Das positive an der Transpersonalen Psychologie ist, dass sie versucht Psychologie mit Religion zu verbinden. Positive Spiritualität kann bei der Bewältigung von Lebenskrisen und Krankheiten helfen. Anzuzweifeln ist dann aber ihr Versprechen mittels meditativen Techniken aussergewöhnliche, höhere Bewusstseinszustände zu erreichen. In transpersonalen Zuständen sollte es möglich sein, dass das Persönliche überschritten werden kann. In der nondualen Erleuchtung soll die "Einswerdung" von und mit allem unmittelbar erlebbar werden. Es gibt aber keine eindeutige Evidenz für die Existenz solcher Bewusstseinsräume!
Dennoch ist die Bilanz nicht nur negativ. Wenn auch kritisiert werden kann, dass Spiritualität eine willkommene Fluchtmöglichkeit bietet. So ist es doch so, dass in der Psychotherapie die religiöse Dimension ausgeblendet bleibt. Die Daseinsanalyse, mit ihrem Übervater Heidegger, geht zwar auf religiöse Fragen ein, wie warum es überhaupt eine Welt gibt und nicht vielmehr nichts? - In der Auslegung nach Heidegger rückt dann aber die totale existenzielle Angst in's Zentrum! Was die Untergrabung einer beruhigt-vertrauten Weltsicht anbelangt, ist Heidegger ein wahrer Meister. Die Bedeutung von Angst und Sorge im Sein zum Tode des menschlichen Daseins macht Heidegger sehr eindrücklich klar. Aber nach Heideggers-Angstphilosophie ist sogar ein Mehr an Angst erst der richtige Weg zu wahrem Sein!? - Verkannt werden dabei der Stellenwert positiver Gefühle im Allgemeinen und der Liebe im Besonderen. Auch wenn Heidegger mit seiner Sicht, dass die Angst im Zentrum des Menschseins herrscht, wohl recht hat. Und viele der frommen Versprechen der Religiösen einiges zu leichtfertig dem Bedürfnis nach metaphysischer Geborgenheit nachgeben. In letzter Verzweiflung wird dann jeweils an den jeweiligen Dogmen festgehalten. Aber wie gesagt, scheinen mir auch die Positionen von Heidegger & Co. (Sartre, Camus, etc.) überzeichnet.
Im Anschluss an eine reformierte Transpersonale Psychologie oder richtig verstandene Daseinsanalyse sollte auch versucht werden, die religiöse, spirituelle Dimension mit in den Denk- und Erfahrungshorizont zu bringen. Ausgangspunkt für eine solche spirituelle Sichtweise ist die Bedeutung der Überzeitlichkeit der Liebe. Im Unterschied zu Heideggers Sorge orientierten Sicht menschlichen Daseins, sollte die Bedeutung glücklicher und freudiger Augenblicke und Lebensphasen für das Ganze des Lebens betont werden. Die während solchen glücklichen Phasen gebildeten Weltbilder können noch für lange Zeit nachwirken. Die Anstrengungen des folgenden Lebens hängen davon ab, ob das in diesen seltenen Glücksaugenblicken erlebte festgehalten und fruchtbar gemacht werden kann? So die schöpferische Leistung glücklicher Zeiten!
Religion und Spiritualität gehen über simple Positive Psychologie, bzw. Glückspsychologie weit hinaus. Paul Tillich lässt im "Der Mut zum Sein" seinen Gott erscheinen, wenn der Gott der Angst und des Zweifels untergegengen ist. Aber auch holistische Religionsvorstellungen können helfen (vgl. z.B mein Posting vom 29.4.09 zu "Elementen des Weltbildes von Gandhi"; wie das Gute bei allem Wandel der Welt nie wirklich untergeht und so zu so etwas, wie dem "Gandhi-Tao" wird).
Hinweis: Lexikon Artikel "Transpersonale Psychologie" Evangelische Zentralstelle für Weltanschaungsfragen (EZW), Berlin: http://www.ekd.de/ezw/Lexikon_1897.php.
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