Freitag, 22. Mai 2009

Interreligiösität/Multireligiösität

Eine "Portfolio-Theorie" des Glaubens ...

Bedeute einem Glauben beizutreten, (z.B. den Reformierten), dass in Zukunft auf alle anderen Weltanschaungen verzichtet werden muss? (Es kann nur einen Gott geben!) Wie sollen auch Alleinheit und Gottesglaube zusammengehen? Schliessen sich Theismus und Atheismus doch wechselseitig aus! - Ich bin nun der Meinung, dass hier ein Ansatz der Ökonomie weiterhelfen kann. Dort gibt es die paradigmatische Situation unter Unsicherheit Entscheidungen treffen zu müssen. Die Antwort lautet, dann nicht dass ganze Geld in eine einzige Unternehmung zu investieren, sondern sich verschiedene Optionen offenzuhalten. Auf die Religion angewandt bedeutet dies, dass ich z.B. mit 30 % Wahrscheinlichkeit an Gott glaube, mit 30% an eine Alleinheit und mit den restlichen 40% bin ich Atheist. Ich glaube ein solcher Ansatz ist gerechtfertigt, hat man nur einmal die mythische Stufe der Religiösität hintersich gelassen. Weder angebliche göttliche Offenbarung noch angebliche mystische Erleuchtung können einen letztgültigen, richtigen Glauben grantieren. Der Bereich des Glaubens zeichnet sich durch letzte Unerkennbarkeiten aus! Ein Patchworkglaube, der auch sich wechselseitig ausschliessende Gottesvorstellungen beinhaltet, scheint mir der richtige Weg zu sein!


... oder postmoderne Spielereien?

Bei den UUs ist es das Bild der "Kathedrale der Welt", wo durch jedes Fenster ein anders gefärbtes Licht, mit einem anderen Bild in's Innere scheint, was stellvertretend für die verschiedenen Religionen steht. Und etwas neutraler wird einfach vom "Spirit of Life" gesprochen. Ein Ausdruck, der verschiedene Gottesvortstellungen in sich vereinen kann. (Die UUs haben eine ganze Liste mit "Wow Words" zusammengestellt um dem Wunder dieser Welt und ihren transzendenten Dimensionen besseren Ausdruck zu verschaffen: http://www.uua.org/religiouseducation/curricula/tapestryfaith/spiritlife/workshop1/workshopplan/handouts/159103.shtml). Und ein anderes UU Mantra ist: "You need not think alike to love alike." (Francis David). Buddha vergleicht zankende Mönche (die sich über den "wahren" Weg des Buddhismus streiten), mit Blinden die einen Elefanten beschreiben sollten. Derjenige, der den Elefanten am Bein betastet denkt an eine Säule, derjenige der den Schwanz des Elefanten untersucht, assoziiert eine Schnur, die Stosszähne werden für Pflugschare gehalten und der Kopf schliesslich für einen Kessel. An Hand von diesem Gleichnis will Buddha seinen Schülern zeigen, wie vielfältig die Wahrheit sein kann. Und dass man nicht vorschnelle Schlüsse ziehen sollte. Denn manche klammern sich an ihre Lehrmeinungen. Aber streiten tun doch nur die Menschen die lediglich einen Teil der ganzen Wahrheit sehen. (Buddha, Udana 6.4: Tittha Suttra). Weiter gibt es auch zwei monistische Metaphern für die Einheit aller Religionen: Einerseits Ramakrishnas Bild vom Ozean in den alle Flüsse/Religionen münden. Anderseits das Sufi-Bild von der gleichen Quelle, aus der die verschiedenen Flüsse/Religionen entspringen.
Schliesslich will ich noch versuchen die radikal-pluralistische, postmoderne Sichtweise auf den Punkt zu bringen: „Je bunter und vielfältiger, umso besser!“ sollte der Grundsatz lauten. Haben wir uns erst einmal vom religiösen Exklusivismus verabschiedet, können wir die Vielfalt der existierenden Religionen auch als ein positives Zeichen verstehen, dass wohl etwas Buntes, Fröhliches dahinter stecken muss, wenn das Göttliche so viele verschiedene, inspirierende Ausdrucksformen annehmen kann!

P.S. Die Angst-Version der religiösen Bastelei und Spielerei, ist die Angst vor einem herrischen und gnadenlosen Gott. In einem solchen Fall, geht man vom schlimmsten Fall aus, dass Gott nicht nachsichtig ist mit Un-, bzw. Teil-Gläubigen. Blaise Pascal argumentiert, dass man an Gott glauben sollte. Wenn der Glaube zutrifft, kommt man dafür in den Himmel. Wenn nicht, hat man sich nichts vergeben. Und sollte Gott doch existieren und man hätte nicht an ihn geglaubt, wäre die Strafe ja mehr als schrecklich, nämlich ewige Verdammniss in der Hölle!

P.P.S. Bertrand Russell hat nun umgekehrt atheistisch argumentiert, dass es einfach nicht genügend Evidenz gibt, die einen Gottesglauben legitimieren würde. Und das bei einer solchen Ausgangslage ein Gott im Jenseits einem wohl seinen Atheismus vergeben müsste!

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