oder sprechen; andere auszunützen oder deren Grundrechte zu verweigern, und Hass durch Erniedrigung anderer hervorzurufen. Wir erkennen an, dass wir nicht in der Lage waren, barmherzig zu leben, und dass manche unter uns im Namen von Religion die Summe des menschlichen Elends vergrössert haben.

Wir rufen daher alle Männer und Frauen auf, ~ die Anteilnahme und das Mitgefühl wieder in den Mittelpunkt von Moral und Religion zu stellen; ~ zum alten Prinzip zurückzukehren, dass jede Auslegung der Heiligen Schriften, die Gewalt, Hass und Missachtung lehrt, nichtig ist; ~ dafür zu sorgen, dass unsere Jugend sorgfältig und respektvoll über andere Traditionen, Religionen und Kulturen informiert wird; ~ eine positive Einstellung zu kulturellen und religiösen Unterschieden zu fördern; ~ ein informiertes Mitgefühl mit dem Leiden aller Menschen zu pflegen, auch mit denen, die als Feinde gelten.

Wir müssen die barmherzige Nächstenliebe dringend zur klaren, leuchtenden und dynamischen Kraft in unserer polarisierten Welt machen. Verwurzelt in dem festen Willen, Selbstsucht zu überwinden, kann die Barmherzigkeit politische, dogmatische, ideologische und religiöse Mauern einreissen. Geboren aus unserer gegenseitigen Abhängigkeit voneinander ist die Barmherzigkeit wichtig für alle menschlichen Beziehungen und eine verwirklichte Menschlichkeit. Sie ist der Pfad der Erleuchtung und unverzichtbar für eine gerechte Wirtschaft und eine friedvolle Weltgemeinschaft.

Charter for Compassion

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