Samstag, 26. März 2011

Gedankensplitter

Auf Gewalt verzichten, von Dorothee Sölle

Wir sehen immer nur zwei Wege
sich ducken oder zurückschlagen
sich kleinkriegen lassen oder
ganz gross herauskommen

Wir sehen immer nur zwei Möglichkeiten
selber ohne Luft zu sein oder anderen die Kehle zuzuhalten
Angst haben ode Angst machen
Geschlagen werden oder schlagen


Nur wer das Leben liebt, ist bereit sich dafür zu engagieren;
nur wer Frieden erfährt, ist bereit, sich dafür einzusetzen.


"In einer Stadt soll der Bürgermeister gewählt werden. Drei Männer stellen sich zur Wahl. Alle bekommen eine Nachtigall, die nicht singen will. Der erste dreht der Nachtigall kurzerhand den Kopf um. Der zweite traktiert seine Nachtigall so lange, bis sie singen muss. Der dritte wartet, bis die Nachtigall von sich aus ihr Lied erklingen lässt. Dieser dritte Mann wird gewählt, und er bewährt sich." Pater Lassalle


Im Segelboot sitzen und rudern
Wie kann ich vom Ruderer zum Segler werden,
vom Macher zum Gestalter,
vom festgefahrenen zum kreativen Menschen?


Wer den WEG übt, vermindert täglich.
Er vermindert und vermindert,
bis er schliesslich ankommt beim Nichtsmachen.
Beim Nichtsmachen bleibt nichts ungemacht
(aus dem Tao Te King, von Laotse)

Das Nichtmachen (wu-wei) auf dem Weg des Tao, das die Zenpraxis stark beeinflusst hat, ist kein passives, bequemes dolce far niente. Es verlangt Präsenz - wie ja auch der Segler achtsam und wach ist für das Geschehen in der Natur, für Welten, Wind und Wellen. Es ist auch nicht selbstgefälliges Kreisen um sich, sondern liebende Offenheit.


Der Mensch ist nicht, was er "macht",
er ist nicht, was er "hat",
er ist nicht, was er "ist",
er ist, was er liebt


Mensch, was du liebst,
in das wirst du verwandelt werden.
Gott wirst du, liebst du Gott
und Erde, liebst du Erde.

Gott wohnt in einem Licht, zu dem die Bahn gebricht
Wer es nicht selber wird, der sieht Ihn ewig nicht.

Angelus Silesius


Sich Zeit nehmen
Nicht stehen bleiben
Ganz bei sich und bei den anderen sein


In der Art wie dir Gutes widerfahren ist, tues Gutes zum Dank.


Angst, Furch, Zorn und Schuld:
Angst ist dort, wo man den Eindruck hat, dass sich etwas der Kontrolle entzieht.
Furcht, weil niemand etwas ändern kann.
Zorn, weil  andere etwas hätten ändern können, es aber nicht getan haben.
Schuld, weil ich etwas hätte ändern können, es aber unterliess.


Die Kirchen...
Helfen sie wirklich, angstfreier, mündiger, autonomer, kritischer zu leben?
Helfen sie, kulturell und gesellschaftliche Werte zu schaffen, zu erhalten, zu hinterfragen?
Hefen sie, die Einzelnen aus der Isolation zu holen und dienen sie dem Werden der einen Menschheit?
Mit anderen Worten: Bauen sie Schranken ab zwischen Religionen, Nationen, Rassen?
Haben sie die Menschen am Rande im Blick - vor allem auch die durch ungerechte Strukturen an den Rand gedrängten (-> strukturelle Ungerechtigkeiten)?
Sind sie bemüht, die Strukturen zu ändern und damit - etwa bei der Gleichstellung der Frau - in den eigenen Reihen zu beginnen?


Politische Aktionen haben dann am ehesten Erfolg, wenn sie gewaltfrei sind, und sie sind umso gewaltfreier, als sie spirituell motiviert sind.
Zuerst gilt es den "inneren Frieden" zu finden, dann den "äusseren Frieden."


Weg nach innen - Weg nach aussen:
Spiritualität (Gebete, Mediation, usw.) hat auch eine soziale, politische und ökologische Dimension.


"Beten heisst sprechen mit Gott."
Gott scheint zu schweigen, und so schweigt auch der Mensch, oder er sucht nach Mitteln, dieses Schweigen zu übertünchen, indem er sich etwa ein Bild macht von Gott.
Aber gerade so verbirgt er sich, nicht in seiner ihm eigenen Verborgenheit (Deus absconditus), sondern hinter dem Bild, das wir zwischen ihn und uns schieben. Etwas ist zwischen Gott und uns getreten, nämlich das Bild, das wir von ihm gemacht haben.
"Zu wem beten? - Wir wissen es nicht, doch wir beten."


Der Mensch will sich nicht in Arbeit und Nachdenken erschöpfen, sondern seine Existenz auf eine umfassende Wirklichkeit hin offen halten.


Doch Angst ist ein schlechter Berater - auch und gerade in der Begegnung mit fremden Religionen und Kulturen.


Bei nur einer Religion besteht die Gefahr des Totalitarismus,
bei zweien die Gefahr des Konfliktes,
bei drei und mehr Religionen die Chance der Harmonie. (Voltaire)


Heute religiös zu sein, heisst interreligiös zu sein, und zwar nicht nur bilateral, sondern mulitlateral.


In der Begegnung mit anderen Religionen sollten wir jene Haltung einnehmen, die Gott von Moses verlangt hat: Ziehe deine Schuhe aus, du betrittst heiligen Boden!


Islam: Das Problem ist Stolz, die Lösung ist Unterwerfung.
Christentum: Das Problem ist Sünde, die Lösung ist Erlösung.
Konfuzianismus: Das Problem ist Chaos, die Lösung ist soziale Ordnung.
Buddhismus: Das Problem ist Leiden, die Lösung ist Erleuchtung.
Judentum: Das Probelm ist Exil, die Lösung ist die Rückkehr zu Gott.


Herbst
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und siehe dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinene Händen hält.
(Rainer Maria Rilke)


Das Schicksal der Erde:
der erste Tod - das individuelle Sterben
der zweite Tod - das Erlöschen allen Lebens auf unserem grünen Planeten.


P.S. Die meisten Zitate stammen von Niklaus Brantschen aus seinem Buch: "Auf dem Weg des Zen - Als Christ Buddhist" (2002).

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