Sonntag, 3. Mai 2009

Evolutionäre Erklärungen von Religion & Moral

Die Aufklärung und insbesondere die Naturwissenschaften haben immer mehr Gebiete unserer Welt entzaubert. Wir glauben heute nicht mehr, dass eine "Regenfeh" für den Regen verantwortlich ist, dass Geister in Sümpfen und Seen leben, etc. Die Zeiten des Animismus sind vorbei. Aber auch der mythische Gott ist aus dem Himmel gefallen. Unsere Schöpfungsmythen sind nicht mit modernen, evolutionären Erklärungen kompatibel. Auch die übrigen wundersamen Geschichten in den "Offenbarungsbüchern" der Menschheit scheinen nicht mit einem modernen Weltbild vereinbar zu sein. Und schliesslich werden Moral und Religion direkt angegriffen. Sie stehen nicht mehr für metaphysische Erklärungen. Vielmehr wird auf evolutionäre Erklärungen von Moral und Religion verwiesen. Im Entstehungsprozess von Moral und Religion hatten sie irgendeinen evolutiven Vorteil (z.B. bessere soziale Kooperation). Sonst wären sie als erstes gar nicht entstanden und hätten sich auch nicht während dem weiteren evolutiven Prozess halten können. Aber was sagt dies über den Wahrheitsgehalt von Religion und Moral aus? - Wenn wir uns einmal daran gewöhnt haben, dass die Welt evolutionär entstanden ist, warum sollten dann nicht auch Religion und Moral evolutionär entstanden sein? - Die evolutionäre Genese von Religion und Moral setzt diese nicht grundsätzlich ausser Kraft! Der ideelle, metaphysische Gehalt von Religion und Moral bleibt weiterhin gültig! Und wir können weiterhin darüber debatieren, welches die "richtige" Religion, bzw. die "richtige" Moral ist ... (Mein post-moderner Grundsatz ist dabei, je bunter, um so besser!)

P.S. Religiöse Offenbarungsbücher enthalten - in mythischer Form - immer noch Inspirationen, wie man sich das Göttliche vorstellen kann ("religiöse Diktionäre"). Einen anderen Weg bietet die vernunft-geleitete Religionsphilosophie. Aber alle religiösen und moralischen Erklärungsansätze bleiben im letzten unvollständig! So das Wesen der Religion und auch der Moral. Im letzten braucht es einen "Glaubenssprung" um letzte Gewissheiten subjektiv für wahr halten zu können.

P.P.S. Bei der Vielfalt an religiösen Weltbildern, welche unsere Welt bietet, wird es immer wichtiger eine gemeinsame Referenzsprache zu finden. Das Gleiche gilt auch für die Moral (vgl. z.B. das Projekt "Weltethos").

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