Freitag, 11. März 2011

Gottes Arme und Beine





Gottes Lebenskraft über allem
über aller Unordnung
allem Durcheinander
über jedem Chaos
allen Slums der Welt
über jedem Unrecht
und aller Gewalt

Gott will das Leben
nicht den Tod

Gottes Lebenskraft in allem!
Auch im Slum!
Kranke pflegen! Wasser reichen!
Lebensmittel bringen!
Lesen lehren! Hand anlegen!
Kleider weben!
Protestieren!

Gottes Geist
überall

Geist Gottes
Du kommst mir überall und durch alles entgegen
Fordere mich heraus
gerade auch durch das himmelschreiende Unrecht

Göttliche Lebenskraft
Heiliger Geist
Du stellst alles ins helle Licht
was dem Leben dient
Und willst alles überwinden
was tödlich ist
Gib mir den tieferen
den erleuchteten Blick
Nimm mich in deinen Dienst

Gib mit deine sieben Gaben
Weisheit - und ich werde mich einfühlen
Einsicht - und ich werde Zusammenhänge erkennen
Rat - und ich werde aus Zwängen herausfinden
Kraft - und ich werde Not wenden
Erkenntnis - und ich werde dem Leben dienen
Frömmigkeit - und ich werde dein Wehen erspüren
Ehrfurcht - und ich werde dein Geheimnis achten.




Schau tiefer, mit erleuchtetem Auge
Erdölförderung am Meer
Abgefackeltes und gelagertes Öl

Aber wozu? Wofür? Und für wen?

Nicht für die Armen im Slum
Ihnen bleibt verpestete Luft und dreckiges Wasser
weder Kanalisation
noch einen Ort zur Verrichtung der Notdurft
und kaum etwas Gutes zum Essen

BP, Esso, Shell und Co. ist ihr Schicksal gleichgültig
Und daran denkt auch nicht
wer das eigene Haus, Flugzeug und Auto vergöttlicht
und rücksichtslos giert nach immer noch mehr

Der Preis ist hoch!
Verpestete Meere, abgestorbenes Wasser
Millionen toter Fische, qualvoll verendete Wasservögel
Menschen am existentiellen Abgrund
Not, Elend, Hunger für die Massen

Den Preis zahlen die Armen
Wieder wird das Lamm mutwillig geopfert
Wieder werden Unschuldige umgebracht




Schau tiefer, mit erleuchtetem Auge
Hochhäuser, Banken, Manhattan an der Küste

Aber wozu? Wofür? Und für wen?

Nicht für die Armen im Slum
Ihnen bleibt nur die Flucht
Die Hoffnung jenseits des Meeres, irgendwo
Bootsflüchtlinge
Andere Vertriebene werden angeschwemmt
Und suchen Rettung, wo kein Retter ist

Den Mammonpriestern ist ihr Schicksal gleichgültig
Und an sie denkt auch nicht
wer seinen unersättlichen Egoismus global ausdehnt
und wer rücksichtslos konumiert
bis alles aufgebraucht ist und vernichtet

Der Preis ist hoch!
Entleerter Sinn, verbrauchte Liebe
zerbrochene Beziehung, ausgebeutete Erde
erhitztes Klima, verkarstete Alpen
verschwundene Länder, verschuldete Staaten
Und millionenfach mit Füssen getretene Würde

Den Preis zahlen die Unschuldigen
Wieder siegt die Logik der Macht
Wieder wird gekreuzigt, gepfählt, gefoltert




Du musst dich entscheiden!
Für das Mitleiden am Leiden der Leidenden!
Zum produktiven, solidarischen Protest!

Verstehe dich neu, steh auf mit den vielen
die den tieferen, erleuchteten Blick haben
gegen die andauernde Kreuzigung von Natur, Tier, Mensch

Tritt ein in die Gemeinschaft derer
die mit Jesus das Kreuz tragen
und mit ihm schreien
Ich habe Durst, Hunger
Ich bin krank, nackt, gefesselt
Ich habe kein Dach, keinen Boden
Klage an, beweine die Not
decke auf, provoziere
Der Lämmer sind genug geschlachtet!
Fordere mit Haut und Haaren
Gerechtigkeit und Lebensfülle
Und bete mit Jesus
Vergib ihnen, denn sie wisse nicht, was sie tun

Das Kreuz
sei dein Protestzeichen
gegen Not und Tod
für Auferstehung und ewiges Leben
schon diesseits des Todes



Kinder
spielen, trommeln, basteln
mit dem Rad Runden drehen
Kind sein dürfen, im Augenblick leben
nicht an morgen denken, nicht an gestern
nach innen wachsen dürfen
einen Schatz sammeln aus Licht, Liebe und Leben

Doch schau tiefer, mit erleuchtetem Auge
Das Kind, das nicht weit davon den Karren stösst
Gestohlene Kindheit!
Der Mutter helfen ist gut
Aber wenn das Kind kein Kind mehr sein darf?
Tagein, tagaus?
Wenn es früh schon altert?
Wenn es nur im Aussen leben muss?
Zu allem und jedem verzweckt und ausgebeutet?
Oder der Strasse überlassen?
Verkauft und verraten?

Ja, schau tiefer
schau mit erleuchteten Augen
Woher kommt, was du brauchst?
Vielleicht ein Produkt einer gestohlenen Kindheit?
Du wirst es in Zukunft meiden!



Lesen und schreiben
lehren und lernen
nicht um der Schule willen
sondern um zu leben
Hineinwachsen in Tradition und Kultur
die eigene Identität finden

Doch schau tiefer, mit erleuchtetem Auge
Vielen ist Schule und Bildung vorenthalten
Sie müssen an den morgigen Tag denken
und für den Lebensunterhalt sorgen
Viele haben kein Geld, keinen Lehrer
keine Bücher, keine Zeit

Sie bleiben ausgeschlossen
von den grossen Bildern
von den Visionen und den Träumen der Dichter
von den Zukunftsahnungen der Propheten
von den alternativen Möglichkeiten des Menschseins
von den Klängen der Zuversicht und der Hoffnung

Ja, denk daran, wenn du ein Buch liest
und mit erleuchtetem Auge schau, was du tun kannst
damit alle lesen und schreiben lernen



Von der eigenen Hände Arbeit leben dürfen
Mitten im Slum
Mitten zum Leben herstellen können
wenn auch mit wenig Voraussetzungen
Auch anderen Leben ermöglichen
Hoffentlich immer mehr!

Doch schau tiefer, mit erleuchtetem Auge
Was ist das für so viele!
Und was tun wir
dass diese bescheidenen Anfänge eine gute Zukunft haben?
Wir schliessen unsere Märkte für ihre Produkte
oder zahlen dafür zu wenig, stehlen ihnen das Saatgut
Wir produzieren minderwertige Lebensmittel
und erst noch im Übermass
Wir überschwemmen damit den afrikanischen Markt
Die Einheimischen bleiben auf iheren Produkten sitzen
Es bleibt ihnen nichts anderes als zu flüchten
und hier bei uns ein besseres Leben zu suchen
Und wir sagen dann: Wirtschaftsflüchtling

Ja, schau gut hin
Habe die vor Augen, die im Slum leben
bei allem, was du tust
was du kaufst und gebrauchst



Kranke pflegen, Wasser reichen
Nackte kleiden, Fremde beherbergen
Hungrige nähren, Gefangene befreien
Wunder der Zuwendung
Auch im Slum

Doch schau mit tieferem, erleuchtetem Auge
Tote werden bestattet, die nicht hätten sterben müssen
Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind
an den Folgen der Unterernährung
Jeden Tag 100'000 Hungertote
Es fehlt an Medikamenten, am Nötigsten

Und verlgeiche, was du hast
Für jedes Wehwechen eine Pille
Freie Arztwahl, wenn auch mit grossen Kosten
Jeden Tag Fleisch
produziert aus Soja und Getreide
wovon zehn Hungrige satt werden könnten
und zum Dessert das ganze Jahr
Litschi, Bananen, Mango und Erdbeeren

Leben ist nur Leben
wenn es nicht auf Kosten anderer gelebt wird




Zieh, Frau, zieh
Bring das Wasser zu den Menschen
Zieh, Mann, zieh,
Bring das Brot zu den Menschen

Stoss, Junge stoss
Wir wollen leben
Stoss, Mädchen, stoss
Alle wollen leben

Du weisst nichts, ausser du tust es
Nur wer den Willen Gottes tut
ist ein spiritueller Mensch

Gott hat keinen anderen Leib
nur den deinen
Nur dein Gesicht hat er
um sich zu zeigen
Nur deiner Arme Kraft
um das Antlitz der Erde zu verändern
Nur deine Hände
um die Not zu wednen
Nur deine Füsse
um Leben und Frieden zu bringen

Denk daran
Gottes Lebenskraft ist in dir
wenn du Kranke pflegst
Wasser reichst
Lebensmittel aus fairem Handel kaufst
das Kind als Kind würdigst
einen nachhaltigen Lebensstil gestaltest
dich in Ehrfurcht vor jedem Leben beugst
gegen den Tod aufstehst

Text von Anton Rotzetter
Hungertuch-Bild von Sokey A. Edorth

Brot für alle/ Fastenopfer

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