Mittwoch, 23. März 2011

Das Böse und die Todesangst

Woher kommt das Böse? - Eine Frage die einen herumtreiben kann. Ein Aspekt könnte sein, dass das Böse scheinbar Ruhe vor den existenziellen Abgründen dieser Welt zu geben verspricht. Damit meine ich nun nicht einfach Teufelsanbetung, sondern ein tiefer liegender psychologischer Mechanismus. Wer Böses begeht erfährt - auf Zeit - dass er Macht in dieser Welt hat. Damit verwechselt er jedoch fundamental die Tatsache, dass Macht in dieser Welt zu haben, nicht bedeutet Macht über diese Welt zu haben! Der Böse kann z.B. Menschen erniedrigen, quälen, ermorden, usw. So bekommt er das Gefühl, dass er wirklich Macht in dieser Welt hat. Und diese radikale Machterfahrung lässt ihn das existenzielle Dilemma des Menschseins vergessen, nämlich, dass wir weder wissen woher wir kommen, noch wohin wir gehen werden. Gewiss ist einzig, dass wir - früher oder später - sterben werden! Die Todesangst ist es, welche uns aufs Radikalste mit der Unheimlichkeit und Rätselhaftigkeit dieser Welt und unserer Existenz konfrontiert. Und normalerweise unternehmen wir alles, um diese Einsicht zu vergessen und zu verdrängen. Böse Menschen, die nun gerade ihre Mächtigkeit im Unterdrücken Schwächerer erfahren haben, können dieser existenziellen Angst auf Zeit entkommen. Schliesslich haben sie gerade ihre Mächtigkeit erfahren. Aber das Problem der Todesangst ist deswegen nicht im Geringsten gelöst, sondern nur verdeckt. Einfach dem Willen zur Macht zu folgen, hilft nicht über existenzielle Probleme hinweg. Vielmehr verschleiert er das Problem nur. Meistens gehen ja mit der Entfaltung der eigenen Bösartigkeit auch Fantasien von einem eigenen Grössenselbst und Grössenwahn einher. Und am schlimmsten ist, dass man dabei seine Menschlichkeit und sein gutes Herz verliert. Wenn wir uns aber radikal und unvoreingenommen mit unserer eigenen Endlichkeit in dieser Welt auseinandersetzen, kommen wir doch zum Schluss, dass das eigene Leben eigentlich einen Sinn gehabt haben sollte! Und solchen Sinn können wir schaffen. Wir können Gutes tun. Wir können durch unser eigenes Handeln die Absurdität der Welt - zumindest ein bisschen - ad absurdum führen.
Für einen tieferen Einblick in die existenziellen Dilemmas unseres Daseins danke ich Frau Alice Holzhey-Kunz sehr. Sie hat mir in zahlreichen Gesprächen diese existenzielle Weltsicht näher gebracht.

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