1. Du steckst in einer Krise, du hast Probleme.
Orientierungslosigkeit macht empfänglich für neue Wege. Und der Persönlichkeitstest von Scientology ist z.B. so angelegt, dass jeder sich Defizite eingestehen muss. Meist in der Kommunikation, der Selbstwahrnehmung oder der Durchsetzungsfähigkeit.
2. Wir haben die Lösung.
Das Ziel ist die spirituelle Vervollkommnung und Freiheit. Sekten sind immer masslos, sie versprechen Überfluss, Perfektionierung und Wachstum ohne Ende. Bis zur Unsterblichkeit in einer anderen Welt reichen die Verlockungen.
3. Sie berufen sich auf höhere Mächte.
V.a. bei Gruppen, die Erleuchtung oder ein neues Bewusstsein versprechen, fällt das nicht schwer. Der Meister oder die Meisterin ist meist im direkten Kontakt mit Gott bzw. der höchsten Bewusstseinsebene.
4. Das überwältigende Gemeinschaftsgefühl der Rituale.
Musik, Dunkelheit, brennende Krezen, Versinken in Meditation - wir erschauern mit allen Sinnen und spüren plötzlich eine jenseitige Wirklichkeit. Gerade am Anfang sind die Menschen durch die neuen Erfahrungen euphorisch, vergleichbar mit einer Suchterkrankung. Sie wollen mehr und mehr und geraten so in den Sog des Rausches. Die Lust am Bösen paart sich mit derm Gefühl der völligen Entgrenzung, alle Werte sind entwertet. Mit magischen Ritualen steigert sich dieses Erleben bis zur Extase.
5. Bei uns bist du geborgen.
Wer sich einsam und verloren fühlt, findet plötzlich Halt.
6. Nur viele Stufen führen zum grossen Ziel.
Denn natürlich dürfen Mitglieder niedriger Ränge stets nur einen kleinen Teil des grossen Wissens erblicken. Und wenn man scheitert, dann liegt das nie am System, sondern am Gescheiterten selbst. Er bemüht sich nicht genug, glaubt nicht genug. Und eigentlich sollte eh niemand die Bewusstseinsstufe des Meisters erreichten. Er bleibt das unerreichbare Vorbild.
7. Gegenseitige Bespitzelung.
So entsteht ein ständiges Klima der Angst. Verkauft wird das alles als Sorge ums Seelenheil der Betroffenen und um den Zusammenhalt der Gruppe. Jeder Abweichler verrät die absolute Wahrheit. Um das versprochene Ziel zu erreichen, muss man sich von altem Ballast lösen. Auch von Menschen.
8. Wir sind die Auserwählten.
Wir sind unfehlbar. Einzig wer der richtigen Lehre folgt, wird ein "Clear" (Scientology) oder das Weltende überleben, etc.
9. Symbole schweissen verschwörerisch zusammen.
Opfer verfallen den Versprechen, glauben bedingungslos an die vermittelte Wahrheit, sehen Kritik als Verleumdung, brechen alte Kontakte ab, verlieren ihre Selbständigkeit. Sie sind bereit für die Gehirnwäsche.
10. Seelenfänger programmieren das Gehirn um.
Aus der Psychologie kommt das Verfahren der Konditionierung. Bestimmte Reize, z.B. die Stimme des Gurus, sollen Euphorie auslösen. Kaum beginnt das geheimnisvolle Ritual, strömt das Glücksgefühl. Und nur in der Gemeinschaft funktioniert das versprochene neue Bewusstsein.
Ein gefährlicher Weg in die Willenlosigkeit. Im Extremfall führt geballte Psychomanipulation zu Handlungen, die mit normalem Menschenverstand nicht mehr nachvollziehbar sind. So kommt es z.B. immer wieder zu Massenselbstmord. Einer der spektakulärsten Fälle ist das "Finale" des Peoples Temple. 1978 bringen sich auf Geheiss von Sektenführer Jim Jones 900 Menschen im Urwald von Südamerika um. Oder die japanische Aum Sekte wollte den herannahenden Weltuntergang beschleunigen, indem sie in der U-Bahn von Tokjo Giftgas freisetzte.
Nun sollen aber nicht alle neuen religiösen Gemeinschaften verteufelt werden. Andere Religionen können den eigenen Horizont erweitern. Und wenn wir genau hinschauen, so sehen wir, dass auch die etablierten Konfessionen des Christentums extremistische Züge haben. Darum sollte man nicht alles Neue, Andere und Fremde ablehnen. Aber man sollte genau hinschauen, ob sich nicht sektenähnliche Strukturen aufbauen.
Die gefährlichsten Psychotricks der Welt - Sekten, Gurus, Seelenfänger, in: Hörzu Wissen, Nr. 3 Juni/Juli 2011.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.