Freitag, 29. Mai 2009

Kirchen am Ende?

"Bricht sich diese liberale Haltung weiter Bahn – Zweifel darüber bestehen kaum -, haben die traditionellen Glaubensgemeinschaft in Zukunft einen schweren Stand. Es sei denn, sie definierten Religion und Glauben neu. Die Bibel jedenfalls toleriert diese offene Haltung nicht.
Extrapoliert man die Entwicklung der religiösen Landschaft in den vergangenen 50 Jahren in die Zukunft, ist mit weiteren massiven Umwälzungen zu rechnen. Eine Überlebenschance haben die Landeskirchen vermutlich nur, wenn sie die Drohbotschaften über Bord werfen und Frohbotschaften verbreiten. Und wenn sie den Gläubigen helfen, den Alltag im Diesseits zu bewältigen. Das Leben im Jenseits kommt schliesslich noch früh genug.
Trotzdem werden fundamentalistische Glaubensgesellschaften und Sekten weiterhin gut gedeihen. Es wird immer eine Minderheit von Menschen geben, die die letzten Fragen beantwortet haben müssen, um nicht zu verzweifeln. Oder die Halt in einer radikalen Gruppe brauchen, weil sie die Freiheit nicht aushalten."

Aus dem Blog von Hugo Stamm: Posting "Kirchen am Ende?" vom 17. Mai '09 (http://newsnetz-blog.ch/hugostamm/blog/2009/05/).

Was die Entwicklung hin zu einer liberalen Religion anbelangt, bin ich nicht so zuversichtlich wie Hugo Stamm. (Auch wenn ich einige positive Veränderungen in der religiösen Einstellung der Menschen zu Beginn des neuen Jahrhunderts erkenne. Aber wieviel Wandel in Richtung Pluralismus ist wirklich von innen heraus erwünscht, und wie sehr ist die Vielfalt an Weltanschauungen einfach eine Folge der Globalisierung? Auch wenn aus einer Not noch eine Tugend werden kann...) Und wo er meint nur eine Minderheit von Menschen zu orten, welche die letzten Fragen beantwortet haben müssen und dafür bereit sind, sich in totalitäre Strukturen einbinden zu lassen, glaube ich, dass es auch weiterhin eine grosse Mehrheit der Menschen sein wird, die nach "letzten Antworten" lächzen wird! Es aushalten zu müssen, dass man nicht weiss, warum man hier auf dieser Erde ist, ist eine Zumutung, die kaum jemand gut aushält. Geschweige denn mit dem Faktum des Todes klarkommen zu müssen! Es ist wohl diese existenzielle Unbestimmtheit, die Heidegger als den Last-Charakter des menschlichen Daseins beschreibt. Aus daseinsanalytischer Sicht sind wir Menschen in der Regel eigentlich mit unserer Existenz überfordert. Die Kräfte, welche diese Welt zu einem "Unzuhause" machen, sind stark!

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